Unweihnächtliche Grüsse von Bundesrat Berset aus dem Bundeshaus
Micky Maus statt Samichlaus

Bundesrat Alain Berset verschickt Weihnachtsgrüsse. Begleitet von einer Karte, die alles andere als weihnachtlich gestaltet ist. Schämt sich Berset für unsere abendländische Kultur?
Publiziert: 16.12.2015 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:16 Uhr
Bundesrat Alain Berset
Foto: Reuters
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Von Peter Hossli

Edel perforiert ist das Couvert. «Alain Berset Conseiller fédéral» steht auf der Rückseite, gefettet der Name des Bundesrats. Auf dem Umschlag prangt ein Schweizer Wappen, darin liegt eine Karte, mit der Berset (43) «frohe Festtage und alles Gute im neuen Jahr» wünscht.

Etwas fehlt: Weihnachten.

Kein Samichlaus, sondern viele Micky Mäuse auf der Karte. Diese ist nicht weihnächtlich-melancholisch in Rot und Grün, sondern psychedelisch bunt. Leicht verfremdete Disney-Nager blasen Saxofon, lärmen mit Tschinellen, zupfen Banjos und singen sich die Lunge aus dem Leib. Mit der Musik der Welt sende er «beste Wünsche für 2016», schreibt Berset.

Die Karte ist oh so fröhlich. Aber ohne jeden Hinweis auf die Weihnachtszeit.

 Schnee? Kerzen? Tannenzweige? Eine Krippe mit dem Christkind? Genauso Fehlanzeige wie das Wort Weihnacht.

Schämt sich der Kulturminister für unsere abendländische Kultur? Oder will er mit weltlicher Weihnacht ein bisschen mehr zur Trennung von Kirche und Staat beitragen? Eine Trennung, die in der Schweiz nicht gänzlich vollzogen ist.

Der Katholik Berset selbst wollte gegenüber BLICK nicht Stellung nehmen. Nachfragen  in seinem Departement liefern widersprüchliche Antworten. Das sei keine Weihnachtskarte, sagt ein erster Sprecher. Und er reicht das heikle Dossier an einen Kollegen weiter.

Jedes Jahr beauftrage Berset einen Künstler, der für den Schweizer Designpreis nominiert worden sei, erklärt sein Sprecher Peter Lauener. Dieses Jahr kam das Zürcher Grafik-Duo Hammer in die Kränze. Der Innenminister gewährt den Gestaltern jeweils eine Carte blanche, bittet sie um mehrere Vorschläge und wählt das Sujet stets persönlich aus. «Die Vorschläge waren bisher Motive, die losgelöst sind von Weihnachten», sagt Lauener.

Hat der Innenminister etwas gegen Weihnachten? Natürlich nicht, heisst es. «Es ist eine Karte, mit der Bundesrat Berset frohe Festtage wünscht, also schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr», sagt der Sprecher. Privatsache sei, wie der Bundesrat das Fest der Liebe feiere.

Auch andere Bundesräte verzichten in ihren Weihnachtskarten auf Weihnachten. Auf jener von Verkehrsministerin Doris Leuthard (52) ist die Solar Impulse, das Sonnenenergieflugzeug von Bertrand Piccard (57), in Aktion zu sehen. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (63) verschickt ein Foto vom Bachalpsee mit den Berner Gipfeln Schreckhorn und Finsteraarhorn.

Alpine Idylle, saubere Energie, jazzige Mäuse – die Weihnachtskarten der Schweizer Bundesräte sind gänzlich befreit von christlichen Bezügen oder Werten, auf die sich Politiker so gern berufen.

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