«3+»-Boss wills wie die Neuseeländer machen
Eine Jury soll die TV-Gebühren verteilen!

Gebührengeld für TV-Inhalte statt für Sender: «3+»-Chef Dominik Kaiser sagt Blick.ch, warum ausgerechnet Neuseeland das Vorbild für unsere Fernseh-Landschaft sein soll.
Publiziert: 28.05.2015 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 11:35 Uhr
Will sich die Neuseeländer zum Vorbild nehmen: «3+»-Chef Dominik Kaiser.
Foto: Nik Hunger
Von Emanuel Gisi

Der Abstimmungskampf ums Radio- und TV-Gesetz (RTVG) läuft auf Hochtouren. Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler verunglimpft SRG-Generaldirektor Roger de Weck als Dieb.

De Weck wiederum greift die private Konkurrenz von «3+» an. «Den ‹Bachelor› empfinde ich als frauen- wie männerverachtend», sagt er der «Berner Zeitung». Ganz im Gegensatz zu «The Voice» oder «SRF bi de Lüt»: «Bei uns finden Sie nichts, das die Menschenwürde tangiert.»

«3+»-Chef Dominik Kaiser wehrt sich. «Der Service public, den die SRG gerne für sich proklamiert, ist zumindest im Bereich der Unterhaltung ein Mythos», schreibt er in der «NZZ». SRF habe sich längst dem Quotendruck unterworfen, orientiere sich im Unterhaltungsbereich an den grossen Privatsendern aus den Nachbarländern und verschwende dabei Billag-Gelder.

«The Voice» gäbe es auch ohne SRF

«Das Musik-Format ‹The Voice› ist ein gutes Beispiel. Die Sendung hätte es ohne einen Rappen Gebührengelder auch gegeben, produziert von 3+», sagt Kaiser auf Nachfrage von Blick.ch.

Seine Forderung: Die Vergabe der TV-Gebührengelder soll künftig an die Inhalte gekoppelt werden und nicht mehr an eine Institution.

Das Modell «Neuseeland»

Was heisst das konkret? «Im ersten Schritt müsste definiert werden, welche Programme öffentlich gefördert werden sollen», erklärt der «3+»-Chef erstmals, was ihm vorschwebt. «Diese würden dann ausgeschrieben. Es können aber auch eigene Ideen eingereicht werden. Jeder Produzent oder TV-Sender kann sich bewerben.»

Dafür gibt es bereits ein Vorbild. «In Neuseeland wird das schon so gemacht. Dort werden zum Beispiel Programme wie die Musik-Castingsendung ‹X-Factor›, Comedyformate oder Dramaserien gefördert.»

Eine unabhängige Instanz soll dann entscheiden, wer den Zuschlag für eine Sendung erhält. «Kriterien könnten sein: Inhalt der Sendungen, Produktionsqualität und Kosten. Weitere Kriterien wären denkbar.»

«Wir könnten günstiger und jünger produzieren»

Es gehe ihm nicht darum, die SRG schlecht zu machen, sagt Kaiser. «Das SRF macht sehr viele toll produzierte und interessante Sendungen. Wir könnten aber vielleicht die eine oder andere Sendung günstiger und auch auf ein jüngeres Zielpublikum zugeschnitten produzieren. Auch wären wir bei gewissen Sendungen schneller. Ich bin der grundsätzlichen Meinung: Konkurrenz belebt das Geschäft.»

Aber besteht dann nicht die Gefahr, dass sich private Anbieter die lukrativen Aufträge holen, die sich mit Werbeeinnahmen refinanzieren lassen und das SRF auf «unsexy» Nachrichten- und Hintergrundssendungen sitzen bleibt? «Gut finanzierte und produzierte News und Hintergrundssendungen sind sehr sexy. Ich glaube, auch bei diesem Modell würde der grösste Teil an Sendungen bei der SRG bleiben.»

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