Adolf Ogi erinnert sich an seinen Freund
«Kofi Annan war ein Anti-Politiker»

Kofi Annan ist am Samstagmorgen in einem Berner Spital gestorben. Alt Bundesrat Adolf Ogi stand ihm sehr nah.
Publiziert: 18.08.2018 um 13:18 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:09 Uhr
Waren beste Freunde: Annan und Ogi.
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Kofi Annan ist tot. Der frühere Generalsekretär der Uno (1997-2006) starb heute Samstag im Alter von 80 Jahren in einem Berner Spital. Als einer der ersten vom Tod erfahren hat Adolf Ogi (76). Der alt Bundesrat ist tief schockiert, als ihn SonntagsBlick telefonisch erreicht.

Beste Freunde gewesen

Ist am Samstag in einem Berner Spital gestorben: Kofi Annan. Links im Bild.
Foto: REUTERS
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Annan hatte Ogi 2001 zum Uno-Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden ernannt, ein Amt, das Ogi bis 2008 inne hatte – die beiden sind bis zuletzt gute Freunde geblieben. Ogi und Annan gingen regelmässig im Berner Oberland wandern, vor zwei Jahren waren sie zuletzt auf dem Jungfraujoch. Ogi hatte seinem Freund auch bei der Suche nach einem geeigneten Haus in Genf geholfen.

«Er war ein Anti-Politiker. Er war hochanständig, sehr aufmerksam und liebenswürdig. Darum genoss er auch eine so hohe Glaubwürdigkeit.» Das sagt Adolf Ogi über Kofi Annan – und natürlich trifft dieses Urteil auch auf ihn selbst zu. Diese Wesensverwandtschaft war denn auch der Grund, warum sich die beiden auf Anhieb gut miteinander verstanden. Und: Annans Glaubwürdigkeit innerhalb und ausserhalb der Uno war denn auch mit ein Grund, warum die Schweiz 2002 der Uno beigetreten ist.

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Nach kurzer Krankheit:Kofi Annan ist tot

«Vielleicht war Kofi Annan sogar zu anständig für das Amt des Uno-Generalsekretärs», sagt Ogi. «Er litt sehr, wenn die Dinge nicht den richtigen Lauf nahmen.» Beispiel: die Invasion der USA im Irak 2003. «Das geschah gegen den Willen von Kofi Annan. Wir telefonierten damals miteinander, er war verzweifelt.

Angespanntes Verhältnis

Sein Verhältnis zu den USA blieb denn auch immer angespannt, bis zum Ende seiner Amtszeit 2006.» Adolf Ogi ist sich sicher: Gerade in der heutigen Zeit mit grassierenden Nationalismus – in der Zeit der Putins, Trumps und Erdogans – würde ein Kofi Annan der Welt gut tun.

Als Adolf Ogis Sohn Mathias 2009 verstarb, kam Annan an die Beerdigung. «Er hat mich mit den Worten getröstet: In Afrika beerdigt man die Toten sehr rasch. In dieser Zeit ist man sehr, sehr traurig.

Wenn die Toten dann beerdigt sind, dann ruft man die schönen Momente ab wie einen Film.» Adolf Ogi hat seither viele schöne Momente mit seinem Mathias abgerufen. Im Fall von Kofi Annan ist es dafür noch zu früh. Adolf Ogi trauert um seinen Freund.

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