Verunfallter Mitte-Nationalrat Philipp Kutter
«Ich möchte meine Kinder umarmen, sie ins Bett bringen»

Der Zürcher Mitte-Nationalrat Philipp Kutter ist seit einem schweren Skiunfall vor sechs Wochen teilweise gelähmt. Nun meldet er sich in einem Interview zu Wort. Er will zurück ins Bundeshaus.
Publiziert: 21.03.2023 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 15:18 Uhr

Der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter (47) brach sich bei einem Skiunfall Anfang Februar zwei Halswirbel. Dabei wurde auch sein Rückenmark beschädigt, aber nicht durchtrennt. Beide Beine und der rechte Arm sind gelähmt. Seit seinem Unfall wird der Mitte-Politiker im Paraplegikerzentrum in Nottwil LU behandelt.

Hat er sich bisher sporadisch auf Twitter geäussert, meldet er sich nun in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» zu Wort. «Ich habe eine inkomplette Tetraplegie», sagt der Zürcher. Neben den Beinen und dem Rumpf seien auch die oberen Extremitäten und innere Organe von Lähmungen betroffen.

«Es gibt jeden Tag Situationen, die frustrierend sind und mich traurig machen», sagt Kutter zu seiner aktuellen Situation. Allerdings wolle er da nicht stehen bleiben, sondern für eine erfolgreiche Rehabilitation kämpfen. Zurzeit erhole er sich noch von seiner Operation. «Das ist ein Auf und Ab.»

Philipp Kutter ist Anfang Februar auf der Skipiste schwer verunfallt. Jetzt meldet er sich in einem Interview zu Wort.
Foto: keystone-sda.ch
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«Linker Arm ist recht beweglich»

Kutter hofft, dass er gewisse Bewegungen wieder lernen kann. Seit dem Unfall habe es schon kleine Fortschritte gegeben. «Mein linker Arm ist, abgesehen von den Fingern, recht beweglich», sagt er. «Das ist für mich als Linkshänder ein Glück.» So könne er auch den Elektro-Rollstuhl inzwischen selber steuern.

Für eine Prognose, was dereinst wieder möglich sein wird, sei es aber noch zu früh. «Ich möchte möglichst alle körperlichen Fähigkeiten wieder erlangen, aber das ist ein hochgestecktes Ziel», so Kutter. Er setze seine ganze Kraft dafür ein, wieder zu Hause bei seiner Familie leben zu können. «Ich möchte meine Kinder umarmen, sie ins Bett bringen.» Mit seinem linken Arm habe er seine Töchter bereits umarmen können. «Ein Ziel habe ich schon erreicht!»

Comeback im Bundeshaus

Auch beruflich setzt sich Kutter Ziele. So will er auch im Bundeshaus weiter politisieren. «Natürlich wäre es schön, als Fussgänger zurückzukehren», sagt Kutter. «Wenn das nicht geht, mache ich es halt rollend!»

Auf ein Comeback im Bundeshaus hoffen auch seine Parlamentskollegen. So wünschte Nationalratspräsident Martin Candinas (42) Kutter und seiner Familie im Namen des Nationalrates in der Frühlingssession «von Herzen viel Kraft und Zuversicht». «Wir alle hoffen auf ein baldiges Wiedersehen im Rat.»

Kutter politisiert sei Juni 2018 im Nationalrat. Ende Januar hat ihn die Zürcher Mitte-Partei als Ständeratskandidaten für die eidgenössischen Wahlen vom Herbst nominiert. Im Sommer soll definitiv geklärt werden, ob und für welche Posten Kutter kandidiert.

Von 2007 bis 2018 war der Kommunikationsberater Mitglied des Zürcher Kantonsrats. In seiner Wohngemeinde Wädenswil hat er seit 2006 Einsitz im Stadtrat, seit 2010 amtet er als Stadtpräsident. (rus)

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