Virologin Eckerle nach Kochs Grippe-Vergleich
«Hoffe, dass Experten ihre Vergleiche nicht um die Ohren fliegen»

Für Daniel Koch, den ehemaligen Corona-Spezialisten des Bundes, ist Corona heute mit einer Grippe vergleichbar. Diese Aussage ruft Kritiker auf den Plan.
Publiziert: 19.07.2022 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2022 um 14:56 Uhr

Daniel Koch (67), der ehemalige «Mr. Corona», sorgt mal wieder für Aufregung: Von Blick mit einer Aussage konfrontiert, die er im September 2020 zum wahrscheinlichen Verlauf der Pandemie gemacht hatte, sagt Koch nun: «Corona ist inzwischen nicht mehr gefährlicher als eine Grippe.»

Blick wollte von Koch wissen, was er heute dazu sage, dass er im September 2020 gemeint habe: «Im Sommer 2022 ist Corona gegessen.» Denn davon kann keine Rede sein. Schliesslich befindet sich die Schweiz mitten in einer Covid-Sommerwelle, die jede Woche Tausende Menschen infiziert.

Immer mehr Leute im Spital

Auch wenn die Situation in den Spitälern nicht mit früheren Wellen zu vergleichen ist: Die Zahl der Hospitalisierungen steigt von Woche zu Woche. Und wie sich die Corona-Ansteckungen auf Long-Covid-Erkrankungen auswirken, ist ebenfalls nicht klar. Manche Expertinnen und Experten reden von langjährigen Folgeschäden bei etwa 20 Prozent aller Infizierten. Das wären Millionen, allein in der Schweiz.

Daniel Koch hatte gesagt, dass Corona nicht mehr gefährlicher als eine Grippe sei.
Foto: keystone-sda.ch
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Kochs Grippe-Vergleich, den auch schon Ueli Maurer (71) bemühte, kommt in der Welt der Virologen denn auch nicht gut an. So fragt Isabella Eckerle (42), Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf, auf Twitter: «Kann sich noch jemand an die letzten Sommerwellen mit Influenza erinnern, wo es im Juni und Juli überall Personalmangel und ausgedünnte Schulklassen gab?» Um die Antwort gleich selbst zu geben: «Ich auch nicht. Weil es die nicht gab.»

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Im Herbst zwei zeitgleiche Infektionswellen?

Corona sei keine Grippe, beschwört sie und meint – zweifellos an die Adresse von Daniel Koch: «Ich hoffe, dass einigen Experten ihre Vergleiche im Herbst nicht um die Ohren fliegen.» Denn dann könnte man zeitlich zwei Infektionswellen sehen: Corona und Grippe – welche beide nicht verharmlost werden dürften.

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Koch wiederum wies bereits im Blick-Artikel darauf hin, dass Covid-19 das einzige Virus sei, auf das so breit getestet würde. «Würden wir das auch bei anderen Erkältungsviren tun, würden wir auch bei ihnen ab und zu eine Sommerwelle sehen.»

Und Koch betonte auch, dass seine Aussage nicht bedeute, dass es sich bei Corona um ein harmloses Virus handle. «Natürlich gibt es Menschen, die schwer erkranken oder an Langzeitfolgen leiden.» (sf)

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