Tourismusorte ächzen
Zweitwohnungsgesetz heizt Immo-Preise an

Schlupflöcher im Zweitwohnungsgesetz verschärfen in Tourismusdestinationen die Wohnungsnot. Nicht nur in Flims GR, auch im Wallis und dem Berner Oberland wird es für Einheimische immer schwieriger, eine Wohnung zu finden.
Publiziert: 06.03.2023 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 10:07 Uhr
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Eigentlich darf jede Gemeinde nur 20 Prozent Zweitwohnungen haben. So will es das Gesetz. Doch es gibt ein Schlupfloch. Die Umwandlung von altrechtlichen Erstwohnungen in Zweitwohnungen wird nicht beschränkt.

Dies führt dazu, dass in Schweizer Tourismusorten auf diese Weise von 80'000 Erstwohnungen rund 32'000 umgenutzt und mit Gewinn als Ferienwohnungen verkauft werden können. Mit brutalen Folgen für Gemeinden wie etwa Flims GR: Der Wohnungsmarkt trocknet aus, Einheimische und temporäre Arbeitskräfte finden kaum noch Unterkünfte.

Flims gehört national zu den Gemeinden mit dem höchsten Zweitwohnungsanteil. Doch nicht nur im Kanton Graubünden ist das ein Problem für Gemeinden und Wirtschaft. Auch Tourismusorte im Berner Oberland und im Wallis sind davon betroffen. Wer dort keine günstige gemeinde- oder firmeneigene Unterkunft erhält, muss sich am Zweitwohnungsmarkt orientieren. Dort allerdings sind die Preise explodiert.

Das Zweitwohnungsgesetz heizt Immobilienpreise auch im Wallis an, etwa auf der Riederalp.
Foto: Keystone
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Wohnungssuchende leiden auch im Berner Oberland

Die Gemeinde Saanen im Berner Oberland, zu ihr gehören etwa Ortschaften wie Gstaad oder Schönried, stellt eine grosse Nachfrage nach Wohnraum fest, wie sie auf Anfrage von Blick mitteilt. Das Angebot an verfügbarem Wohnraum sei gering, darunter hätten alle zu leiden, die eine Wohnung suchten.

Allerdings sei dies nicht ausschliesslich auf Umnutzungen zurückzuführen. Ähnlich wie Flims versucht Saanen darum, selber Wohnraum für Einheimische zu schaffen. Oder unterstützt private Initiativen, die dieses Ziel verfolgen.

In der Oberländer Gemeinde Lauterbrunnen klingt es ähnlich. Die Problematik ist hinlänglich bekannt. Dort sprechen die Gemeindeverantwortlichen allerdings nicht von einer Umnutzung von Erst- in Zweitwohnungen. Wohnungen, die bereits vor der Zweitwohnungs-Initiative standen, daher nicht entsprechend im Grundbuch eingetragen sind, sind in der Nutzung frei. Darum würden sie oft als Ferienwohnungen genutzt oder verkauft.

Ein weiteres Problem: das Raumplanungsgesetz

Ebenfalls gross ist die Wohnungsnachfrage in den Gemeinden der Walliser Tourismusdestination Aletsch Arena. Das Zweitwohnungsgesetz und damit verbunden zahlungskräftige Wohnungssuchende würden die Immobilienpreise anheizen und auf ein zu hohes Niveau treiben, heisst es etwa. Das Resultat: Wohnungen werden für Einheimische schlicht unbezahlbar.

Eine weitere Problematik ergibt sich aus dem Raumplanungsgesetz. Es sei für eine Gemeinde praktisch unmöglich, neue Bauzonen zu erschliessen. Kommt hinzu, dass die noch verfügbaren Bauplätze praktisch alle ausgezont werden müssen.

Das ist doppelt brutal, denn weder finde die einheimische Bevölkerung bestehende Objekte, noch könnten sie Neubauten realisieren, da die Bauplätze fehlten.

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