Stromfirmen planen Ausbau
Solar-Offensive in den Alpen

Der Bund hat den Weg geebnet. Nun suchen sieben Elektrizitätswerke zusammen mit einem Verein nach Standorten für neue alpine Solaranlagen. Sie sollen gerade im Winter Strom liefern.
Publiziert: 09.10.2022 um 17:38 Uhr

Im schlimmsten Fall droht sogar der Blackout. Der Bundesrat unternimmt zwar alles, um das zu verhindern. Doch gerade im Winter fehlt es der Schweiz zunehmend an Strom. Dennoch wurde lang kaum in Wasserkraftwerke, Windräder oder Solarparks investiert. Es lohne sich finanziell nicht, hiess es in der Strombranche. Diese steckt ihr Geld lieber in Projekte im Ausland.

Von der drohenden Energie-Krise aufgeschreckt hat das Parlament nun aber rechtliche Schranken abgebaut und üppige Subventionen gesprochen. Das macht den Bau von grossen Solaranlagen in den Alpen auf einen Schlag «finanziell hochattraktiv», wie der Zürcher Solarenergie-Experte Jürg Rohrer der «NZZ am Sonntag» sagt.

Über Hochnebelgrenze deutlich profitabler

Sieben grosse regionale Stromversorger wollen die Gunst der Stunde nutzen und in den Hochalpen eine Solar-Offensive starten. Der Bau von bis zu zehn Anlagen soll vorangetrieben werden. Ihr grosser Vorteil: Solche Kraftwerke über der Hochnebelgrenze lieferten die Hälfte des im Jahresverlauf anfallenden Stroms im Winter. Bei Anlagen im Unterland liege dieser Anteil hingegen bei nur einem Viertel, rechnet die «NZZ am Sonntag» vor.

Solaranlagen im hochalpinen Raum sollen helfen, Stromlücken im Winter zu verhindern.
Foto: Getty Images
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Zu den Versorgern gehören unter anderen die CKW aus Luzern, EWZ und EKZ aus dem Kanton Zürich sowie die AET aus dem Tessin. Sie haben mit einer Interessengemeinschaft namens IG Solalpine Verträge abgeschlossen. Gespräche mit weiteren Versorgern laufen, erklärt Vizepräsident und ehemaliger Elcom-Geschäftsführer Renato Tami. Die IG wolle mit Versorgern aus dem ganzen Land zusammenarbeiten.

Pläne sollen rasch vorangetrieben werden

Die IG werde nach geeigneten Grundstücken in den Bergen suchen und Gespräche mit Gemeinden und Anwohnern aufnehmen. Noch nenne Tami keine konkreten Standorte. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass noch diesen Monat ein erstes Vorhaben präsentiert werden kann.

Bestehe an den Standorten ein Wille zum Bau einer Anlage, werde die IG das Projekt an ihre Partner verkaufen. Die Standortgemeinden sollen dank eines Solar-Rappens an den Einkünften teilhaben. Das kann sich durchaus auszahlen. So könnte eine Anlage, die 900 auf 800 Meter gross ist und 180 Gigawattstunden Strom produziert, der Standortgemeinde jährlich rund 1,8 Millionen Franken einbringen, rechnet die Zeitung vor.

Erklärtes Ziel des Bundes ist es, dass Solaranlagen in den Bergen bis Ende 2025 2000 Gigawattstunden produzieren. Zum Vergleich: Heute verbraucht die Schweiz pro Jahr 58 000 Gigawattstunden Strom. (dba)

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