Trotz doppelt so hoher Fallzahlen
Diese fünf Hotspot-Kantone handeln nicht

In fünf Kantonen sind die Corona-Fallzahlen doppelt so hoch wie im Rest der Schweiz. Lokale Massnahmen sind in diesen Hotspots aktuell aber nicht in Planung.
Publiziert: 19.11.2021 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2021 um 18:01 Uhr
Bundesrat Alain Berset spricht bereits von einer fünften Welle.
Foto: keystone-sda.ch
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4000 Neuinfektionen in der letzten Woche, 6000 Fälle diesen Mittwoch: Die Corona-Fallzahlen steigen zurzeit steil an. Stark betroffen sind vor allem die Ost- und Zentralschweiz: In Nidwalden, Schwyz, den beiden Appenzell, Obwalden und St. Gallen ist die Inzidenz – das heisst die Anzahl Infektionen der letzten 14 Tage auf 100'000 Einwohner – doppelt so hoch wie im Schweizer Schnitt.

Gleichzeitig haben alle fünf Kantone eine vergleichsweise tiefe Impfquote. Das sind wenig rosige Aussichten für die Zukunft. Jenseits der Grenze in Österreich hat die Bundesregierung wegen überlasteten Spitälern erneut den Lockdown ausgerufen.

Keine kantonale Massnahmen in Planung

Wie reagieren die Kantone nun auf die hohen Fallzahlen? Weil das Virus zuletzt an den Schulen zirkulierte, führt Nidwalden wieder die Maskenpflicht ein. Darüber hinaus sehen die Ost- und Zentralschweizer aber offensichtlich keinen Handlungsbedarf, trotz hohen Corona-Fallzahlen. St. Gallen etwa verweist auf die Anstrengungen der Impfwoche. Und hält fest: «Weitergehende Massnahmen sind derzeit keine geplant, auch nicht in Zusammenarbeit mit den anderen Ostschweizer Kantonen.»

Gesundheitsminister Alain Berset (49) hatte am Donnerstag darauf hingewiesen, dass die Kantone selbst tätig werden könnten. Und gleichzeitig deutlich gemacht, dass der Bund nicht daran denkt, Massnahmen zu ergreifen: Aktuell sei das, trotz schwieriger Lage, nicht angezeigt. Mit schweizweit 154 Corona-Patienten in Intensivpflege ist die Auslastung noch deutlich tiefer als zu Spitzenzeiten.

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Trotzdem forderte Berset die Kantone auf, Spitalkapazitäten auszubauen. Letzteres ist einfacher gesagt als getan: Denn es mangelt nicht an Betten, sondern am Personal, räumte auch Berset ein.

Nidwaldner Intensivstation ist voll

Der Platz ist aber nicht überall gegeben. Während etwa in St. Gallen aktuell fast ein Drittel der Intensivbetten frei ist, sieht es in Nidwalden düsterer aus. Der Halbkanton hat gemessen an der Bevölkerungsgrösse die meisten Corona-Fälle, gleichzeitig stehen mit fünf Betten nur wenig Intensivpflegeplätze zur Verfügung – und nur ein einziger ist aktuell unbesetzt.

Auf Nachfrage gibt der Kanton aber Entwarnung: Aktuell müssten keine Patienten verlegt werden, bei Bedarf würden die Zentralschweizer Spitäler gegenseitig aushelfen. Zudem könne man auf der Isolierstation die Kapazitäten noch ausbauen. Allzu optimistisch scheint man aber in Nidwalden nicht in die Zukunft zu blicken: «Wenn sich die Lage weiter zuspitzt, müssten planbare Operationen verschoben werden.»

Ähnlich klingt es bei den anderen Kantonen. «Ein kurzfristiger Ausbau von Spitalkapazitäten ist nicht möglich», hält etwa der Schwyzer Kantonsarzt Christos Pouskoulas fest. Und St. Gallen weist darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel im Vergleich zur ersten Welle vor allem auf den Intensivstationen verstärkt habe. Mehr Platz gibt also nur durch weniger Patienten – indem die nicht dringlichen Eingriffe verschoben werden.

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