Techniker filmte Blackfacing am Sechseläuten-Ball
«Kann nicht verstehen, warum Leute so laut lachen konnten»

Der Techniker an der Veranstaltung «Ball beim Böögg» hat die diskriminierende Darbietung am Zürcher Zunftanlass mit dem Handy aufgenommen. Nun erklärt er, warum er das getan hat.
Publiziert: 21.04.2023 um 10:00 Uhr
Am «Ball beim Böögg» verkleidete sich ein Zünfter als schwarze Person.
Foto: Screenshot tagesanzeiger.ch
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Am Wochenende vor dem traditionellen Sechseläuten trifft sich ein ausgewählter Kreis der Zürcher Elite jeweils im Restaurant Terrasse am Bellevue zum «Ball beim Böögg». Ein exklusiver Anlass für ein noch exklusiveres Publikum. Dieses Jahr kam es allerdings zu einem Eklat: Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte ein Video, das ein fragwürdiges Sittengemälde dieser Gesellschaft zeigt.

Teil des Programms: Blackfacing. Also ein weisser Mann mit schwarz bemaltem Gesicht, Bastrock, Kraushaarperücke und einem grossen Knochen in der Hand, der immer wieder zwischen die Beine geklemmt wird.

Neue Rassismus-Dimension

«Das war zu viel für mich», sagt nun der Mann, der am Anlass für Licht und Ton verantwortlich war, im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger». Er habe sich sogar kurz überlegt, ob er die Licht- und Tonregler einfach runterfahren solle. Er entschied sich allerdings dagegen, filmte die Szene stattdessen mit seinem Handy.

Dieser Rassismus sei eine neue Dimension für ihn gewesen, erzählt er weiter. Dabei sei er als DJ, der hauptberuflich an Events auflege, in den vergangenen Monaten häufiger als früher mit rassistischen Äusserungen konfrontiert gewesen.

Der Abend im Terrasse sei für ihn ein solches Erlebnis zu viel gewesen. Zudem eines, dass er in einem solchen Ausmass noch nie erlebt habe. Dem «Tages-Anzeiger» sagt er: «Die Sache verletzt die Antirassismus-Strafnorm. Ich kann nicht verstehen, warum alle Leute so laut lachen konnten bei diesen offensichtlich rassistischen Sketchen.»

Für die Unterdrückten sprechen

Mit dem Video und dem Gang an die Öffentlichkeit wolle er für alle sprechen, deren Stimmen unterdrückt würden. Dazu zählt der Mann auch die zahlreichen ausländischen Servicefachkräfte, die am Samstagabend im Terrasse gearbeitet hätten.

Auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus verurteilt in den Zeitungen von CH Media die Darbietung am «Ball beim Böögg». Sie sei geschmacklos und reproduziere rassistische Stereotype.

Allerdings sind bisher weder bei der Stadtpolizei Zürich noch bei der Staatsanwaltschaft Anzeigen im Zusammenhang mit der Veranstaltung «Ball beim Böögg» eingegangen. (oco)

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