Wahlbeben in Deutschland
Junge SVP vernetzt sich mit der AfD

Die SVP-Spitze will keine Kontakte zur AfD. Doch entgegen der Parteiorder pflegt der SVP-Nachwuchs einen regen Austausch mit der deutschen Rechtsaussenpartei.
Publiziert: 01.10.2017 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:31 Uhr
Jung-SVP-Chef Benjamin Fischer (3. v. l.) posiert mit einer AfD-Delegation aus Deutschland, darunter Sven Tritschler, Präsident des AfD-Nachwuchses (2. v. l.)
Foto: ZVG
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Fabian Eberhard

Nach dem Wahlerfolg der Alternative für Deutschland (AfD) distanziert sich die SVP-Spitze vehement von der deutschen Rechtsaussenpartei. «Wir unterhalten keine Kontakte zur AfD», sagt SVP-Präsident Albert Rösti. Solche Parteien würden nationalsozialistisches Gedankengut in sich tragen, die SVP dagegen vertrete liberale Positionen.

Auch SVP-Asylchef An­dreas Glarner will nicht in die Nähe der AfD gerückt werden. Der Hardliner sagt: «Beobachten von aussen okay – mehr aber nicht!» Alt Bundesrat Christoph Blocher weigerte sich in der SRF-Sendung «Arena» vor einem Jahr sogar, neben Alexander Gauland zu stehen, dem AfD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl von letztem Sonntag.

Jung-SVPler treffen AfD-Nachwuchs

Doch nicht alle Politiker der Partei teilen die Berührungsängste. Im Gegenteil. Vor allem die Junge SVP vernetzt sich hinter den Kulissen seit Jahren mit radikalen AfD-Exponenten.

Wiederholt haben sich Jung-SVPler mit dem AfD-Nachwuchs getroffen. Anfang 2016 lud die Junge SVP eine AfD-Delegation an eine Versammlung im luzernischen Wolhusen ein. Mit dabei: Sven Tritschler, Anführer der AfD-Jugend, die der Partei als Brücke zur rechtsextremen Szene dient.

Auftritt an einer SVP-Versammlung in Luzern: Sven Tritschler, Anführer des AfD-Nachwuchses.
Foto: Screenshot

In seinem Grusswort an die Delegierten lobte er die Vorbildfunktion der SVP für ­Europa und ermutigte die Schweizer, sich den «Vereinnahmungsversuchen» der EU zu widersetzen: «Ihr seid der Stachel im Fleisch der EU. Ihr seid der lebendige Gegenbeweis zu den Lebenslügen der Brüsseler Eliten. Lasst euch nicht beirren!»

Ex-JSVP-Präsident am AfD-Bundeskongress

Wenige Monate später revanchierten sich die Gastgeber für den Besuch. Im Juli 2016 reiste Anian Liebrand, Ex-Präsident der Jungen SVP, an den Bundeskongress der AfD in Bingen am Rhein (D). Dort referierte er über das ­Erfolgsmodell Schweiz. Im Publikum: AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland und Ex-Parteichefin Frauke Petry, aber auch Vertreter des rechtsextremen Front National aus Frankreich.

Benjamin Fischer, Präsident der Jungen SVP Schweiz, hält nichts von den Distanzierungen: «Ein Austausch muss möglich sein.» Es stehe jedem Mitglied frei, Kontakte zur AfD zu pflegen. Er habe sich über den Wahlerfolg der deutschen Partei gefreut, auch wenn ihm bewusst sei, «dass die Partei in ihren Reihen einige extreme Spinner hat».

SVP-Präsident Rösti mahnt zur Distanz

SVP-Chef Rösti hat wenig Freude an den länderübergreifenden Kontakten seines Parteinachwuchses. Die Junge SVP sei zwar ein eigenständiger Verein, «wir empfehlen aber auch ihnen, sich an die Grundhaltung der Mutterpartei zu halten».

Die AfD ihrerseits machte nie ein Geheimnis aus ihrer Sympathie zur SVP. Spitzenkandidatin Alice Weidel bezeichnete die Schweizer Rechtspopulisten wiederholt als «Schwesterpartei». Auch Sven Tritschler, der an der SVP-Versammlung in Luzern auftrat, schwärmt: «Ich bin ein grosser Fan der SVP. Die Partei ist unser Vorbild.» Deshalb sei es doch «nur logisch», dass man sich austausche.

Er selber pflege seit Jahren engen Kontakt mit SVP-Spitzenpolitikern. Zu wem genau, will er nicht sagen. Gemeint sein dürfte aber Nationalrat Lukas Reimann. Der Präsident der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) holte im April 2016 die damalige AfD-Chefin Frauke Petry nach Bern. Auch er selber reiste schon nach Deutschland, um AfD-Politiker zu besuchen.

Finanzieller Support aus der Schweiz

Nicht nur politisch, auch finanziell kann die AfD auf Unterstützung aus der Schweiz zählen. SVP-Werber Alexander Segert organisiert mit seiner Firma Goal AG millionenschwere Werbekam­pagnen des AfD-nahen ­Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten. Unter anderem liess er eine AfD-Gratiszeitung an Hunderttausende Haushalte verteilen.

Hartnäckig hält sich zudem das Gerücht, dass in der Schweiz wohnhafte Unternehmer aus Deutschland zu den Grossspendern der AfD gehören.
Die undurchsichtigen Kontakte beschäftigen jetzt auch den Deutschen Bundestag. Dort klärt man ab, ob die AfD illegal Gelder aus der Schweiz erhalten hat.

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