Ist Serbien der nächste Corona-Hotspot?
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BAG informiert über Warn-App:Serbien-Rückkehrer bringen Corona in die Schweiz

Virus in die Schweiz eingeschleppt
Ist Serbien der nächste Corona-Hotspot?

Ferienzeit – Corona-Zeit? 15 bis 20 Prozent der Neuinfektionen sind aus dem Ausland «importiert». Eine Häufung gibt es bei Einreisen aus Serbien. Was hat es damit auf sich? Und kann die Schweiz das stoppen?
Publiziert: 25.06.2020 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2020 um 14:38 Uhr
Ein Teil der Corona-Neuinfektionen sei importiert, sagte Stefan Kuster vom BAG am Donnerstag.
Foto: Keystone
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52 neue Corona-Fälle vermeldete Stefan Kuster (42), Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit, am Donnerstagvormittag. Acht mehr als am Vortag. Die meisten Ansteckungen passieren in der Schweiz, etwa innerhalb von Familien.

Doch einige der Fälle – etwa 15 bis 20 Prozent – würden auch aus dem Ausland «importiert». Das heisst durch Menschen, die in die Schweiz neu ein- oder aber zurückreisen.

Sieben Serben hatten Corona

Eine Häufung dieser Importe stellt der Bund bei Einreisen aus Serbien fest. Insgesamt seien in den letzten zwei Wochen sieben Personen aus Serbien eingereist – per Flugzeug oder auf dem Landweg –, die später positiv getestet wurden. Alle sieben Personen sind gemäss Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz wohnhaft.

Serbien war vor knapp zwei Wochen sozusagen zum Vor-Corona-Modus zurückgekehrt. Sogar ein Fussballmatch mit 25'000 Fans im Stadion fand wieder statt – Europas grösste Menschenansammlung seit Beginn der Pandemie. Masken oder Abstand zwischen den Fans waren nicht zu erkennen, wie die NZZ schrieb.

Zudem sieht sich die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic (50) mit dem Vorwurf konfrontiert, die Ansteckungszahlen zu manipulieren. Das renommierte Recherchenetzwerk Birn (Balkan Investigative Reporting Network) publizierte erschreckende Zahlen: So seien bis Anfang Juni tatsächlich 632 Menschen an Corona gestorben, die offizielle Zahl lag bei 244. In den letzten Wochen steckten sich täglich über 300 Personen an, dreimal so viele wie offiziell eingestanden.

Droht eine zweite Welle?

Massnahmen werden nicht ergriffen – im Gegensatz etwa zu Portugal, das nach ähnlich hohen Neuinfektionszahlen wieder eine Art Lockdown in der betroffenen Region um die Hauptstadt Lissabon verhängt hat. Stattdessen wurde ein Tennisturnier durchgeführt, bei dem sich nicht nur Organisator und Superstar Novak Djokovic (33) ansteckte, sondern auch andere Spieler.

Serbien – so fürchten viele – könnte damit das erste europäische Land sein, das eine zweite Corona-Welle erlebt. In Deutschland wird es denn auch als «Risikoland» eingestuft. Wer aus Serbien nach Deutschland einreist, muss in aller Regel in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne.

Anders in der Schweiz: Zwar bestehen noch Einreisebeschränkungen, doch in Ausnahmefällen ist die Einreise möglich – ohne jegliche Vorsichtsmassnahmen.

Bund prüft Massnahmen

Angesichts der jüngsten Entwicklung überlegen sich die Behörden aber, «grenzsanitarische Massnahmen» einzuleiten. Möglich wären etwa Gesundheitschecks an Flughäfen und den Landesgrenzen. Oder dass eine Einreise nur nach Vorweisen eines negativen Corona-Tests oder nach einer zweiwöchigen Quarantäne gewährt wird. Noch prüft der Bund, was machbar ist.

Allerdings wolle man in einem ersten Schritt versuchen, ein für alle Schengen-Staaten einheitliches Vorgehen zu erreichen, so Kuster. (sf)

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