JSVP-Strategiechefin will nichts über österreichischen Rechtsextremisten gewusst haben
«Sellner war mir überhaupt kein Begriff»

Die Strategiechefin der Jungen SVP, Sarah Regez, hat die Referenten an einer Veranstaltung mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner im Mai 2023 nach eigenen Angaben gar nicht gekannt.
Publiziert: 07.04.2024 um 08:37 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2024 um 07:34 Uhr

Pflegt die Spitze der Jungen SVP Schweiz eine ungesunde Nähe zu rechtsextremistischen Strömungen? Seit Blick-Recherchen aufgedeckt haben, dass JSVP-Strategiechefin Sarah Regez (30) an einem Treffen mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner (35) teilgenommen hat, ist die Empörung gross. Gerade auch in der Jungpartei selber.

Nun aber weist Regez jede Schuld von sich. Sie sei damals aktiv gewesen bei den Massnahmenkritikern und habe fast jeden Abend an einer politischen Veranstaltung teilgenommen, sagt Regez im Interview mit der «SonntagsZeitung». Zu der Veranstaltung mit Sellner sei sie von einem Kollegen mitgenommen worden, «ohne zu wissen, worum es ging».

«Sellner war mir überhaupt kein Begriff»

«Der Name Sellner war mir damals überhaupt kein Begriff», so Regez weiter. Sie habe auch keine Ahnung, wer den Anlass organisiert habe. Sie erinnere sich nur noch, dass sie das erste Referat sehr langweilig gefunden habe und dass die Redner bei ihr offensichtlich keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätten.

An ihnen scheiden sich die Geister: JSVP-Präsident Nils Fiechter und Strategiechefin Sarah Regez beim SVP-Wahlauftakt 2023.
Foto: IMAGO/dieBildmanufaktur
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Von Sellner habe sie erst kürzlich gehört, als die Medien über die abgebrochene Veranstaltung mit ihm im Aargau berichtet hätten. Deshalb sei sie auch «völlig überrascht gewesen», als der Blick dann geschrieben habe, dass sie an einem Anlass mit ihm teilgenommen habe.

Mitte März hatte die Aargauer Kantonspolizei ein Referat des Rechtsextremisten Sellner verhindert. Zur Veranstaltung hatte die militante Gruppierung Junge Tat eingeladen. Die Aargauer Sektion der JSVP hatte sich zuerst mit Sellner solidarisiert, distanzierte sich später aber von rechtsextremen Positionen. Auch an dem Treffen, an dem Regez anwesend war, seien Mitglieder der Jungen Tat beteiligt gewesen. Nach der Blick-Enthüllung forderten sechs kantonale JSVP-Sektionen Regez auf, ihre Position als Strategiechefin zu sistieren.

Alles soll nur «eine orchestrierte Kampagne» sein

Der Begriff «Geheimtreffen» sei «völliger Blödsinn», findet die SVP-Jungpolitikerin. Jeder dürfe wissen, dass sie an dieser und an vielen anderen Veranstaltungen gewesen sei. Man dürfe nur nicht daraus schliessen, dass sie damit automatisch die Meinung der Vortragenden teile.

Ihrer Meinung nach handelt es sich bei der Berichterstattung in den Medien um «eine orchestrierte Kampagne» gegen die Junge SVP, gegen JSVP-Präsident Nils Fiechter (27) und sie. Dabei werde «ein Nichtereignis» zum Anlass genommen, «um von allen Seiten auf eine demokratisch legitimierte Partei zu schiessen».

Sellner war früher der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreichs und hat in Deutschland mittlerweile ein Einreiseverbot. Unter Remigration versteht er gemäss seinem neuen Buch mit dem gleichen Titel, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln massenhaft Deutschland verlassen müssen, auch Menschen mit deutschem Pass und auch unter Zwang.

Sie habe das Wort zwar auch in ihren Tweets benutzt, sagte Regez. Doch sie verstehe den Begriff unter der ursprünglich semantischen Bedeutung «Rückwanderung». Und damit stehe er für alles, was die SVP seit jeher fordere: Dass kriminelle und illegale Migranten ausgeschafft und dass die Masseneinwanderungs- und die Ausschaffungsinitiativen konsequent umgesetzt werden müssten. (SDA)

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