Weniger Arbeiten für gleichen Lohn
SPler fordern 38-Stunden-Woche für Berner Beamte

42 Stunden die Woche müssen Berner Kantonsangestellte arbeiten. Zu viel, finden zwei SP-Grossräte. Sie fordern vier Stunden weniger Arbeit bei gleichem Lohn.
Publiziert: 02.03.2023 um 07:15 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2023 um 09:07 Uhr
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Berner Beamte sollen weniger arbeiten. Die beiden SP-Mitglieder Andrea Zryd (47) und David Stampfli (40) wollen Berns Regierungsrat beauftragen, die Arbeitszeit für die Kantonsangestellten von 42 auf 38 Stunden pro Woche zu reduzieren. Und das bei gleichem Lohn, fordern die beiden in einem Vorstoss.

Die beiden Grossräte begründen ihre Motion damit, dass in immer mehr Staaten und Unternehmen die Wochenarbeitszeit gesenkt werde. In Basel-Stadt fand ein vergleichbarer Vorstoss für eine 38-Stunden-Woche bereits eine Mehrheit. Dort ist der Regierungsrat nun daran zu prüfen, welche Kostenfolgen eine solche Arbeitszeitreduktion hätte.

Island und UK machen es vor

Das Berner SP-Duo ist sich jetzt schon sicher, dass die positiven Seiten überwiegen: «Island testete bereits zwischen 2015 und 2019 eine Viertagewoche», sagt Andrea Zryd. «Und aufgrund der guten Erfahrungen hat Island dann 2021 für alle die 35-Stundenwoche eingeführt», ergänzt Stampfli.

Die Angestellten des Kantons Bern sollen künftig eine 38-Stunden-Woche erhalten.
Foto: Keystone
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Auch in Grossbritannien testeten im letzten Jahr zahlreiche Unternehmen die Viertagewoche und die meisten davon hätten die verkürzte Arbeitswoche aufgrund der guten Erfahrungen inzwischen definitiv eingeführt, schreiben die Genossen.

Immer mehr Firmen

Auch Konzerne wie der japanische Elektronikriese Panasonic und der Lebensmittelmulti Unilever haben die Viertageswoche für sich entdeckt. Verschiedene Schweizer Unternehmen senkten ihre Arbeitszeiten ebenfalls – auch im Kanton Bern. Die Siloah-Privatkliniken haben im Juli letzten Jahres die Wochenarbeitszeit des Pflegedienstes auf 40 Stunden reduziert. Ab kommendem Jahr sollen die Mitarbeitenden gar von einer 38-Stunden-Woche profitieren. Und bei der Spiezer SH Elektro Telematik GmbH gilt seit September 2022 die 35-Stunden-Woche.

Für die SPler steht fest, dass von der Arbeitszeitreduktion sowohl die Unternehmen als auch die Mitarbeitenden profitieren. Bei Letzteren sinke der Arbeitsstress, was der Gesundheit förderlich sei, und die Zufriedenheit wachse. Die verkürzte Arbeitszeit verbessert zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

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Kanton ist Vorbild

Mit der Einführung der verringerten Wochenarbeitszeiten erhöht sich die Attraktivität der Unternehmen als Arbeitgeber, was in Zeiten des Fachkräftemangels nicht unterschätzt werden sollte, findet Stampfli. Die höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden wirke sich zudem positiv auf die Produktivität aus.

«Wir sind der Meinung, dass es dem Kanton gut anstehen würde, wenn er mit positivem Beispiel voranginge. Schliesslich hat er eine Vorbildfunktion», so Zryd. Ausserdem spüre auch Bern den Fachkräftemangel. «Ergreift der Kanton nicht rechtzeitig Massnahmen, hat Bern bald ein Problem, qualifiziertes Personal zu finden.» So stünde es dem Kanton gut an, die Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden zu senken – und die allenfalls notwendigen zusätzlichen Stellen zu schaffen.

Wichtig für die Pflege

«Ich denke aber nicht, dass viel mehr Stellen geschaffen werden müssen. Jedenfalls weist eine Studie aus Grossbritannien nicht in diese Richtung», sagt Zryd. «Beispielsweise aber in der Pflege wäre es ja wünschenswert, wenn die Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden könnte.» Und im Kanton Bern sei man ja bereit, mehr Pflegende einzustellen – nur fänden sich kaum Leute. «Mit verkürzten Arbeitszeiten besteht zumindest die Hoffnung, dass sich die Personalsituation verbessert», erklärt die Sozialdemokratin.

Liebe Leserinnen und Leser, was sagt ihr zum SP-Vorstoss? Ist eine 38-Stunden-Woche angebracht? Oder ist das ungerecht, weil man sich solche Arbeitsbedingungen in der Privatwirtschaft nicht leisten kann? Schreibt bitte unten in die Kommentare!

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