Abgewiesene Asylsuchende leben auf engem Raum
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Trotz Corona:Abgewiesene Asylsuchende leben auf engem Raum

Trotz Coronarisiko
Kein Social Distancing in Asylunterkünften

Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Trotz Coronavirus leben Asylsuchende in Kollektivunterkünften eng zusammen.
Publiziert: 26.03.2020 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2020 um 12:16 Uhr
In Asylnotkunterkünften gibt es wenig Platz.
Foto: Keystone
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Rebecca Spring

«Besonders beunruhigend ist, dass die Platzverhältnisse in den Unterkünften unverändert beengt sind. In allen Rückkehrzentren des Kantons leben die Menschen in Mehrbettzimmern. Sie müssen sich Küche, Aufenthaltsraum und sanitäre Anlagen teilen.» Mit diesen Zeilen richtet sich das Flüchtlingshilfswerk Solinetz an das kantonale Sozialamt Zürich.

Abgewiesene Asylsuchende hätten berichtet, dass in den Zentren Zustände herrschten, die den Vorgaben des Bunds nicht entsprechen würden. Die Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen befürchten, dass die Zentren zu einem Infektionsherd des neuen Virus Covid-19 werden.

«Ich muss täglich einkaufen»

Rund 700 abgewiesene Asylsuchende leben im Kanton Zürich in Rückkehrzentren. Zwangsrückführungen lehnen bestimmte Nationen ab, weshalb die Schweiz die Asylsuchenden nicht ausschaffen kann.

Ali* aus Afghanistan lebt im Rückkehrzentrum in Urdorf ZH. Er hat Angst vor dem Virus und davor, dass er es verbreiten könnte. Weil er nur 8.50 Franken am Tag erhält und nicht arbeiten darf, muss er sich täglich unter Menschen begeben: «Schweizer können Grosseinkäufe machen und müssen so nur noch selten raus. Ich kann das mit 8.50 Franken nicht. Das reicht gerade knapp, um täglich genug zu essen.»

Corona-Fall in Adliswil

Ein weiteres Rückkehrzentrum befindet sich in Adliswil ZH. Dort wurde laut Annina Largo, Rechtsanwältin und Gründerin der Hilfsorganisation Sportegration, ein erster Coronafall bekannt. Eine Syrerin sei positiv auf das Virus getestet worden. Zwar verlasse die Mutter das Zimmer aktuell nicht, sie müsse aber nach wie vor mit ihrer Familie in einem Zimmer leben und könnte diese anstecken

Aber auch für Schweizerinnen und Schweizer seien die Zustände eine Gefahr. Asylsuchenden aus der Unterkunft, die keine Symptome aufweisen, müssten weiterhin zum Einkaufen in die Läden. Zudem sei es wichtig, dass die gesunden Bewohnerinnen und Bewohner regelmässig rausgehen, weil die Zustände in den Unterkünften laut Largo sehr bedrückend seien.

Sozialamt beschwichtigt

Am 19. März antwortete das kantonale Sozialamt auf den offenen Brief vom Solinetz. «Der Kanton Zürich erfüllt auch in der aktuell ausserordentlichen Lage seine gesetzmässigen Aufgaben im Asylbereich. Er hat für die gesamte Asylinfrastruktur rechtzeitig Vorsorgemassnahmen getroffen. Die mit dem Betrieb der kantonalen Zentren betrauten Organisationen haben Gesundheits- und Pandemiekonzepte», so die Sicherheitsdirektion. Trotz mehreren Versuchen der BLICK-Redaktion waren die Verantwortlichen nicht für eine aktuelle Stellungnahme erreichbar.

* Name der Redaktion bekannt

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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