Stau am Gotthard
GLP-Nationalrätin will Ausweichrouten verbieten

Die regelmässigen Staus am Gotthard sind nicht nur für die Autofahrer eine Geduldsprobe. Der Ausweichverkehr belastet auch die umliegenden Dörfer. Navis sollen den Verkehr deshalb künftig nicht mehr dorthin umleiten dürfen, fordert GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner.
Publiziert: 10.08.2023 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 11:05 Uhr

Es staut und staut und staut. Regelmässig stehen die Blechlawinen am Gotthard. In den letzten Jahren ist der Stau vor dem Gotthard förmlich explodiert. Gab es 2012 noch knapp 600 Staustunden auf der A2, waren es im Jahr 2022 bereits 1800. Tendenz steigend. Wer vor der Tunnelröhre nicht ewig warten mag, versucht auszuweichen. In die Röhre gucken dann die Urner – sie haben die Nase voll von Lärm und Abgasgestank.

Das ist auch der Politik aufgefallen, die in diesem Sommer schon die verschiedensten Ideen zur Staubekämpfung aufgeworfen hat. Der neuste Vorschlag kommt von der Zürcher GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner (55). Sie will die Hersteller von Navigationsgeräten per Gesetz zu einer «intelligenten Verkehrslenkung» verpflichten, wie sie jüngst auf Twitter ankündigte.

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Navis sorgen für Ausweichverkehr

Denn moderne Navis verfügen über Echtzeitdaten. Kaum beginnt es auf der Autobahn zu stocken, schlägt das Gerät vor, über die Kantonsstrasse auszuweichen und so Zeit zu sparen. Doch der Ausweichverkehr blockiert Blaulichtorganisationen und behindert den öffentlichen Verkehr. Und er belastet die Dörfer.

Der Andrang auf der A2 am Gotthard steigt und steigt.
Foto: Keystone
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Die Urner Polizei ist gefordert
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Überfüllte Strassen:Die Urner Polizei ist gefordert

Schaffner will diesen Schleichverkehr via Navigationsgeräte unterbinden. Die Hersteller sollen ihre Systeme künftig so programmieren müssen, dass kein Transitverkehr mehr durch Dörfer und über andere Nebenstrecken geleitet wird. Weil die Rechtsgrundlage auf Bundesebene fehle, hätten Kantone und Gemeinden heute keine Möglichkeit, Navis entsprechend zu beeinflussen, erklärt Schaffner in der «NZZ».

Heute brausen Fahrzeuge im Sekundentakt nur wenige Meter neben Wohnhäusern, Bäckereien und Coiffeursalons vorbei. Jahrein, jahraus leidet die Urner Bevölkerung unter der Blechlawine, die sich vor allem an Ostern, Pfingsten und während der Sommerferien gnadenlos ihren Weg in Richtung Tessin und zurück bahnt.

Bisherige Anläufe sind gescheitert

Navigationssysteme würden Anordnungen teilweise ignorieren und den Verkehr auch durch gesperrte Strassen führen. Das führe auch zu «kreativen Gegenmassnahmen». So hätten die Behörden den Verkehr gestoppt und einen künstlichen Stau erzeugt, um die Navigationssysteme von der Alternativroute abzubringen.

Schaffners Vorstoss ist nicht der erste dieser Art. Zuletzt forderte der ehemalige SP-Nationalrat Thomas Hardegger (67) 2015 ähnliche Vorgaben für Navigationsgeräte. Der Bundesrat sah damals keine Dringlichkeit, zumal Verkehrsinformationen «ohnehin nur informellen Charakter» hätten, erinnert die «NZZ».

Zudem arbeite der Bund in der europaweiten Plattform «Traffic Management 2.0» mit, um den gegenseitigen Austausch von verkehrsrelevanten Daten zu organisieren. Ein Jahr später lehnte der Nationalrat die Motion ab. (dba)

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