Trotz SVP-Motion
Parlament bekräftigt Kandidatur für Uno-Sicherheitsrat

Nach einer kniffligen Debatte im Ständerat ist nun klar: Das Parlament bekräftigt die Kandidatur der Schweiz für den Uno-Sicherheitsrat. Die entsprechende Motion der SVP wurde deutlich abgelehnt.
Publiziert: 14.03.2022 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2022 um 10:23 Uhr

Nach dem Nationalrat hält auch der Ständerat an der Kandidatur der Schweiz für den Uno-Sicherheitsrat fest. Die Schweiz will 2023 und 2024 als nichtständiges Mitglied im Sicherheitsrat Einsitz nehmen.

FDP und Mitte machten Rückzieher

«Der Bundesrat wird beauftragt, auf eine Kandidatur der Schweiz für den Uno-Sicherheitsrat zu verzichten.» So lautete die Forderung von Ständerat und SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (47).

Neben den Vertretern der SVP kamen auch eine Minderheit von FDP und der Mitte zum Schluss, dass angesichts der neuen Ausgangslage ein Rückzug des Beitrittsgesuchs die bessere Lösung sei und votierten für die Motion oder enthielten sich zumindest der Stimme.

Nach einer kniffligen Debatte ist klar: Auch der Ständerat bekräftigt die Kandidatur für den UNO-Sicherheitsrat.
Foto: keystone-sda.ch
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Nationalrat bekräftigt Kandidatur für Uno-Sicherheitsrat
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Kein Verzicht auf Kandidatur:Nationalrat bekräftigt Kandidatur für Uno-Sicherheitsrat

SVP kritisiert Nicht-Einbezugs des Stimmvolks

Chiesa kritisierte namentlich, dass in dieser Kernfrage für die Schweiz das Volk nie in den Prozess mit einbezogen worden sei. Denn damit würde sich die Schweiz in eine schwierige Situation manövrieren.

Der parteilose Thomas Minder (61/SH) warnte ebenfalls: Eine Mitgliedschaft würde das breit verankerte und international anerkannte Image der Schweiz als Vermittlerin weltweit zunichte zu machen: «Welche Position die Schweiz auch vertreten wird, sie wird ihr um die Ohren fliegen.»

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Köppel zum Uno-Sicherheitsrat:«Beitritt würde Neutralität weiter torpedieren»

Ständerat-Rieder überzeugt: Schweiz ist nicht bereit

Auch die Mitte-Ständerate Heidi Z'graggen (56/UR) und Beat Rieder (59/VS) warben für einen kurzfristigen Verzicht auf den Einsitz im Sicherheitsrat. Der Nutzen einer Umkehr kurz vor dem Gipfel wegen eines schweren Unwetters könne ein gutes Signal sein, welchen Wert die Neutralität und die guten Dienste für die Schweiz hätten, sagte Z'graggen.

Rieder sieht die Schweiz insbesondere weder rechtlich noch organisatorisch bereit, um eine solch delikate Aufgabe auszuführen. Dafür müsse der Bundesrat zuerst die Grundlagen neu festlegen, sonst drohe der Schweizer Neutralität nachhaltiger und schwerer Schaden, wenn sie innerhalb von wenigen Stunden über schwerwiegende Sanktionen mitentscheiden müsse.

Entscheid für den Uno-Sicherheitsrat

Die Mehrheit und der Bundesrat sahen dies jedoch anders, auch wenn sie durchaus Verständnis zeigten für gewisse Bedenken. Die zweijährige Mitgliedschaft der Schweiz im Sicherheitsrat sei eine Anerkennung der guten bisherigen Arbeit in der Uno und werde langfristig positive Auswirkungen auf die Schweiz als verantwortungsvolles Mitglied der Völkergemeinschaft haben, zeigte sich FDP-Damian Müller (37/LU) überzeugt.

Eine Mitgliedschaft im Sicherheitsrat sei im Interesse der Schweiz und mit der Neutralität vereinbar, bekräftigte Bundespräsident Ignazio Cassis (60) auch im Ständerat. Gerade in diesen dunklen Zeiten stehe der Bundesrat «mehr denn je» voll hinter der Kandidatur. Die Schweiz sei die Stimme der Minderheiten und Kompromisse. Sie habe im Sicherheitsrat viele Kompetenzen zur Verfügung zu stellen.

Die Neutralität hindere die Schweiz aber nicht daran, ihre Werte zu verteidigen. Das heisse nicht, dass die Schweiz gleichgültig sei und Verletzungen von internationalem Recht nicht verurteile, so wie in den letzten Wochen zum Ukraine-Krieg.

Es wird «kein Spaziergang»

Die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat sei für die Schweiz eine Gelegenheit, ihr Ansehen und ihre friedenspolitische Glaubwürdigkeit weiter zu stärken, so Cassis weiter. Ein Rückzug der Kandidatur hätte nach Ansicht des Bundesrats auch einen Glaubwürdigkeitsverlust zur Folge.

Der Bundesrat sei sich bewusst, dass es «kein Spaziergang» werde. Er wisse die Diskussion und die Argumente der Kritiker in diesem Sinne sehr zu schätzen. Intern habe man die Prozesse aber genau definiert. «Wir sind bereit, Sie sind bereit, wir schaffen das, so selbstbewusst darf man schon sein.» (SDA/lm)

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