Aus der Redaktion der «Schweizer Familie»
Neuer Protestbrief gegen Tamedia aufgetaucht

Die Mediengruppe Tamedia kommt nicht zur Ruhe. Ein «Mobbing-Regime» soll vorherrschen – so der Vorwurf. Jetzt melden sich weitere Betroffene zu Wort.
Publiziert: 18.02.2023 um 14:18 Uhr

Es wird immer ungemütlicher für die Tamedia-Geschäftsleitung. Nachdem «Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani (56) im «Spiegel» ihre Erfahrungen mit Mobbing und Sexismus publik machte, taucht nun ein neuer Protestbrief auf. Aus der Redaktion der «Schweizer Familie». Ein Grossteil der Angestellten hätte unterschrieben, so steht es im Wochenend-Newsletter der Republik.

Einmal mehr wird der Vorwurf nach Mobbing, Sexismus und Diskriminierung laut. Bereits im März 2021 kritisierten 78 Frauen aus verschiedenen Tamedia-Redaktionen in einem Brief an die Chefetage das männerdominierte, frauendiskriminierende Betriebsklima. Wie eine Auswertung der Republik zeigt, arbeiten heute ein Drittel der Unterzeichnerinnen nicht mehr bei Tamedia. Die Missstände sind seit Jahren bekannt.

Brisantes Mail an die Tamedia-Personalabteilung

So zeigen Recherchen von SRF, dass die Personalabteilung des Verlagshauses bereits 2014 vom Fehlverhalten in der «Magazin»-Chefredaktion gewusst haben soll. Dies belegten Dokumente, die SRF vorliegen, aber auch Aussagen von mehreren ehemaligen «Magazin»-Mitarbeitenden. Spätestens im Januar 2015 wurde die Personalabteilung zudem über konkrete Vorfälle informiert. Ein Beispiel sind die Hakenkreuz-Zeichnungen des damaligen Magazin-Chefredaktors Finn Canonica (57), so die Republik in einer Recherche vom Samstag.

Ein Brief der Redaktion der «Schweizer Familie» bringt die Mediengruppe Tamedia weiter in Bedrängnis.
Foto: Keystone
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Ein «Magazin»-Mitarbeiter führt in einem E-Mail an die Tamedia-Personalabteilung «eine lange Liste mutmasslicher Verfehlungen Canonicas» auf. Das Schreiben liegt der Republik vor. Darin heisst es weiter: «Dass es noch andere schlimme Geschichten gibt, wissen Sie aus meinen früheren Erzählungen (Stichwort: Hakenkreuz).» Das E-Mail endet mit den Worten: «Ich wollte es doch gesagt haben, damit Tamedia später nicht sagen kann: Herrgott, wenn wir das gewusst hätten!» Passiert ist trotzdem nichts.

Chefredaktor weist Vorwürfe zurück

Auch dem SonntagsBlick liegen Dokumente vor, die zeigen, dass Mitarbeiterinnen, die sich wegen des Fehlverhaltens eines Vorgesetzten gemeldet hatten, mehrere Monate warten mussten, bis die Personalabteilung reagierte.

In verschiedenen Gesprächen mit aktuellen und ehemaligen Tamedia-Mitarbeitenden ist der Republik zu Ohren gekommen, weshalb es seit Jahren keine Fortschritte gebe. Dabei fiel immer wieder der Name von Arthur Rutishauser (57), der Chefredaktor aller Tamedia-Zeitungen. Dieser wehrt sich gegenüber der Republik vehement gegen die Vorwürfe: «Arbeitskonflikte bin ich immer angegangen und habe möglichst unaufgeregt nach guten Lösungen gesucht.» (abt)

«Es braucht einen Kulturwandel»

Der Gang an die Öffentlichkeit von Anuschka Roshani hat in der Branche einen Stein ins Rollen gebracht. So haben mittlerweile auch andere Journalistinnen ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit Sexismus, Mobbing und Machtmissbrauch publik gemacht. Darunter die Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri (45). Sie wirft einem SRF-Redaktor vor, sie vor 20 Jahren als Praktikantin beim Medienhaus sexuell belästigt zu haben. Dieser sei heute in einer leitenden Funktion im Medienhaus tätig. SRF hat eine Untersuchung eingeleitet. In der Folge haben sich weitere SRF-Mitarbeitende mit eigenen Erlebnissen beim Schweizer Syndikat Medienschaffender gemeldet, wie dieses gegenüber Watson bestätigt.

Auch bei der Gewerkschaft für Medienschaffende Syndicom haben sich in den letzten Tagen vermehrt Journalistinnen gemeldet, die Ähnliches erlebt haben. Alleine in den letzten Wochen seien es gut ein Dutzend gewesen, sagt Sprecherin Romi Hofer. «Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.» Für Syndicom ist klar: In vielen Medienkonzernen herrsche ein strukturelles Sexismus- und Mobbingproblem, Vorfälle blieben oft ohne richtige Konsequenzen. Es brauche nichts weniger als einen Kulturwandel auf den Redaktionen.

Der Gang an die Öffentlichkeit von Anuschka Roshani hat in der Branche einen Stein ins Rollen gebracht. So haben mittlerweile auch andere Journalistinnen ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit Sexismus, Mobbing und Machtmissbrauch publik gemacht. Darunter die Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri (45). Sie wirft einem SRF-Redaktor vor, sie vor 20 Jahren als Praktikantin beim Medienhaus sexuell belästigt zu haben. Dieser sei heute in einer leitenden Funktion im Medienhaus tätig. SRF hat eine Untersuchung eingeleitet. In der Folge haben sich weitere SRF-Mitarbeitende mit eigenen Erlebnissen beim Schweizer Syndikat Medienschaffender gemeldet, wie dieses gegenüber Watson bestätigt.

Auch bei der Gewerkschaft für Medienschaffende Syndicom haben sich in den letzten Tagen vermehrt Journalistinnen gemeldet, die Ähnliches erlebt haben. Alleine in den letzten Wochen seien es gut ein Dutzend gewesen, sagt Sprecherin Romi Hofer. «Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.» Für Syndicom ist klar: In vielen Medienkonzernen herrsche ein strukturelles Sexismus- und Mobbingproblem, Vorfälle blieben oft ohne richtige Konsequenzen. Es brauche nichts weniger als einen Kulturwandel auf den Redaktionen.

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