Steigende Fallzahlen
Bund prüft zentrale Beschaffung von Affenpocken-Impfstoff

Bisher hat der Bund abgewartet. Nun aber prüft das Bundesamt für Gesundheit doch eine zentrale Beschaffung von Affenpocken-Impfstoff. Denn die Fallzahlen in der Schweiz steigen.
Publiziert: 04.08.2022 um 07:24 Uhr

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) prüft aktuell eine zentrale Beschaffung eines Impfstoffs gegen die Affenpocken. Allerdings hat das Heilmittelinstitut Swissmedic bisher kein Zulassungsgesuch für eine Impfung erhalten.

Ob es im Fall der Affenpockenimpfung zu einer rollenden Prüfung der Daten wie bei den Zulassungsgesuchen für Covid-19-Impfstoffe kommt, ist den Angaben von Swissmedic zufolge von der Epidemielage abhängig.

Noch ist von einer Pandemie keine Rede

Eigentlich ist diese rollende Eingabe der Daten im Verfahren bisher nur für Covid-19-Arzneimittel vorgesehen, wie die Zulassungsbehörde schreibt. Diese Methode ist dort sinnvoll, wo die Daten noch unvollständig sind. Swissmedic klärt entsprechende Fragen vorab bei einem Treffen mit den Gesuchstellern.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) prüft aktuell eine zentrale Beschaffung eines Impfstoffs gegen die Affenpocken.
Foto: Keystone
1/5

Die EU-Kommission liess bereits den eigentlich für Menschenpocken produzierten Impfstoff Imvanex auch gegen Affenpocken zu. Die Zahl der Affenpockenfälle hat mit 304 am Mittwoch erstmals die 300-er-Marke überstiegen. Die Krankheit hat aber bisher bei weitem weder epidemische geschweige denn pandemische Werte erreicht. Sie ist meldepflichtig und das BAG überwacht sie seit dem 21. Mai.

Der Bund evaluiert derzeit die zentrale Beschaffung eines Impfstoffs gegen die Affenpocken, wie das BAG mitteilte. Voraussetzung dazu ist die Zulassung durch Swissmedic.

Kommission arbeitet an Impfempfehlungen

Ein Artikel in der Arzneimittel-Bewilligungsverordnung erlaubt es zwar Fachpersonen, unter bestimmten Bedingungen Medikamente und Impfstoffe zu importieren, die in der Schweiz noch nicht zugelassen sind und damit Patientinnen und Patienten zu behandeln. Das kommt aber derzeit nicht in Frage.

Der dänisch-deutsche Impfstoffspezialist und Imvanex-Hersteller Bavarian Nordic nämlich ist gemäss dem BAG nur dazu bereit, seinen Affenpockenimpfstoff an Staaten und in grösseren Mengen zu liefern. Deshalb prüft der Bund die zentrale Beschaffung. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen erarbeitet aktuell Impfempfehlungen.

Infizierte sind nicht lange ansteckend

Bei Affenpocken droht keine Pandemie wie etwa bei Aids. Die Krankheit wird gemäss Infektiologen nicht übertragen, wenn die infizierte Person keine Symptome wie Pockenbläschen oder Pusteln aufweist. Somit sind Infizierte nicht lange ansteckend. Wenn die Pusteln abgeheilt sind, sind die Erkrankten immun.

Bei HIV ist das ganz anders: Sichtbare Symptome zeigen sich erst Jahre nach der Ansteckung, ansteckend sind Infizierte aber bereits davor. Zudem sind Affenpocken-Viren kaum via Blut übertragbar.

Spanien meldete bisher zwei Tote aufgrund der Affenpocken. Das sind die ersten Todesfälle in Europa aufgrund der sich rasch ausbreitenden Infektionskrankheit. Weltweit wurden seit Mai acht Tote registriert. Die ersten fünf waren aus Afrika gemeldet worden, wo die Krankheit 1970 erstmals beim Menschen diagnostiziert worden war. Daneben hatte Brasilien einen Todesfall gemeldet.

Weltweite Verbreitung ist ungewöhnlich

Weltweit sind laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, rund 70 Prozent der seit Mai gemeldeten 18'000 Ansteckungen mit Affenpocken in Europa festgestellt worden, rund 25 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent.

Die WHO rief die höchste Alarmstufe aus. Die weltweite Verbreitung der Affenpocken ist ungewöhnlich, bisher waren sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.

Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt und durch Tiere. Im Gegensatz zu den seit 1980 dank der Impfung ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken milder; die meisten Infizierten erholen sich nach einigen Wochen. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?