Trotz vierter Welle
Kanton Bern stoppt Corona-Tests in Firmen

Ausgerechnet jetzt, da erste Spitäler vor einer Überlastung warnen, fährt der Kanton Bern sein Corona-Programm herunter. Betriebe, die repetitive Tests durchführen, können die Kosten nur noch bis Ende August über den Kanton abrechnen.
Publiziert: 22.08.2021 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2021 um 19:03 Uhr
Ladina Triaca und Gianna Blum 

Die vierte Welle droht mit voller Wucht auf die Schweiz einzubrechen. Einen Monat nachdem die Ansteckungszahlen in die Höhe schnellten, landen immer mehr Menschen im Spital. St.Gallen prüft deshalb bereits die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf Spitäler und Restaurants. «Ich kann nicht verantworten, dass die Intensivstationen überlaufen», sagt Gesundheitsdirektor Bruno Damann (64).

Anders der Kanton Bern. Just in dem Moment, in dem sich die epidemiologische Lage zuspitzt, fahren die Behörden das Corona-Programm herunter. In einer E-Mail, die Blick vorliegt, informierten sie die Unternehmen am Freitag darüber, dass der Kanton das Betriebstesten per Ende August einstelle.

Keine Betriebstests mehr

Bislang konnten Firmen im Kanton Bern ihre Mitarbeitenden regelmässig testen lassen. Die Kosten für die PCR- oder Antigen-Schnelltests übernahm der Bund, die Abrechnung erfolgte über den Kanton. Da die Berner Behörden ab 1. September die Kosten nicht mehr abrechnen und sich die Firmen nicht direkt an den Bund wenden können, bedeutet dies das faktische Aus des Testprogramms.

Rund 400 Betriebe im Kanton Bern testen ihre Mitarbeitenden regelmässig.
Foto: Keystone
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«Das grossflächig Testen war immer als temporäre Übergangslösung angelegt, bis alle impfwilligen Personen geimpft sind», erklärt der Kommunikationschef der Gesundheitsdirektion, Gundekar Giebel. Da nun alle Impfwilligen geimpft seien, könne das Testen in den Betrieben eingestellt werden. Man empfehle den Unternehmen, ihre Mitarbeitenden zum Impfen zu bewegen. Am Berner Testprogramm haben sich rund 400 Betriebe beteiligt.

Ausgenommen vom Entscheid des Kantons sind Spitäler, Arztpraxen sowie Alters- und Pflegeheime. Wegen der dynamischen epidemiologischen Entwicklung werde das Testen in Gesundheitseinrichtungen mit überdurchschnittlich vielen gefährdeten Menschen weiterhin empfohlen, sagt Sprecher Giebel.

Zukunft von Schultests ungewiss

Wie es mit der Test-Kampagne an den Berner Schulen weitergeht, ist noch offen. In den letzten Wochen wurden rund 72'000 Schülerinnen und Lehrer getestet, 63 Personen waren positiv. Der Kanton will die Tests an den Schulen noch zwei Wochen lang durchführen. Erst dann wird er über eine allfällige Weiterführung entscheiden.

Der Bundesrat schlägt vor, dass symptomfreie Personen Corona-Tests ab Anfang Oktober selber bezahlen sollen. Für die Testkosten an Schulen, in Firmen oder Spitälern soll hingegen weiterhin der Bund aufkommen. Davon will der Kanton Bern – zumindest was die Firmen angeht – nicht mehr profitieren.


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