Weihnachtszeit ist Päckli-Diebe-Zeit

Als sie nach Hause kam, war der Adventskalender weg

Céline TrachselReporterin

Ein halber Adventskalender fehlt in Pratteln BL – die erste Hälfte ihres online bestellten Geschenks für ihre Nichte ist bei Sarah K.* (28) noch eingetroffen, doch das zweite Paket der Lieferung ist verschwunden. «Ich habe eine Zustellmeldung der Post erhalten, dass das zweite Päckli da sei, doch als ich abends nach Hause kam, war es unauffindbar», erzählt K. «Immerhin haben die Diebe nur einen halben Adventskalender – das ist irgendwie Karma.»

Sie hatte den Adventskalender mit den 24 Geschenken voller Süssigkeiten vorige Woche online bestellt. Als die zweite Lieferung mit den verbleibenden zwölf Fresspäckli im Hauseingang unauffindbar bleibt, kontaktiert Sarah K. den Onlineshop. «Sie waren dann so lieb, mir die zweite Hälfte noch einmal zu senden. Das ist äusserst kulant. Sonst hätte ich einen ganzen Adventskalender neu bestellen müssen und wäre auf den Kosten sitzengeblieben. Denn die Post haftet nicht, wie sie mir mitteilte.»

«Könnte an der Vorweihnachtszeit liegen»

Auf Facebook macht die bestohlene Frau ihrem Ärger Luft. Und erfährt: In Pratteln kommen derzeit reihenweise Päckli weg. «Das könnte an der Vorweihnachtszeit liegen. Ich finde das besonders gemein, denn viele von den jetzt bestellten Paketen sind Weihnachtsgeschenke.»

Mehr zum Thema

Päckli-Dieb-Opfer

Als Gabriela C. nach Hause kam, war der Milchkasten leer

Post-Transporter ausgeraubt

Tessiner Polizei sucht geschniegelten Päckli-Dieb

Ihr Adventskalender sei auffällig weihnachtlich dekoriert gewesen – mit Bildern von Samichläusen und Rentieren drauf. «Wahrscheinlich war es ein Gelegenheitsdiebstahl – irgendjemand, der dachte, das könne sie oder er vielleicht seinen Kindern mitbringen.»

Auch im Nachbardorf Kaiseraugst AG hat ein gemeiner Dieb einen online bestellten Adventskalender mitgehen lassen. Jennifer Hardy (37) erhielt von DHL ebenfalls eine Zustellmeldung, inklusive Foto ihres Pakets vor der Haustüre. Doch als Hardys Tochter am Mittag nach Hause kommt, muss auch sie feststellen, dass vom Päckli jede Spur fehlt. «Wer macht denn so was?», ärgert sich die Bestohlene.

Besonders in dieser Jahreszeit sei das extrafies. «Meine Tochter hat sich so sehr auf den Adventskalender gefreut.» Auch sie glaubt an einen Gelegenheitsdiebstahl. «Das Bittere ist: Den Adventskalender von Victoria's Secret habe ich in den USA bestellt. Und jetzt liefern sie plötzlich nicht mehr in die Schweiz. Ich kann ihn also nicht nachbestellen.» Sie habe damit 180 Franken verloren.

Kunde muss selber für den Schaden aufkommen

Laut Post haftet der Empfänger selber für den Schaden, wenn sie das Paket im Hauseingang deponiert hat. «Wenn der Pöstler ein Paket korrekt zugestellt hat, geht die Haftung von der Post auf den Kunden über», sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer. «Wir verstehen aber sehr gut, dass der Ärger und die Enttäuschung bei unseren Kundinnen und Kunden gross ist, wenn Pakete gestohlen werden.» Hat der Kunde explizit verfügt, dass man die Pakete nicht im Hauseingang deponieren darf, hätte das Paket als nicht korrekt zugestellt gegolten und der Spediteur hätte die Haftung übernommen – das war jedoch bei beiden Bestohlenen nicht der Fall.

Die Baselbieter Polizei stellt derzeit zwar keinen Anstieg der Paket-Diebstähle in Pratteln fest. Doch Mediensprecher Roland Walter sagt: «Es ist davon auszugehen, dass in der Vorweihnachtszeit vermehrt Pakete versendet und daher wohl auch mehr Pakete gestohlen werden.» Eine Anzeige bei der Polizei lohne sich auf jeden Fall, um «Schwerpunkte und Hotspots festzustellen, die wir in unsere tägliche Lagebeurteilung einbauen können».

*Name der Redaktion bekannt