«Die Kommunikation ärgert uns»
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Drohender Erdrutsch in Luzern:«Die Kommunikation der Stadt ärgert uns»

«Könnte ohne Vorwarnung abstürzen»
Luzern ergreift Sofortmassnahmen wegen Felssturzgefahr am Gütsch

Die Lage im Gebiet Gütsch ist prekär. Aufgrund akuter Felssturzgefahr müssen die Behörden sofort handeln.
Publiziert: 13.09.2024 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2024 um 09:46 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Fels am Gütsch in Luzern ist in Bewegung
  • Sanierungskonzept soll den Fels sichern
  • 2016 mussten 125 Bewohner evakuiert werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Angela RosserJournalistin News

Die Stadt Luzern hat am Freitagvormittag über eine Felssturzgefahr beim Schlössli Schönegg im Gebiet Gütsch informiert. Nach aktuellem Wissensstand könne der Fels jederzeit ohne grosse Vorwarnung abstürzen.

Die Anwohnenden des Gefährdungsgebiets wurden am Donnerstagabend informiert und haben nur noch eingeschränkt Zugang zu ihren Häusern, teilte die Stadt mit. Die Felsmasse gefährdet den Gütschweg, das Portal des Gütschtunnels der SBB sowie talseitige Parkplätze.

Ungewissheit über Felssturz

Die Grafik zeigt die Situation am Gütsch in Luzern.
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Es seien 12'000 bis 13'000 Tonnen Fels instabil, erklärt Geologe Beat Keller an der Medienkonferenz. «Die Baustelle beim Schlösschen wird von Geologen eng begleitet und eine komische Kluft aus Lehm wurde entdeckt», so Keller weiter. «Kein Mensch weiss, wann es zum Absturz kommt», erklärt Keller weiter. Diese Kluft «ist ein Kind der Eiszeit», erklärt Müller weiter. Wie lange das noch halten wird, wisse niemand. Man gehe aber vom Schlimmsten aus, so der Geologe.

Wie «20 Minuten» von der Medienkonferenz berichtet, wurden laufende Bauarbeiten sofort eingestellt und eine automatische Überwachung eingerichtet. Diese Information erteilte Beda Müller, Bereichsleiter Siedlungsentwässerung und Naturgefahren der Stadt Luzern. Aufhalten lasse sich der Felssturz nicht, erklärt der Geologe. Aus diesem Grund müsse man den Fels sichern. 

Warnstufen eingerichtet

Es wurden drei Warnstufen eingerichtet. Bei der dritten Warnstufe, der Stufe rot, müssen alle die betroffenen Häuser und Wege verlassen und sich beim Versammlungspunkt einfinden. In den Häusern auf der Bergseite dürfen sich die Menschen nicht mehr aufhalten. Komplett gesperrt seien die Häuser aber nicht, so Meier. Weiter hätten auch noch nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner kontaktiert werden können, die Kontaktaufnahme laufe. Mit Stahlpalisaden soll «Energie aus dem Felsen» genommen werden, erklärt der Tiefbauamt-Leiter Daniel Meier an der Medienkonferenz. Die Sicherung des Felsens beginnt Ende September und soll bis 2025 abgeschlossen sein, so Müller weiter. Die erwähnten Stahlpalisaden werden um 13 Uhr am Freitagnachmittag eingeflogen.

Grafik zeigt betroffenes Gebiet.

Schadenpotenzial als «enorm» eingeschätzt

Der instabile Fels war bereits Mitte August entdeckt worden. Bei neuen Beurteilungen der Situation vom Donnerstag seien die Fachleute aber zum Schluss gekommen, dass sehr bald Steine oder Felsteile abstürzen könnten. Das Schadenpotenzial sei «enorm», teilte die Stadt mit. Der 5500 Kubikmeter grosse Fels bedroht nicht nur die vier Wohnhäuser im Gebiet, sondern auch die Zufahrtsgleise zum Bahnhof Luzern. Die 5500 Kubikmeter Gestein würden als Beispiel zwei olympische Schwimmbecken füllen, etwa zehn Einfamilienhäuser oder auch 186 Standard-LKW-Ladungen.

Bei Alarm des automatischen Überwachungs- und Alarmierungssystems wird die SBB-Linie automatisch gesperrt. Die Anwohnerinnen und Anwohner werden dann mit Warnleuchten und -hörnern auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Vorerst werde der Zugbetrieb aber aufrechterhalten, erklärt Marc Hauser, Leiter Geologie der SBB. 

Vor acht Jahren Hochhaus evakuiert

Zuletzt herrschte im Gebiet Gütsch im Januar 2016 Felssturzgefahr. Eine rund 20 Meter hohe Felspartie sei innert weniger Stunden rund 1,5 Millimeter in Bewegung geraten, hiess es damals. Es bestand die Gefahr, dass sich ein Felsbrocken lösen und auf die Siedlung niedergehen könnte. 125 Bewohnerinnen und Bewohner eines Wohnblockes wurden sicherheitshalber evakuiert. Der Felssturz 2016 hängt nicht mit der aktuellen Gefahrenlage zusammen.

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