Über 120'000 Unterschriften gesammelt
Der Vaterschaftsurlaub kommt vors Volk

Die Initiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub ist zustande gekommen und wird diesen Sommer eingereicht. Der letzte Vorstoss in diese Richtung wurde im Parlament versenkt.
Publiziert: 03.06.2017 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:41 Uhr
Der Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse fordert einen 20-tägigen, flexibel beziehbaren Vaterschaftsurlaub.

Pünktlich zum Vatertag hat die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub - zum Nutzen der ganzen Familie» das Ziel von 120'000 Unterschriften geschafft. Eingereicht wird sie im Sommer, wie der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!» heute bekannt gab.

«Der Vaterschaftsurlaub ist in der Bevölkerung auf ein breites Interesse gestossen», sagte Adrian Wüthrich, Kampagnenleiter und Präsident von Travail.Suisse auf Anfrage. Vielfach seien die Leute von sich aus auf die Initianten zugegangen.

Auch über das Internet war die Initiative laut Wüthrich überaus erfolgreich. So zum Beispiel über die Onlineplattform Wecollect.ch. Dort hätten knapp 59'000 Personen ein Unterschriftenformular angefordert. Rund die Hälfte komme auch zurück.

Die Idee scheiterte schon mal

Lanciert worden ist die Initiative für einen 20-tägigen, flexibel beziehbaren Vaterschaftsurlaub vom Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse, von den Dachverbänden der Männer- und der Frauen-Organisationen und von Pro Familia Schweiz mit insgesamt über 140 angeschlossenen Organisationen.

Die Initiative war eine Reaktion auf einen Entscheid des Nationalrats von Ende April 2016. In der grossen Kammer war eine parlamentarische Initiative von Martin Candinas (CVP/GR) gescheitert. Dabei ging es um einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Die Kosten dafür waren auf 200 Millionen Franken veranschlagt worden.

Die heutige Situation sei ungerecht

Aktuell seien nur grosse Firmen finanziell in der Lage, den Vätern einen bezahlten Urlaub zu gewähren, schreibt der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!». Die kleineren Betriebe würden sich das nicht leisten können, weshalb die meisten Väter sich mit einem einzigen Tag zufrieden geben, Ferientage opfern oder unbezahlten Urlaub nehmen müssen.

Das sei ungerecht. Die heutige Situation benachteilige die KMU auf dem Arbeitsmarkt, wird Clivia Koch, Vize-Präsidentin des Vereins, in der Mitteilung zitiert. Es brauche eine nationale Lösung für alle Arbeitnehmenden und Unternehmen.

Das Modell sei arbeitgeberfreundlich. Es ermögliche den männlichen Angestellten, mit ihren Vorgesetzten die beiderseits passende Lösung zu verhandeln. So könne ein Vater beispielsweise zwei Wochen direkt nach der Geburt zu Hause bleiben und die verbleibenden Tage einzeln während dem ersten Lebensjahr des Kindes beziehen. (SDA)

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