Vom LKW-Fahrer zum Über-Unternehmer
Erich Hess schwimmt im Geld

Bisher kokettierte SVP-Nationalrat Erich Hess mit seinem Job als einfacher Lastwagenfahrer. Inzwischen hat der Mann eine neue Mission: Er ist jetzt auch Unternehmer und hat sein Vermögen schon kräftig gemehrt.
Publiziert: 16.02.2016 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:11 Uhr
Hansdampf in allen Gassen: Erich Hess (SVP) ist Berner Stadtrat, Grossrat und seit Sonntag Nationalrat. (Archiv)
Foto: /KEYSTONE/PETER SCHNEIDER
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Erich Hess gibt sich locker bodenständig und ist stolzer Lastwägeler. Das hat den SVP-Politiker weit gebracht – bis in den Nationalrat. Was vielen verborgen geblieben ist, hat jetzt die «Berner Zeitung» öffentlich gemacht: Hess ist längst nicht mehr nur ein Büezer, sondern kontrolliert inzwischen ein ganzes Firmengeflecht. 

Zur Nationalratswahl trat der Stadtberner schon nicht mehr nur als Lastwagenfahrer an, sondern führte auch die Bezeichnung Unternehmer. Das hätte er schon viel früher tun können, existiert seine erste Firma schon seit 2008. «Das lief einfach immer nebenher», sagt Hess der Zeitung. Weil in der Zwischenzeit noch das eine oder andere Unternehmen dazu­gekommen sei, habe er sein anderes berufliches Standbein erst im letzten Herbst erstmals erwähnt: «Das zeichnet ein umfassenderes Bild von mir, und ich dachte, die Wähler sollten darüber Bescheid wissen.» Willkommener Nebeneffekt: Nicht nur die Wähler, sondern auch die Partei bekommt Hess' Verwandlung mit. Denn wer Unternehmer ist, gilt in der SVP meist als viel wertvollerer Mitkämpfer als andere. 

Die «Berner Zeitung» hat sich auch den Steuerausweis von Hess besorgt. Und gemäss dem ist Hess nicht nur als Politiker, sondern effektiv auch als Unternehmer erfolgreich: Versteuerte der SVP-Nationalrat jahrelang ein Vermögen zwischen 30'000 und 50'000 Franken, so weist sein Steuerausweis neuerdings gemäss der Zeitung ein Vermögen von 335'000 Franken aus. Bestätigen mag Hess dies der Zeitung nicht. Ganz Wirtschaftsprofi sagt der Nationalrat, der aktuell auch für die Berner Stadtregierung kandidiert, der Zeitung: «Zu meinen finanziellen Verhältnissen äussere ich mich nicht.» Das ist doch ein wenig überraschend: Sonst gab Hess sich weniger zugeknöpft, klagte im Ausgang leicht angeheitert Wildfremden seinen Liebeskummer. Geschadet hat ihm das aber nie.

Als Unternehmer hat Hess viel zu tun: Im Handels­register finden sich gleich sechs Verbindungen von ihm zu Unternehmen, zu fünf Aktiengesellschaften und einer GmbH. Bei Letzterer amtet er als alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer, bei den AGs ist er laut «Berner Zeitung» Mitglied oder Präsident des Verwaltungsrats. Unternehmenszweck ist meist «Handel mit Waren aller Art»; gemäss Firmennamen dürfte es sich aber um Immobiliengeschäfte handeln. 

Bei der «Immobiliengesellschaft Moserstrasse 24 AG» ist im Handelsregister vermerkt, sie beabsichtige den Erwerb der entsprechenden Liegenschaft «zum Preis von 2'300'000 Franken». Gemäss Grundbuch gehört die Anlage inzwischen der AG, bei der Hess einziges Verwaltungsratsmitglied ist. Heisst das, dass Hess auch die Liegenschaft gehört, in der unter anderem das Kino ABC eingemietet ist? «Über Beteiligungen gebe ich keine Auskunft», sagt Hess der «Berner Zeitung». 

Mehr Auskunft gibt er zur Optinovum GmbH, seiner ersten Firma. «Die Firma macht Buchhaltungen, Werbung, Gestaltung von Broschüren und Büchern sowie Mitgliederbetreuung für Vereine.» 

Wer die Firma mit einem Geschäft dieser Art mandatieren möchte, findet aber nicht einmal eine Homepage. «Das Unternehmen ist viel schneller gewachsen, als ich wollte», erklärt Hess der Zeitung. «Deshalb habe ich bisher auf Werbung verzichtet und versuche stattdessen, das Geschäft zu konsolidieren.» Die Firma von Gesellschafter und Geschäftsführer Hess hat laut eigener Aussage vier Personen mit insgesamt 320 Stellenprozenten auf der Lohnliste.

Lastwagenfahren wird durch Politik und Unternehmertum selbstverständlich zur Nebensache: Gemäss eigenen Angaben kam Hess letztes Jahr noch auf ein Pensum von 30 bis 40 Prozent. Dieses Engagement könnte in nächster Zeit noch sinken: Hess inseriert nämlich regelmässig in der Parteipresse. Dort sucht er Mehrfamilienhäuser. Er verspricht in den Inseraten «diskrete und rasche Abwicklung».

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