«Aktive Abwerbung ist unter den Korps verpönt»
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Oberster Schweizer Polizist:«Aktive Abwerbung ist unter den Korps verpönt»

Wildernde Korps sollen Ausbildungskosten vollständig erstatten
Wer anderen Polizisten abjagt, soll zahlen

Stopp, rechts ranfahren! Der Berner Polizeigewerkschafter Adrian Wüthrich kritisiert das gegenseitige Abwerben von Beamten unter Polizeikorps. Er fordert Konsequenzen.
Publiziert: 28.04.2023 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2023 um 19:16 Uhr
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Verschiedene Polizeikorps werben bei anderen Korps Polizisten ab. Wie Blick publik machte, sind die Winterthurer besonders aktiv, wenn es darum geht, Polizisten aus anderen Kantonen zu sich zu locken. Im Kanton Zürich mit seinen hohen Löhnen ist man in einer komfortablen Lage, um sich in anderen Kantonen bedienen zu können.

Für Adrian Wüthrich (42) ist klar, dass die Politik das Problem angehen muss. Der frühere SP-Nationalrat ist Präsident des Polizeiverbands des Kantons Bern. Auch in dieser Region sei das Problem bekannt. Vor allem kleinere Nachbarkantone würden in Bern wildern.

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Dass Zürich auch in Bern Polizistinnen und Polizisten anwirbt, ist ihm nicht bekannt. Er vermute zwischen den beiden Kantonen eine gewisse kulturelle Schwelle. «Die Hürde von Bern nach Zürich zu gehen ist eher hoch.»

Polizeikorps jagen sich gegenseitig Polizistinnen und Polizisten ab. (Symbolbild)
Foto: Stadtpolizei Winterthur
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Unternehmen zahlen besser

Klar aber sei: Die guten Zürcher Löhne hätten eine Sogwirkung. «Ich selbst weiss von einem Polizisten, der schon vor Jahren aus einem anderen Kanton nach Zürich wechselte, einfach weil er dort 1500 Franken im Monat mehr verdiente.»

Wüthrichs Forderung: Es brauche höhere Löhne und attraktivere Arbeitszeiten. Schliesslich ist der Beruf der Polizistin und des Polizisten ein Zweitberuf. «Jede und jeder hat schon eine Erstausbildung. Der Fachkräftemangel führt nun dazu, dass Unternehmen bessere Löhne zahlen.» Darum wechselten Polizisten in ihren angestammten Beruf zurück.

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Drei Jahre lang 250'000 Franken

Wüthrich betont, «die Kantone und Korps müssen sich wieder ans Gentlemen-Agreement halten», dass man sich gegenseitig keine Polizisten abwirbt. Die Abmachung müsse gar noch verschärft werden: «Wenn ein Polizist in den ersten drei Jahren nach der Ausbildung in einen anderen Kanton wechselt, muss dieser die gesamten Ausbildungskosten von 250'000 Franken zurückzahlen.» Danach solle die Summe Jahr für Jahr schrittweise reduziert werden, fordert er. «Nur so kommen wir wieder zu einer fairen Lösung.»

Auch der oberste Schweizer Polizist Mark Burkhard unterstreicht, dass man keine aktive Abwerbung will. Der Präsident der Polizeikommandanten-Konferenz sagt, dass die Polizisten sich von sich aus in anderen Kantonen bewerben können sollen. Die Korps sollen aber nicht in fremden Revieren wildern.

Harter Job in der Stadt

Auch für Burkhard ist die Politik gefordert, damit ein attraktives Berufsumfeld geboten werden kann. Schliesslich sei es gerade im städtischen Umfeld für Polizeikräfte sehr fordernd, wenn im Durchschnitt eine Demonstration am Tag stattfindet und sich das gesellschaftliche Leben immer mehr in die Nacht verlagert. Und wenn dann alkoholisierte und unter Drogeneinfluss stehende Nachtschwärmer die Polizei beschäftigen.

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