SVP-Nationalrätin Martullo-Blocher
«Europa muss mit Putin Frieden und eine stabile Gasversorgung verhandeln»

Der Druck auf die Gasversorgung Europas nimmt zu. SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher will deshalb, dass die europäischen Staatspräsidenten in Verhandlung mit Russland treten.
Publiziert: 25.06.2022 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2022 um 13:56 Uhr

Russland will Europa den Gashahn zudrehen. Im Zuge der Ukraine-Krise erhöht Russland den Druck auf den Westen, indem es bereits erste Gaslieferungen für einige europäische Staaten bremst. Unternehmerin und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (52) zeichnet ein düsteres Bild für die europäische Gaspolitik. Und plädiert für Friedensverhandlungen mit Russland.

Martullo-Blocher sieht zwei Probleme auf die Schweiz zukommen. «Am meisten Sorgen macht mir unsere Stromversorgung. Die Schweiz ist im Winter auf den Import von Strom aus Europa angewiesen. Wenn der EU das Gas fehlt, fehlt es uns auch», sagt sie gegenüber der «NZZ». Ausserdem bereite ihr die Inflation Sorgen.

Schweiz sei unvorbereitet

Martullo-Blocher ist Chefin der EMS Chemie mit Sitz in Graubünden. Das Geschäft an ihren zwei kleineren russischen Standorten sei bereits zusammengebrochen. Ems-Chemie produziere zwar Energie aus Biomasse und Wasserkraft. Doch wenn der Strom im Netz fehle, der in der Schweiz teilweise aus Gas gewonnen wird, stehe auch bei ihnen alles still.

Unternehmerin und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher zeichnet ein düsteres Bild für die europäische Gaspolitik. Und plädiert für Friedensverhandlungen mit Russland.
Foto: keystone-sda.ch
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«Die 30'000 Grossverbraucher der Schweiz wurden im Januar darüber informiert, dass sie sich – trotz bestehenden Lieferverträgen – auf eine Reduktion des Stroms von bis zu 30 Prozent einstellen müssten. Das betrifft die Industrie, auch Coop und Migros, auch die SBB und die Swisscom, eigentlich alle Unternehmen. Kein Leitungswasser und Brot mehr, kein gekühltes Gemüse und Fleisch, Zugunterbrüche, Ausfall der Handynetze wären die Folgen», so die Unternehmerin. Die Schweiz sei nicht genügend auf den Ernstfall vorbereitet.

Mangel könnte nächsten Winter Realität werden

«Das Schlimme ist, dass ein solcher Worst Case immer realistischer wird und immer näher kommt. Weil Präsident Putin die Gaslieferungen nach Europa gedrosselt hat, könnte ein Mangel an Strom und Gas bereits vor nächstem Winter Realität werden. Der Effekt ist bereits jetzt drastisch», sagt Martullo-Blocher.

Ihre Lösung: «Statt den Konflikt weiter anzuheizen, müssen die europäischen Staatspräsidenten ihre Verantwortung wahrnehmen und sich eingestehen, dass sie vom russischen Gas abhängig sind. Europa muss mit Putin eine stabile Gasversorgung mindestens bis im Frühling 2023 und einen Frieden verhandeln!». Friede sei dem Krieg stets vorzuziehen. (lui)


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