Weil die Stadt sparen will
Berner Lehrpersonen müssen Schulzimmer künftig selber putzen

Die Stadt Bern spart. Sie setzt dazu unter anderem bei der Reinigung von Schulhäusern an. Lehrpersonen, die künftig in einem gründlich geputzten Schulzimmer unterrichten wollen, müssen dieses künftig selber kehren. Das sorgt für Unmut.
Publiziert: 21.07.2023 um 14:03 Uhr

Kaugummis abkratzen, Fenster putzen, Heizungen abstauben: Die gründliche Reinigung während der Sommerferien hat Tradition in Schweizer Schulhäuser. In Bern allerdings wohl bald nicht mehr.

Die Stadt hat laut der Zeitung «Der Bund» nämlich bekannt gegeben, dass es umfangreiche Reinigungsarbeiten in städtischen Schulen und Kindergärten künftig seltener geben werde. Denn: Die Stadt will sparen – und unter anderem bei der Schulhausputzete ansetzen. Rund 1,4 Millionen Franken jährlich sollen so eingespart werden, was ungefähr 18 Vollzeitstellen entspreche.

Lehrpersonen nur mässig begeistert

Der Plan der Stadt Bern sieht vor, dass künftig weniger gründlich geputzt werden soll, wie es im Artikel weiter heisst. Dazu sollen weniger Vollreinigungen durchgeführt, dafür öfters «Sicht- und Griffspurenreinigungen» getätigt werden. Das neue Reinigungsregime soll in den städtischen Schulhäusern gestaffelt bis Ende 2024 eingeführt werden. In manchen Schulen würden die Massnahmen bereits umgesetzt.

Vollreinigungen wird es künftig in Schulhäuser der Stadt Bern seltener geben – aus Spargründen. (Symbolfoto)
Foto: keystone-sda.ch
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Die neuen Massnahmen kommen beim Lehrpersonal nur mässig gut an. «Wir machen uns Sorgen, dass wir künftig in dreckigen Schulzimmern unterrichten müssen», sagt Manuel C. Widmer der Zeitung. Er ist selber Lehrer, präsidiert die städtische Regionalkonferenz des Berufsverbandes Bildung Bern und politisiert für die Grünen Freien im Berner Grossrat.

Widmer erzählt, dass das neue Putzregime in einigen Schulhäuser bereits Auswirkungen habe. «Einige meiner Kolleginnen und Kollegen mussten am Morgen vor dem Unterricht schon selber den Boden nachwischen», sagt der Lehrer.

Reinigen «keine Grundaufgabe» von Lehrerinnen und Lehrer

Er sorgt sich darum, dass dies künftig allen Stadtberner Lehrerinnen und Lehrern drohen wird – und damit eine zusätzliche Last auf sich nehmen müssten. «Wer es gleich sauber haben will wie bisher, wird leider dazu gezwungen.» Er wolle Reinigungsarbeiten nicht schmälern, aber sie gehöre nicht zu Grundaufgaben von Lehrpersonen, so Widmer weiter.

Gemeinsam mit anderen Mitstreitern hat er dem Gemeinderat darum ein Protestschreiben zukommen lassen. Darin äussern sie unter anderem Zweifel, dass mit dem geplanten Abbau bei der Reinigung tatsächlich gespart werden könne.

Bei der Stadt zeige man sogar gewisses Verständnis, schreibt «Der Bund» weiter. «Wir können nachvollziehen, dass gewisse Einschränkungen bei der Reinigung zu Kritik führen», äussert sich die für alle städtischen Liegenschaften verantwortliche Stelle Immobilien Stadt Bern (ISB). Sie verweist allerdings auf das Sparpaket, dem 2022 nach dem Stadtberner Parlament auch die Berner Stimmbevölkerung zugestimmt hätte. (oco)

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