Wegen Frauen und Ausländern
Der Armee gehen die Köche aus

Nicht, dass Rekruten demnächst Sushi serviert erhalten. Doch der Armee gehen offenbar die Köche aus. Daher sorgen erstmals professionelle Caterer für das leibliche Wohl von Rekruten.
Publiziert: 04.07.2021 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2021 um 09:47 Uhr

Die RS macht aus dem Bub den Mann, hiess es mal. Die Rekrutenschule von heute hat aber offenbar immer weniger mit der erstmaligen Militärpflicht vor zig Jahren zu tun. Jetzt wird auch die so grundlegende Verpflegung ausgelagert. Denn dieses Jahr fehlen der Armee rund 70 Küchenchefs und 150 Truppenköche.

Den Job der Truppenverköstigung erhalten daher externe Caterer. In acht Kasernen kümmern sich jetzt private Verpfleger um das leibliche Wohl der Rekruten. Das berichtet die «NZZ am Sonntag».

Sich gut mit dem Truppenkoch zu verstehen, das war schon immer gut für die auch eigene Moral. Vielleicht winkte mal eine Extraportion oder es gab sonst was Leckeres ausserhalb der üblichen militärischen Verköstigung. Für zahlreiche Rekruten gibt es diese RS jedoch keinen Küchenchef oder Truppenkoch mehr, mit dem man sich besser gut versteht.

Der Generation Z seien freie Wochenenden und Abende wichtig, heisst es aus Armeekreisen. Das halte sie davon ab, Koch zu lernen.
Foto: vtg.admin.ch
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Gekocht wird für die jungen Uniformierten von externen Cateringfirmen. Denn die Armee kann für die Rekrutenschule nicht mehr alle ihre Küchen mit eigenem Personal füllen. Darum werden erstmals im grossen Stil private Verpfleger beschäftigt. Diese bereiten das Essen direkt in den Küchen der Kasernen zu.

Was im Ernstfall?

Die Verpflegung sei «äusserst wichtig für die Moral der Truppe», bekräftigt die Armee auf ihrer Webseite. Doch offenbar wird es immer schwieriger, genügend Nachwuchs für die Militärküchen zu finden. Armeesprecher Stefan Hofer erklärt: «Mehr Frauen lernen den Beruf der Köchin, mehr Menschen ohne Schweizer Pass arbeiten in der Gastronomie.» Das schränkt den Pool der Kandidaten drastisch ein.

Auch befindet sich die Zahl der Lernenden in den Branchen, die der Armee den Küchennachwuchs liefern, seit Jahren im Sinkflug. In Militärkreisen wird diese Entwicklung kritisch kommentiert: «Eine Armee darf sich nicht auf externe Caterer abstützen», sagt ein Vertreter des Zentralvorstandes des Schweizerischen Fourierverbandes in der «NZZ am Sonntag». Diese stünden in einem Ernstfall dann ja nicht zur Verfügung, sagt er.

«Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Truppen unabhängig von zivilen Dienstleistern zu verpflegen, sehe ich die Durchhaltefähigkeit in einer Krise nicht mehr als gegeben an.»

Mehr Laien einsetzen

Er plädiert dafür, vermehrt Laien als Köche zu rekrutieren. «Das wäre dann wieder echte Miliz.» Gelernte Köche wollten im Militär oft nicht an die Töpfe stehen, sondern andere Erfahrungen sammeln.

Einen Schritt in diese Richtung hat die Armee nun vollzogen: Sie hat zur Entlastung der Köche die Funktion des Küchenlogistikers geschaffen, die allen Berufen offensteht. Derzeit liegt der Ist-Bestand hier bei 324 Mann. Gebraucht werden allerdings 659.

Der Wandel in den Armeeküchen bedeutet nicht, dass die zivilen Köche auch eigene Menüs kreieren und extravagante Speisen vorsetzen. Die Caterer haben sich an den herkömmlichen Menüplan der Armee zu halten.

Unklar bleiben die Mehrkosten dieser Übung und wie die Armee ihre Soldaten im Ernstfall versorgen würde. Denn dann stehen Caterer wohl nicht mehr zur Verfügung. (kes/gf)

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