Warum gibt es hier kaum öffentliche Ufer?
Das sagen die verbautesten Gemeinden

Die Seeufer-Analyse des BLICK hat gezeigt: Wer ans Ufer will, muss in die Stadt. In gewissen Gemeinden ist kaum noch Ufer zugänglich. Was sagen die am meisten verbauten Gemeinden dazu?
Publiziert: 04.09.2018 um 19:46 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:09 Uhr
Anhand Satellitenbildern, Grundbucheinträgen und GPS-Trackern hat BLICK die Ufer vermessen.
Foto: Mathias Bader
1/16
Simon Huwiler

Die Seeufer-Analyse von BLICK hat gezeigt: An manchen Seen sind grosse Teile der Ufer verbaut. Am Zürichsee sind zum Beispiel nur 38 Prozent frei zugänglich. Damit ist dieser See der meistverbaute der untersuchten Seen. Auch am Sempachersee siehts nicht viel besser aus: nur gerade mal 39 Prozent der Ufer stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Anders am Baldeggersee, nur sechs Prozent wurden zugepflastert.

Auch entlang der einzelnen Seeufer zeigen sich grosse Unterschiede. Am Zürichsee nimmt die Goldküsten-Gemeinde Erlenbach ZH den Spitzenplatz ein. Dort sind 79 Prozent der Ufer verbaut. Horw LU, Goldküsten-Pendant der Zentralschweiz, ist mit 69 Prozent die am stärksten verbaute Gemeinde am Vierwaldstättersee. Am Thunersee gewinnt Leissigen BE (48 Prozent) den unrühmlichen Spitzenplatz, am Hallwilersee Aesch LU (62 Prozent), am Bielersee Vinelz BE (75 Prozent), am Sempachersee Neuenkirch LU (73 Prozent), am Zugersee Hünenberg ZG (81 Prozent) und am Bodensee Salenstein TG (67 Prozent). Am Baldeggersee ist die Gemeinde Römerswil LU am meisten zugepflastert. Aber damit kann sie wohl leben, sind es doch gerade einmal 22 Prozent.

Wir haben bei einigen der zugebauten Gemeinden nachgefragt, wie sie die Verbauung rechtfertigen und was sie ihrer Bevölkerung bieten. Das sind ihre Antworten.

Erlenbach ZH - Zürichsee

Verbaut: 79 Prozent

Die Gemeinde Erlenbach gewährleiste über viele kleine Plätze den Seezugang, sagt Gemeindeschreiber Hans Wyler. Auch über zwei Badis verfügt die Gemeinde. «Wenn sich die Möglichkeit bietet, zusätzlichen Seezugang zu erwerben, prüfen wir das», so Wyler. In letzter Zeit hat sich dies aber nicht ergeben. Enteignungen kommen für die Gemeinde nicht in Frage.

Hünenberg ZG – Zugersee

Verbaut: 81 Prozent

«Wenn man an den See denkt, befindet sich tatsächlich vieles in Privatbesitz», sagt Daniel Schriber, Leiter Sicherheit und Umwelt. Dafür sei das Reussufer der Bevölkerung vollständig zugänglich. Langfristig verfolgt die Gemeinde das Ziel, Grundstück bei Gelegenheit zurückzukaufen. Zwei Grundstücke am See konnte sie so erwerben. Ausserdem: Der Zugang zur Badi ist abseits der Öffnungszeiten kostenlos.

Salenstein TG – Bodensee

Verbaut: 67 Prozent

Laut Gemeinde sei der Seezugang in Salenstein kein Problem. Projekte gibt es keine, auch Bürgerinitiativen existieren nicht.

Vinelz BE – Bielersee

Verbaut: 75 Prozent

Einst gehörte das Land in Vinelz den Einwohnern. Dann kamen Ferienhungrige und kauften die Grundstücke fleissig auf. Laut Gemeindeschreiber Stephan Spycher steht der Bevölkerung jedoch genug Seezugang zur Verfügung. «Gegen Westen führt ein Weg direkt am See entlang und auch über eine Hafenanlage verfügt Vinelz.» Der durchgängige Seeuferweg, wie er vom Kanton Bern gefordert wird, ist jedoch noch Zukunftsmusik.

Horw LU – Vierwaldstättersee

Verbaut: 69 Prozent

Aus Sicht der Gemeinde verfügt Horw über einen guten Mix aus öffentlichen und privaten Bereichen. Auch ein Naturschutzgebiet befindet sich in Dorfnähe. Allerdings ist dies nicht zugänglich. «Wenn sich einvernehmliche Möglichkeiten für eine Erweiterung des öffentlichen Seezugangs ergeben, wird das geprüft», so Christian Volken, Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde. Zwangsmassnahmen würden nicht auf der Agenda stehen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?