Taskforce und Politiker mahnen bei Öffnungen zur Vorsicht
«Vermasseln wir es jetzt nicht!»

Das frühere Taskforce-Mitglied Manuel Battegay fordert kontrollierte Öffnungen, doch Taskforce-Chef Martin Ackermann und Politiker sind zurückhaltender.
Publiziert: 30.03.2021 um 01:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 20:57 Uhr
Pascal Tischhauser und Ruedi Studer

Manuel Battegay (61) sprach gestern im BLICK-Interview vielen aus der Seele. «Man kann nicht immer noch mehr verbieten», so der Infektiologe, bis vor kurzem Vizepräsident der wissenschaftlichen Taskforce. Er verlangt kontrollierte schrittweise Öffnungen.

«Vermasseln wir es jetzt nicht!», warnt Taskforce-Präsident Martin Ackermann (50). Man stelle fest, «dass die Fallzahlen wieder schnell steigen, was bedeutet, dass wieder mehr Menschen in diesem Land krank werden und teils sterben. Lohnt es sich da nicht, noch zwei, drei Monate durchzuhalten?» Schliesslich sei die Entspannung mit der Impfung in greifbarer Nähe.

«Machen wir es an Ostern nochmals gleich!»

Dass die Corona-Massnahmen nicht konsequent eingehalten werden, bereitet Ackermann Sorge. Er gibt keine Empfehlung ab, welche Öffnungsschritte der Bund wagen soll, sondern sagt vielmehr: «Die Gefahr für unser Gesundheitssystem ist noch nicht gebannt. Etwa 70 Prozent aller Patientinnen und Patienten, die bisher wegen Covid-19 auf die Intensivstation verlegt wurden, waren unter 70 Jahre alt.» Diese Altersgruppe ist noch nicht geimpft.

Infektiologe Manuel Battegay hat im BLICK für kontrollierte schrittweise Öffnungen plädiert.
Foto: Universität Basel
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Der Taskforce-Chef hofft an den Osterfeiertagen auf die Vernunft der Bevölkerung – so wie an Weihnachten. Er ruft die Bevölkerung auf: «Machen wir es an Ostern nochmals gleich! Schützen wir uns und unsere Familien mit Abstand, Masken und Hygiene – lassen wir uns testen, bevor wir andere treffen.»

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Auch kleine Open Airs öffnen

Während SVP-Politiker und FDPler «öffnen, öffnen, öffnen» rufen, sind Mitte-links-Politiker zurückhaltender. Doch auch sie hoffen auf einen Öffnungsschritt nach Ostern.

Für GLP-Nationalrat Martin Bäumle (56, ZH) ist klar: «Wir müssen jetzt zuerst die dritte Welle brechen.» Auch er appelliert an die Bevölkerung, wieder konsequent zu sein. Nur so könne man schärfere Massnahmen verhindern und in wenigen Wochen die Gartenbeizen öffnen. «Natürlich mit Abstand und nicht mehr als zwei Haushalten an einem Tisch.»

Auch SP-Nationalrat Eric Nussbaumer (60) findet, im Aussenbereich müsse mit einem Schutzkonzept mehr möglich sein. «Mir ist eine geordnete Terrasse lieber als ein ungeordnetes Rheinbord», so der Baselbieter. Und auch kleinere, kontrollierte Open-Air-Veranstaltungen müssten drinliegen. Für Öffnungen im Innenbereich sei es aber zu früh, findet Nussbaumer.

Es braucht Solidarität

Hier geht Bäumle weiter: «Drei Wochen nach den Gartenterrassen könnte man allenfalls die Innenräume von Theatern oder Restaurants wieder öffnen.» Dazu müsse aber die Test- und Tracingstrategie funktionieren. Vorstellbar sei, dass nur Zugang erhalte, wer eine private App nutze, die die Besucherdaten einfach erfasst. «Und es muss garantiert sein, dass die Luftqualität stimmt, denn über Aerosole können sich zu viele Menschen mit Covid anstecken.»

Wie Battegay plädiert auch Bäumle für eine Informationskampagne. «Oder sagen wir: für eine Solidaritätskampagne. Wir müssen zusammen die Neuansteckungen runterbringen.» Hier findet er sich mit Martin Ackermann. Dem Taskforce-Präsidenten ist es wichtig, den Bürgern Informationen zu geben, wie sie sich und andere schützen können. Unter dem Strich gelte: «Eigenverantwortung erfordert Solidarität.»

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