Unia verlangt bessere Arbeitsbedingungen
Lehrlinge leiden unter Stress und Erschöpfung

Viele Lehrlinge leiden an Stress und Erschöpfung, jeder Vierte bricht die Lehre ab, wie eine Umfrage der Gewerkschaft Unia zeigt. Die Gewerkschaft fordert nun mehr Gesundheitsschutz und bessere Kontrollen der Arbeitsbedingungen.
Publiziert: 04.07.2024 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2024 um 13:09 Uhr

Schweizer Lehrlinge sind gestresst und erschöpft. Dieses Bild ergab eine Umfrage der Gewerkschaft Unia. 

Für die Umfrage wurden rund 1100 Lehrlinge über ihre berufliche Situation befragt. Über 90 Prozent von ihnen gaben an, dass sie sich am Arbeitsplatz gestresst fühlen, 53 Prozent von ihnen häufig oder immer. Auch die Erschöpfung unter ihnen ist gross: Zwei Drittel gaben an, dass sie nach der Arbeit oft oder immer erschöpft sind.

Viele berichten von Belästigung und Mobbing

Dabei spielten auch die Arbeitsbedingungen eine entscheidende Rolle, so Félicia Fasel, Jugendsekretärin bei der Gewerkschaft Unia. Die Umfrage hat nämlich ergeben, dass 55,5 Prozent der Lernenden mehr als neun Studen pro Tag arbeiten. Das verstösst gegen das Schweizer Arbeitsrecht. 

Eine Mehrheit der jungen Menschen in der Lehre leiden an Stress und Erschöpfung oder überlangen Arbeitszeiten.
Foto: Keystone
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Viele Lernende geben auch an, Diskriminierung zu erleben. Das mache sie nochmals vulnerabler und steigere den Stress, so Fasel. Zudem würde so ihre physische Gesundheit gefährdet.

27,9 Prozent der Frauen und 7,8 Prozent der Männer geben an, sexuell belästigt worden zu sein. Weiter berichten 35,3 Prozent der Lernenden von rassistischen Vorfällen, davon 12 Prozent von häufigen Vorfällen. Berufliches Mobbing ist ebenfalls weit verbreitet. Ein Drittel der Befragten gab an, sich unwohl oder von feindlichen Verhaltensweisen betroffen zu fühlen.

Laut der Umfrage verdient eine Mehrheit der Lernenden vom ersten bis vierten Ausbildungsjahr weniger als 999 Franken pro Monat, jeder zwanzigste Lernende gar weniger als 500 Franken.

Regelmässige Kontrollen fehlen

Lernende würden oft im Stillen leiden, sagt Fasel. Und für diese Stille seien Erwachsene und das System teils verantwortlich. Die Unia kritisiert auch, dass in der Umfrage 54,9 Prozent der Lernenden angeben, dass ihr Betrieb noch nie vom Amt für Berufsbildung kontrolliert wurde.

Das Fehlen regelmässiger Kontrollen trage auch dazu bei, dass Missbrauch und schlechte Praktiken, wie lange Arbeitszeiten und Diskriminierung, fortbestehen.

Für die Unia ist klar: Diese Ergebnisse zeigen, wie dringlich es sei, die Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Die Gewerkschaft fordert darum mehr Freizeit für die Lernenden, damit sie sich erholen können, besseren Schutz vor Missbrauch und Diskriminierung im Betrieb sowie bessere Löhne.

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