SVP-Büchi ist nicht die Erste
Auch ein Juso griff schon mal zur Waffe

SVP-Frau Cornelia Büchi sorgt mit ihrem Sturmgewehr-Wahlplakat für Aufregung. Doch sie ist nicht die Erste, die im Wahlkampf zur Waffe greift. Letztes Jahr zeigte sich ein Juso-Kandidat mit seinem Sportgewehr.
Publiziert: 18.02.2020 um 13:10 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2020 um 12:05 Uhr
Mit ihren Plakate löste die Thurgauer SVP-Kandidatin einen Shitstorm aus.
Foto: Screenshot facebook
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Ruedi Studer

«Zielorientiert auch im Grossen Rat» – mit diesem Slogan umwirbt die SVP-Politikerin Cornelia Büchi (59) aus Uesslingen TG die Wähler im Thurgau. Auf einem Plakat posiert sie mit einem alten Sturmgewehr 57. Auf einem anderen Sujet zielt sie auf den Betrachter.

Die Wahlwerbung hat in den sozialen Medien für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Manche Kritiker assoziieren das Bild mit dem Zuger Attentat vom September 2001, bei dem im Kantonsrat 14 Menschen erschossen wurden.

Juso-Kandiat mit Sportgewehr

Allerdings posierte schon ein anderer Politiker mit einer Waffe. Bei den letzten Nationalratswahlen kämpfte Juso-Kandidat Thomas Büeler (27) im Kanton Schwyz mit einer Sportwaffe in der Hand um Stimmen. «Du entscheidest wie du lebst», so der Slogan auf dem Plakat, auf dem er sich als «leidenschaftlicher Sportschütze» präsentierte.

«Neben den normalen Plakaten gab es bei allen Juso-Kandidaten eine zweite Serie, auf welcher wir uns von einer nicht alltäglichen Seite zeigen wollten», sagt Büeler zu BLICK. Dass er gerade als Linker zu seiner Schützenleidenschaft steht, sei eher positiv aufgenommen worden. «Viele Reaktionen gab es aber nicht – und wenn, dann fand man es eher mutig. Auch aus linken Kreisen gab es keine Kritik.» Auf seinem Plakat sei aber klar, dass der sportliche Aspekt im Fokus stehe.

«Sie tut mir leid»

Zwischen seinem und Büchis Sujet sieht er denn auch einen gravierenden Unterschied: «Meine Waffe ist nie auf die Leute gerichtet», so Büeler. «Ihr Sujet ist sicher unglücklich gewählt, ebenso der Slogan dazu.» Damit habe sie eine gewisse Angriffsfläche geboten, gerade mit Blick auf das Zuger Attentat. «Trotz aller politischer Rivalität tut sie mir aber leid», so Büeler. «Hinter ihrem Plakat steht sicher keine böse Absicht.»

Auch in der SVP gab es das Sturmgewehr-Sujet schon. So solidarisiert sich der der Solothurner SVP-Politiker Christian Riesen, der letztes Jahr für den Nationalrat kandidierte, auf Twitter mit seiner Thurgauer Parteikollegin. Er postete gleich ein altes Wahlplakat, das ihn mit Sturmgewehr zeigt.

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Mit Waffen gegen EU-Richtlinie

Auf Waffen setzten letztes Jahr im Abstimmungskampf auch die Gegner der EU-Waffenrichtlinie im Abstimmungskampf. SVP-Politikerin Camille Lothe (26) posierte mit einem rosa Sturmgewehr. Auch auf Plakaten setzten sich die Waffenfreunde mit ihren Waffen ins Szene.

Angeführt wurde die Nein-Kampagne von SVP-Ständerat Werner Salzmann (57, BE), Präsident des Berner Schiesssportverbands. Über den Shitstorm gegen Büchi kann er nur den Kopf schütteln. «Sie zeigt ihr Hobby, das ist doch nicht verboten», sagt Salzmann. «Ich bin froh, dass es noch Leute gibt, die dazu stehen, Schützen zu sein.»

Jenen, die sich nun über das Plakat empörten, gehe es um etwas ganz anderes, moniert Salzmann: «Das politische Hickhack dient nur dazu, das Schützenwesen in den Dreck zu ziehen und die Schützen als potenzielle Kriminelle schlecht zu machen. Man stellt die Schützen unter Generalverdacht, um den Waffenbesitz weiter einzuschränken und ganz zu verbieten.»

Seiner Parteikollegin Büchi wünscht Salzmann alles Gute für den Wahlkampf: «Ich hoffe, dass wir mit ihr bald eine Schützenvertreterin im Thurgauer Grossen Rat haben.»

SP-Frau witzelt mit Kroki-Pistole

Im Thurgau wiederum wird Büchi mittlerweile von andern Kandidaten auf die Schippe genommen. So witzelt SP-Frau Salome Scheiben mit einer Korki-Pistole auf Facebook: «Achtung Cornelia Büchi – auch ich bin bereit für den Grossen Rat. Frisch, spritzig, treffsicher!» kommentiert sie dazu, wie Nau.ch berichtet.

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Büchi selbst zeigte gestern gegenüber BLICK durchaus Verständnis dafür, dass jemand beim Thema Waffen sofort ans Zuger Attentat denke und sich davon gestört fühlen könne. «Als aktive Schützin verbinde ich Waffen mit Sport, nicht mit Gewalt», machte sie aber klar. Und: «Ich wollte niemandem wehtun damit.»

Auf Facebook schob sie schliesslich noch eine «kleine Beruhigungspille für alle Empörten» nach: «Ausser den zwei Plakaten beim Schützenhaus stehen noch etwa 30 ‹unbewaffnete› im Bezirk.»

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