Trotz Wiederwahl muss Zuger Regierungsrat Beat Villiger (61) bei seiner Partei antraben
Die CVP will alles wissen

Der Zuger Regierungsrat Beat Villiger muss entscheiden, ob er seine Wiederwahl annimmt oder nicht. Wenn ja, müsste er aber wohl die Sicherheitsdirektion abgeben.
Publiziert: 09.10.2018 um 01:41 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2018 um 09:04 Uhr
Getrübte Stimmung trotz Wahlerfolg: CVP-Schweiz-Chef Gerhard Pfister (l.) und der Zuger Regierungsrat Beat Villiger.
Foto: Claudio Meier
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Pascal Tischhauser, Sermîn Faki

Am Sonntag hatte der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger (61) zum Befreiungsschlag ausgeholt: Im SonntagsBlick gestand der CVP-Regierungsrat, dass er vor Jahren eine Affäre hatte – mit weitreichenden Folgen. «Ich habe eine uneheliche Tochter. Sie kam 2012 zur Welt», beichtete Villiger.

Um seine Ehefrau, die drei ehelichen Kinder und die uneheliche Tochter zu schützen, habe er beantragt, dass das Onlinemagazin «Republik» keine Details über die Strafuntersuchung gegen ihn publik machen darf. Dennoch berichtete das Magazin vor einer Woche, Villiger habe einer Person zweimal sein Auto ausgeliehen, obwohl diese keinen Führerschein hatte.

Nimmt er die Wahl an?

Villigers Geständnis just am Wahlsonntag, dass er seiner früheren Geliebten das Auto gab und er mit ihr ein gemeinsames Kind hat, schlug ein wie eine Bombe. Dennoch wurde er gewählt – mit dem drittbesten Ergebnis hinter Martin Pfister (55, CVP) und Heinz Tännler (58, SVP).

Doch ob Villiger das Amt antritt, ist unsicher. Er wolle sich «zwei bis drei Tage» Zeit nehmen, um zu entscheiden. Nicht unerheblich wird sein, wie gross der Rückhalt in seiner CVP ist. Denn für seine Familienpartei, die sich christlichen Werten verschrieben hat, sind Seitensprünge und uneheliche Kinder ein grösseres Problem als für andere.

CVP will mit Villiger reden

Monika Barmet (57), Vizepräsidentin der Zuger CVP, will sich kurz nach der Wahl nicht im Detail äussern. «Wir werden uns im Verlauf dieser Woche mit Herrn Villiger treffen und die Situation gemeinsam analysieren», sagt sie. «Ohne Zeitdruck, in Ruhe und mit der erforderlichen Sorgfalt.»

In der Zuger Politszene gehen viele davon aus, dass Villiger weitermacht. Allenfalls drängt sich ein Departementswechsel auf – denn wenn just der Justiz- und Sicherheitsdirektor ins Visier der Strafverfolgung gerät, wirft das kein gutes Licht auf die Kantonsregierung, auf Villiger selbst und seine Partei.

Verdacht auf Urkundenfälschung

Heikel war nicht bloss, dass Villiger seiner Ex-Geliebten das Auto borgte, sondern noch vielmehr, dass diese plötzlich einen Kaufvertrag fürs Auto zückte, laut dem er ihr seinen Wagen schon im Frühsommer verkauft hatte. Sogleich bestand der Verdacht, dass Villiger nachträglich einen Vertrag aufsetzte und rückdatierte. Das würde auf Urkundenfälschung hinauslaufen.

Im Frühling 2018 stellte die Staatsanwaltschaft die Untersuchung jedoch rechtskräftig ein.

Neuwahlen bergen Risiko für CVP

Sollte Villiger sich doch für einen Rückzug entscheiden, könnte nicht einfach die SP-Frau Barbara Gysel (41) nachrutschen, obwohl sie am Wahlsonntag das beste Ergebnis der Nichtgewählten erzielt hatte. Sondern es käme zur Ersatzwahl. Allerdings erst 2019, weil Wahlen zwölf Wochen vor dem Wahltermin ausgeschrieben werden müssen.

Für die CVP hätte eine erneute Wahl auch Nachteile. Zwar könnte sie sich von einem vorbelasteten Regierungsrat lösen. Andererseits war der Wahlsonntag ein Erfolg für die Partei, der sonst Triumphe nicht mehr oft zufliegen: Die CVP hat einen Regierungsratssitz dazugewonnen. Das Risiko, diesen wieder zu verlieren, wäre gross.

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