Alarmiert wegen neuer Zahlen – Sucht Schweiz fordert Erhöhung der Biersteuer
«Ein Vollrausch kostet so viel wie ein Butterbrot»

Die Organisation Sucht Schweiz, die sich für Prävention bei legalen und illegalen Drogen starkmacht, fordert eine härtere Gangart beim Verkauf von Alkohol. Und kritisiert das Parlament.
Publiziert: 13.02.2018 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:50 Uhr
Die Suchttendenzen in der Schweizer Bevölkerung
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Warnung vor «aggressiver Online-Werbung»:Die Suchttendenzen in der Schweizer Bevölkerung
Vinzenz Greiner

Blonde sind zu billig. Zu diesem Schluss kommt Sucht Schweiz in ihrem «Suchtpanorama 2018». Ein halber Liter Bier sei für knapp 50 Rappen zu haben, hält die Organisation in ihrem heute Dienstag veröffentlichten Bericht fest.

«Ein Vollrausch kostet so viel wie ein Butterbrot», hebt Sucht Schweiz weiter hervor. Billiger Alkohol verträgt sich nicht mit dem Jugendschutz, so das Argument der Organisation, die sich für Suchtprävention starkmacht. «Der tiefe Preis und die hohe Verfügbarkeit kurbeln den Konsum an, gerade bei Jugendlichen, die sehr preissensibel reagieren.»

Seit zehn Jahren wird Alkohol immer billiger

Tatsächlich mussten Konsumenten, die zwischen 2012 und 2016 Bier im Supermarkt kauften, stetig weniger bezahlen. Das zeigt der neue Landesindex der Konsumentenpreise (LIK). Die Alkoholpreise im Detailhandel sinken – mit der Ausnahme einer Nullrunde 2013 – seit zehn Jahren.

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Im Vergleich zu 2016 stiegen die Bierpreise im vergangenen Jahr im Handel und der Gastronomie zwar leicht um 0,2 Prozent. Doch das neue Jahr spült wieder billiges Bier in den Handel: Im Januar kostete es laut aktuellem LIK im Schnitt 0,6 Prozent weniger als im Dezember.

Aggressive Online-Werbung für Alkohol

Teenager kostet ein Bierrausch also weniger. Über 26 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren konsumieren mindestens ein Mal pro Monat «risikoreich» Alkohol, wie das Bundesamt für Gesundheit für das Jahr 2016 ausweist. Bei den Schweizern bis 24 Jahren sind es noch mehr. In dieser Altersgruppe trinkt über ein Fünftel sogar wöchentlich riskant viel.

Sucht Schweiz ist besorgt. Denn «aggressive Online-Werbung» ziele auf Jugendliche ab. Alkohol werde «mit raffinierten Methoden» auch in sozialen Netzwerken beworben. Dass das Parlament vergangenen September sich für den seit 1964 verbotenen Ausschank von Alkohol an Autobahnraststätten ausgesprochen hatte, habe Symbolcharakter. Sucht Schweiz fasst zusammen: Das Parlament will weiter deregulieren und «begünstigt so die Entwicklung von Alkoholproblemen».

«Aus Präventionssicht gehört die Biersteuer erhöht»

Dies bezieht sich auch auf Bestrebungen, Bier noch günstiger zu machen. Im vergangenen Herbst hat die SVP-Fraktion im Nationalrat eine parlamentarische Initiative eingereicht. Diese fordert, die Biersteuer abzuschaffen. Das Argument der SVP: Die Steuer sei willkürlich. So gebe es etwa keine vergleichbare Steuer auf Wein, der einen höheren Alkoholgehalt aufweise. 

Sucht Schweiz wittert hier schlicht den Wunsch nach noch mehr Deregulierung. Zur Biersteuer schreibt sie im «Suchtpanorama»: «Aus Präventionssicht gehört sie nicht abgeschafft, vielmehr sollte die niedrige Steuer erhöht und für gesundheitliche Belange eingesetzt werden.»

Als Vorbild nennt Sucht Schweiz Länder, die gewisse Formen von Mindestpreisen für Alkoholika kennen – etwa Russland, Kanada und die Ukraine.

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