Attila Hildmann (40) ruft zu Shitstorm gegen Luzerner Hotel auf – Direktor klagt
«Unsere Rezeptionistinnen wurden am Telefon obszön angegangen»

Der polizeilich gesuchte Attila Hildmann (40) hetzt auf Telegram gegen das Luzerner Kurhotel Sonnmatt. Dort hagelt es seither böse Telefonate und Mails.
Publiziert: 03.06.2021 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2021 um 21:14 Uhr
Michael Sahli

Ex-Starkoch Attila Hildmann (40) wird noch immer per Haftbefehl gesucht, wegen Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Drohung. Seine Tatwaffe: Die App Telegram, wo er seine über 100'000 Anhänger mit Antisemitismus und wirren Verschwörungstheorien eindeckt. Jetzt hat das ehemalige Vegan-Aushängeschild ein Luzerner Hotel ins Visier genommen – und fordert seine Anhänger auf, den Betrieb mit Anrufen und Mails einzudecken.

Hildmann spricht in einer Audionachricht von einem «sadistischen Arbeitgeber» und fordert dazu auf, dem Kurhotel Sonnmatt die Meinung zu sagen. Auch Adresse und Telefonnummer des Betriebs publiziert der Flüchtige, der mutmasslich in der Türkei untergetaucht ist.

«Hat sich wohl geweigert, ihre DNA per Spritze zu ändern»

Hintergrund der Tirade: Das Kurhotel, das sich als «Wohlfühlort für ältere Menschen» bewirbt und auch medizinische Dienstleistungen anbietet, hatte einer Pflegeassistentin (49) gekündigt. Diese wollte sich nicht impfen lassen und ist sich sicher, dass hier der Grund für die Entlassung liegt, wie sie gegenüber «20 Minuten» sagte. Die Hotel-Verantwortlichen rechtfertigten sich gegenüber dem Blatt: «Für eine Kündigung gibt es immer multifaktorielle, in Krisenzeiten insbesondere ökonomische Gründe.»

Das ehemalige Vegan-Aushängeschild Attila Hildmann (40) ruft zum Shitstorm gegen ein Luzerner Hotel auf.
Foto: imago images/Stefan Zeitz
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Es gab beim Hotel trotzdem mehrere Dutzend Telefonate, erklärt Direktor Urs Niffeler gegenüber Blick: «Einige waren sachlich, andere ohne Niveau und Stil. Unsere Rezeptionistinnen wurden teils persönlich und obszön angegangen und ich wurde Faschist genannt.» Trotzdem habe er sich die Anrufer durchstellen lassen, so der Direktor. «Wir sind ein offenes Haus und sind gewohnt, mit allen Leuten umzugehen. Grundsätzlich verwahren wir uns gegen diese Vorwürfe und behalten uns rechtliche Schritte vor. Ich hoffe nun, dass sich die Situation schnell wieder beruhigt.»

Dutzende Anrufe, viele Beleidigungen

Daneben habe es auch positives Feedback gegeben, sagt der Direktor: «Es gab Leute, die sich bedankten, dass wir uns für die Gesundheit unserer Gäste einsetzen. Bei uns sind viele vulnerable Gäste und wir wollen deren Anspruch auf Sicherheit ernst nehmen.»

Das Kurhotel Sonnmatt ist nicht der erste Betrieb, der schlechte Erfahrungen mit Shitstorm-Aufrufen auf Telegram machen musste. Ende April traf es den Swiss Holiday Park in Morschach SZ (Blick berichtete): Wegen einer Auseinandersetzung um ein nicht akzeptiertes Maskenattest wurde aufgerufen, beim Betrieb aufzumarschieren. Trotz grossem Polizeieinsatz und Kontrollen schafften es rund zehn Corona-Aktivisten zum Hotel.

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