13 Baselbieter Schüler wegen Gift-Raupe im Spital
Wie gefährlich ist der Eichen-Prozessionsspinner?

Am Dienstag landen in Rünenberg BL 13 Primarschüler nach einem Ausflug im Spital. Offenbar kamen sie mit den Haaren des Eichen-Prozessionsspinner in Berührung. Was bei einer Begegnung droht.
Publiziert: 29.05.2024 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2024 um 15:12 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Haut- und Augenreizungen und Atembeschwerden: Diese Symptome wiesen 13 Primarschüler nach einem Ausflug in Rünenberg BL auf. Vermutlich kamen sie mit den Haaren eines Eichen-Prozessionsspinners in Kontakt. Die Raupe mit Tausenden von Gifthaaren hat in den vergangenen Jahren im Baselbiet ein Zuhause gefunden. Was macht das Insekt so gefährlich?

Wie sehen Eichen-Prozessionsspinner aus?

Der graue Falter kommt mit seiner Spannweite von 30 Millimetern wenig auffällig daher. Die Raupe zeichnet sich dagegen durch ihre starke Behaarung aus. Sie ist graugrün, mit einem helleren Bereich an den Seiten.

Wie verbreitet ist der Eichen-Prozessionsspinner in der Schweiz?

Kleine lokale Befallsherde wurden in Regionen in der West- und Nordwestschweiz sowie auf der Alpensüdseite registriert, erklärt Simon Blaser (38) von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Ebenfalls gibt es lokale Meldungen aus dem Mittelland, dem Raum Zürich und der Nordostschweiz», sagt er zu Blick. Bei Waldschutz Schweiz gingen vermehrt Befallsmeldungen aus dem Baselbiet und der Genferseeregion ein, schreibt SRF

13 Primarschüler sind bei einem Ausflug im Baselbiet offenbar mit den Haaren des Eichen-Prozessionsspinners in Berührung gekommen. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock
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Wann kommt der Eichen-Prozessionsspinner vor?

Im April oder Mai beginnen die Larven die Brennhaare auszubilden. Für den Menschen ist allerdings die Zeit von Ende Mai bis Anfang Juli gefährlicher. In dieser Zeit verlieren die Tiere viele ihrer Haare, die vom Wind weiterverbreitet werden.

Was macht den Eichen-Prozessionsspinner zur Gefahr für die Gesundheit?

Die Haare der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Es kann bei Menschen und Tieren eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen.

Die Haare des Eichen-Prozessionsspinners können noch jahrelang ihre toxische Wirkung behalten. So bleiben auch alte Nester noch lange gefährlich. Manchmal bleiben die Haare an Kleidern und Schuhen haften, wodurch die Reaktionen erst später hervorgerufen werden.

Welche Symptome können bei Kontakt auftreten?

Kommt es zum Hautkontakt mit den giftigen Haaren des Eichen-Prozessionsspinners, kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Die Folge: Juckreiz und Ausschlag, manchmal auch Nesselsucht.

Gelangen die feinen Haare an die Augen, können auch diese gereizt werden. Atmet man die Raupenhaare ein, kann eine Reizung der oberen Atemwege auftreten. Im schlimmsten Fall droht Atemnot und ein allergischer Schock. In seltenen Fällen sind auch Schwindel und Fieber möglich.

Was tue ich, wenn ich eine Raupe oder ein Nest gesichtet habe?

Im Sommer spinnen die kleinen Tiere ihre Nester – ein durchsichtiges Geflecht aus Fäden, die Spinnenweben ähneln. Vor allem am Stamm und dicken Astgabeln von Bäumen, insbesondere Eichen, sind sie zu finden. «Sie können bis zu einem Meter lang und mehrere Dezimeter breit werden», weiss der Experte. Besondere Vorsicht ist in Schwimmbädern, Parkanlagen und an Waldrändern geboten.

Eine Beobachtung kann bei den kantonalen Waldschutzbeauftragten oder den örtlichen Forstdiensten gemeldet werden. Grundsätzlich gilt: Die Raupen auf keinen Fall berühren und den Aufenthalt um stark befallene Bäume meiden. Haut und Kopfhaare sollten bei Kontakt mit den Raupenhaaren sofort mit Wasser abgespült werden.

Um Gifthaare auf kontaminierter Kleidung loszuwerden, sollte diese sofort gewechselt und bei 60 Grad gewaschen werden. Bei einer allergischen Reaktion sollte ein Arzt oder ein Allergologe kontaktiert werden.

Welche Rolle spielt der Klimawandel bei der Ausbreitung der Insekten?

«Da der Eichenprozessionsspinner eine wärmeliebende Schmetterlingsart ist, wird vermutet, dass die Häufigkeit und Intensität seines Auftretens aufgrund des im Rahmen des Klimawandels prognostizierten Temperaturanstiegs in den nächsten Jahren in der Schweiz weiter zunehmen wird», erläutert Blaser. Denn: Er liebt es warm und trocken. Der Klimawandel kommt ihm also gelegen und könnte zu einer weiteren Ausbreitung der Insekten beitragen. 

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