Trotz Mehrausgaben 2022
Geld für Ukraine-Flüchtlinge fehlt bei der Entwicklungshilfe

Eine Krise folgt der nächsten – Corona, Inflation und Krieg in der Ukraine. Dies stellt die internationale Entwicklungshilfe vor grosse Schwierigkeiten. Erstmals seit 1990 steigt die weltweite Armut wieder. Das Hilfswerk Caritas fordert vom Bund mehr Engagement.
Publiziert: 01.05.2023 um 18:07 Uhr

Die Schweiz gab 2022 gerade einmal 0,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Entwicklungshilfe aus – 0,7 Prozent fordert ein internationales Abkommen mit der OECD. Ein Positionspapier der Hilfsorganisation Caritas wirft der Schweiz nun vor, zu wenig zu machen.

Zwar hat die Schweiz im letzten Jahr mit insgesamt 4,27 Milliarden Franken fast 699 Millionen mehr für die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) ausgegeben als im Jahr zuvor. Doch diese Gelder wurden aufgrund des Krieges in der Ukraine anders verteilt.

Für Flüchtlinge statt für die Ärmsten

Grund dafür sind die Kosten, die die über 80'000 ukrainischen Flüchtlinge in der Schweiz verursachten. So stieg der APD-Anteil für Asylausgaben im Inland von 0,05 Prozent 2021 auf fast 0,16 Prozent des Bruttoinlandproduktes im Jahr 2022 an. Dies entspricht Mehrausgaben von über 750 Millionen. Unter dem Strich floss damit trotz Mehrausgaben weniger Geld in Hilfsprojekte im Ausland.

2022 kamen über 80'000 ukrainische Flüchtlinge in die Schweiz – hier bei einer Kundgebung für Frieden in Bern.
Foto: keystone-sda.ch
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Dabei nimmt seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor gut drei Jahren die weltweite Armut erstmals seit 1990 wieder zu. Inzwischen ist es nicht mehr ganz einfach, mit der Häufung von Krisen mitzuhalten. Am stärksten betroffen sind wie so oft die Ärmsten der Welt – dies zeigt das traurige Beispiel Äthiopiens.

Bürgerkrieg, Dürren, Inflation

Noch vor wenigen Jahren galt Äthiopien als ein Land der Hoffnung. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte liessen darauf hoffen, dass die globale Armut bis 2030 in den Griff zu kriegen ist – doch nun geht es wieder bergab.

Auch hier hat die Pandemie Spuren hinterlassen. Dann sorgten die steigende Inflation und eine der schlimmsten Dürren der Geschichte für Probleme. Und als ob das nicht schon genug wäre, brach im Norden des Landes ein blutiger Bürgerkrieg aus. Diese Entwicklungen drohen die Fortschritte der letzten Jahrzehnte innert kürzester Zeit auszuradieren.

Vor allem die hohe Inflation führt dazu, dass die von der internationalen Gemeinschaft bereitgestellten Hilfszahlungen immer weniger bewirken können. Hinzu kommt ein Rückgang der Mittel aufgrund von anderen Krisen – allem voran: der Ukraine-Krieg.

1000 Dollar im Jahr

In Äthiopien leben rund 120 Millionen Menschen. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei weniger als 1000 Dollar im Jahr. Gleichzeitig ist die Kindersterblichkeitsrate über 15-mal höher als in der Schweiz. Und nur etwa die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu fliessendem Wasser und Elektrizität.

Und eben: Nun fehlt auch ein Teil der westlichen Hilfsgelder in Äthiopien. Die Caritas fordert deshalb auch von der Schweiz mehr Mittel für die Entwicklungshilfe im Ausland. (shq)

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