«Über Rückgabe nachdenken»
Baume-Schneider für Ende des Unspunnen-Streits

Es sei Zeit, über die Rückgabe des seit 2005 verschollenen Unspunnensteins nachzudenken. Denn die Jurafrage sei beendet, sagte die jurassische Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Publiziert: 06.08.2023 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2023 um 14:39 Uhr

Sie sei zwar der Neutralität verpflichtet, sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (59), die als Justizministerin für das Dossier zuständig ist. Doch «auf institutioneller Ebene ist die Jurafrage beendet». Das hätten die Regierungen der Kantone Bern und Jura bei der Einigung über die Modalitäten zum Kantonswechsel von Moutier BE im Mai festgehalten.

Die jurassischen Institutionen und die Separatisten seien nicht dasselbe, sagte Baume-Schneider der «NZZ am Sonntag». Darum könnten weder die jurassische Regierung noch das jurassische Parlament die Rückgabe des Steins anordnen.

Sie selber habe keine Ahnung, wo sich der Stein befinde. Es seien auch nicht die Jurassier gewesen, die den Stein entwendet hätten, sondern «wohl lediglich ein paar Personen, die etwas mit dem Stein zu schaffen haben». Doch man besitze den Stein nicht, um ihn zu besitzen. «Ein Symbol ist nur dann mächtig und bedeutungsvoll, wenn es nicht in Vergessenheit gerät.»

Ein Steinstösser 1955 mit dem originalen, 83.5 kg schweren Unspunnenstein. (Archivbild)
Foto: STR
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Zeit, über Rückgabe nachzudenken

Deshalb sei es «Zeit für die betreffenden Personen, darüber nachzudenken, wann der Unspunnenstein zurückgegeben wird». Sie sei überzeugt, dass diese einen Weg finden werden, «damit diese Geschichte ein schönes Ende findet», sagte Baume-Schneider.

Der 83,5 Kilogramm schwere Unspunnenstein wurde im Zug des Jurakonflikts 1984 von jurassischen Jungseparatisten aus dem Touristikmuseum in Unterseen BE entwendet. Er blieb jahrelang verschollen, bis er 2001 unter mysteriösen Umständen als «Bonbon» verpackt am Marché-Concours in Saignelégier JU wieder auftauchte.

Stein taugt nicht mehr für Wettkampf

Allerdings waren dem Stein Europasterne eingemeisselt worden. Für den Wettkampf taugte der dadurch zu leicht gewordene Stein nicht mehr. Der Brocken wurde in einer Hotelhalle in Interlaken BE ausgestellt, wo er 2005 erneut geklaut wurde. In der Vitrine hinterliessen die Diebe einen Pflasterstein mit aufgemaltem Jurawappen.

Das Unspunnenfest in Interlaken, an dem der Stein traditionell gestossen wird, findet nur alle sechs Jahre statt. Dieses Jahr ist der Grossanlass mit Schwinget, an dem jeweils mehrere Zehntausende Menschen teilnehmen, für den 27. und 28. August geplant. Seit dem Diebstahl 2005 wird für den Wurfwettbewerb ein genau gleich schweres Duplikat verwendet. Der Rekord liegt gemäss den Organisatoren bei 4,11 Meter. (SDA)

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