So schwierig ist die Triage-Entscheidung für das Spitalpersonal
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Luzern am Anschlag:So schwierig ist die Triage-Entscheidung für das Personal

Triage-Alarm in der Zentralschweiz
Noch vor zwei Wochen bremste Luzern den Bundesrat

Noch vor zwei Wochen trat der Kanton Luzern bei den Corona-Verschärfungen lieber auf die Bremse, nun ist es laut Gesundheitsdirektor Guido Graf «fünf nach zwölf». Der Bund macht jedoch keine Anstalten, dem Ruf nach Verschärfungen zu folgen.
Publiziert: 29.12.2021 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2021 um 07:25 Uhr
Gianna Blum

Im Lauf der Corona-Pandemie wurde schon oft Alarm geschlagen. Aber selten so eindringlich wie am Dienstag in Luzern. «Es ist bereits fünf nach zwölf», mahnte Gesundheitsdirektor Guido Graf (63). Wegen Covid-Erkrankter seien die Luzerner Spitäler derart stark belastet, dass harte Triage-Entscheide nur noch eine Frage der Zeit seien. «Allenfalls müssen Leben geopfert werden», sagte Andreas Fischer vom Ethikforum des Kantonsspitals an der sehr emotionalen Pressekonferenz.

Für den sichtlich verzweifelten Graf ist nun der Bund am Zug. «Wir brauchen schweizweit schärfere Massnahmen!», sagte er. Selbst will er die Schraube jedoch nicht anziehen. «Kantonale Massnahmen führen zu einem Flickenteppich. Das wollen wir um jeden Preis verhindern», so Graf. So mache es etwa wenig Sinn, in Luzern die Clubs zu schliessen: Das Partyvolk ziehe dann eben in den Aargau oder nach Zürich.

Keine Lust auf Schliessungen

Der dramatische Hilferuf von der Reuss wird beim Bund nicht erhört. Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) spielte den Ball am Nachmittag nach Luzern zurück. Noch vor wenigen Wochen hätten die Kantone auf den eigenen Spielraum gepocht, erinnerte er. Und nannte die Schulen als Beispiel, bei denen der Bund erfolglos versucht hatte, mit den Kantonen einheitliche Regeln zu definieren. «Auch die Kantone haben eine Verantwortung», hielt Mathys fest.

Der Kanton Luzern schlägt Alarm: «Es ist fünf nach zwölf», warnte Regierungsrat Guido Graf.
Foto: keystone-sda.ch
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Tatsächlich sprach sich Luzern noch vor zwei Wochen gegen viele vom Bundesrat vorgeschlagene Corona-Verschärfungen aus. Die Homeoffice-Pflicht wurde zwar begrüsst. Und mit 2G konnte der Kanton zähneknirschend leben. Doch schon die Idee von 2G+ in Restaurants oder Fitnesscentern ging den Luzernern zu weit – weil sie «faktisch Schliessungen gleichkämen».

Schweizer Spitäler laufen am Limit
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Kantone schlagen Alarm:Schweizer Spitäler laufen am Limit

Vage Forderungen

Und Schliessungen, die will Graf immer noch nicht. «Einen Shutdown müssen wir um jeden Preis verhindern, das können wir der Bevölkerung nicht mehr zumuten», so der Mitte-Regierungsrat zu Blick TV. Alternativen nannte er nicht. Stattdessen betonte er, er wünsche sich, dass der Bund «wie in der ersten Welle wieder den Lead übernimmt». Was genau dieser tun soll, blieb offen.

Der Bund macht jedenfalls keine Anstalten, den Lead zu übernehmen. Die nächste Bundesratssitzung ist für den 12. Januar geplant. Auch wenn die Landesregierung sich jederzeit zu einer Sitzung treffen könnte, war eine solche bis am Dienstagnachmittag nicht geplant. Allerdings verschickte Gesundheitsminister Alain Berset (49) eine Informationsnotiz an die anderen Bundesräte. Zum Luzerner Hilferuf wollte sein Departement nicht Stellung nehmen.

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