Andere Schweizer Openairs zeigen
Das Frauenfelder Konzept ist Müll!

Das neue Müllkonzept des Openair Frauenfeld brachte nicht den gewünschten Erfolg. Andere Schweizer Openairs sind beim Kampf gegen Littering erfolgreicher.
Publiziert: 14.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 17:34 Uhr
Im Meer der zurückgelassenen Zelte: «Noch immer wird zuviel Abfall von Gästen zurückgelassen», sagt Openair-Sprecher Joachim Bodmer.
Foto: Joseph Khakshouri
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Von Gregory Remez

Das Openair Frauenfeld ist wieder zu Sauenfeld geworden. Dabei hat es St.Gallen vorgemacht, wie es (ein bisschen) besser geht – mit einem seit 2014 obligatorischen Zeltdepot. Für jedes Zelt, das die Besucher mit auf das Festivalgelände nehmen, müssen sie 20 Franken Depot hinterlegen.

Und tatsächlich: Das neue Müllkonzept hat sich für die Veranstalter bereits ausgezahlt. Von den rund 12'500 aufgebauten Zelten blieben im Sittertobel heuer nur deren 1875 stehen – 85 Prozent der Zelte wurden also wieder mit nach Hause genommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um zehn Prozent.

«Das Wetter und das Plakettenkonzept, welches verhinderte, dass eine Person immer wieder zurückkommen und das Depot für weitere Zelte abholen konnte, waren bestimmt Gründe für die gestiegene Zahl an mitgenommenen Zelten», sagt der Vizepräsident des St.Galler Openair, Cyrill Stadler, zum «Tagblatt». Ausserdem sei das Depot-Konzept den Besuchern vertrauter gewesen als noch 2014.

Blachen-Verbot auf dem Gurten

Noch weiter geht man auf dem Gurten: auf dem Berner Hausberg sind lediglich 2er-Iglu Zelte erlaubt, sämtliche andere Ausrüstungsgegenstände wie Blachen oder Stühle sind im Gegensatz zu anderen Festivals nicht erlaubt. Sämtliche Getränke werden nur in Mehrwegbechern abgegeben, für die genauso ein Depot verlangt wird, wie für das Mehrweg-Geschirr.

Beim Eingang in die Sleeping Zone erhalten die Besucher einen 35-Liter-Abfallsack. Wer ihn am Ende des Festivals zurückbringt, erhält ein Überraschungsgeschenk. Gemäss Veranstalter war der Rücklauf in den vergangenen Jahren gut, 7000 bis 8000 Stück seien jeweils zusammen gekommen. Allerdings gehe auch am Berner Festival der Trend Richtung Wegwerfgesellschaft.

Verlosung in Frauenfeld

Und in Frauenfeld? Da hätte dieses Jahr auch alles anders werden sollen. Mit einem neuen Müllkonzept wollten die Verantwortlichen den Abfallbergen endgültig den Kampf ansagen. Alle Besucher, die den Müll trennten, PET-Flaschen zurückbrachten und ihre Campingausrüstung wieder mitnahmen, wurden belohnt: Sie durften an einer einer Verlosung teilnehmen, bei der es Festivaltickets fürs nächste Jahr, T-Shirts, Kopfhörer oder Taschen zu gewinnen gab.

Ausserdem führte das Festival die Drei-Liter-Regel ein. So durfte man neu nicht mehr als ein Sixpack Bier aufs Gelände mtbringen, prompt hagelte es Abzock-Vorwürfe.

Der gewünschte Effekt ist allerdings ausgebleiben. Im Vergleich zum Zeltdepot von St.Gallen scheint das Frauenfelder Belohnungssystem zahnlos. Zwar findet Festivalsprecher Joachim Bodmer, es habe «massiv weniger Müll als im letzten Jahr» gegeben, doch die Bilder vom Festivalgelände sprechen eine andere Sprache.

Sie unterscheiden sich kaum vom Vorjahr: Einmal mehr türmten sich auf dem Gelände meterhoch Zelte, Stühle und Lebensmittelreste der rund 133'000 Gäste. Wie viele Tonnen Müll es in diesem Jahr waren, ist noch nicht bekannt. Ein Vergleich mit 2014 wird aber wegen des unterschiedlichen Wetters schwierig: «Der Müll war letztes Jahr wegen des Schlamms schwerer», sagt Bodmer.

Klar ist einzig: Das Frauenfelder Konzept ist Müll!

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