Bluttat beim Basler SBB-Bahnhof
Brutale Hammerattacke auf französischen Top-Banker

Ein 63-jähriger Franzose wurde im Juni in Basel mit einem Hammer auf offener Strasse attackiert. Wie sich nun herausstellt, handelt es sich beim Opfer um einen Top-Bankmanager. Die Kriminalpolizei ermittelt, ob der Angriff politisch motiviert war.
Publiziert: 28.09.2022 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2022 um 15:07 Uhr

Nach einer blutigen Hammerattacke beim Basler SBB-Bahnhof musste ein Elsässer (63) ins Spital eingeliefert werden. Die Staatsanwaltschaft berichtete in einer Medienmitteilung vom Angriff: Der mutmassliche Angreifer, ein 39-jähriger Schweizer, habe nicht aufgehört, auf sein Opfer einzuschlagen – selbst als der Mann am Boden lag. Passanten griffen ein und überwältigten den Täter.

Wie sich jetzt herausstellt, ist das Opfer kein Unbekannter: Gemäss «Tages-Anzeiger»-Recherchen handelt es sich um François Villeroy de Galhau, einen der einflussreichsten Franzosen. Seit 2015 ist er der Gouverneur der Zentralbank Banque de France. Er zählt zu den weltweit wichtigsten und angesehensten Notenbankern. Derzeit ist er auch Präsident des Verwaltungsrats der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Er wollte zum Jahrestreffen, landete aber im Spital

Der Hauptsitz der BIZ befindet sich in einem markanten Hochhaus in Basel – nur einen Steinwurf vom SBB-Bahnhof entfernt. Dort hielt sie am 26. Juni, dem Tag der Hammer-Attacke, ihr Jahrestreffen ab.

François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Zentralbank Banque de France, ist im Juni in Basel mit einem Hammer angegriffen worden.
Foto: imago/IP3press
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François Villeroy de Galhau überquerte den Centralbahnplatz gegen 18.30 Uhr. Ein Mann näherte sich ihm und schlug von hinten mit einem Hammer auf seinen Kopf. Der Bankmanager ging zu Boden. Nachdem Passanten eingeschritten waren, konnte die Polizei einen Tatverdächtigen festnehmen.

Geplantes Attentat?

Was steckt hinter dem Angriff auf einen der wirtschaftspolitisch mächtigsten Männer der Welt? Laut dem Zwischenentscheid des Basler Appellationsgerichts, das dem «Tages-Anzeiger» vorliegt, hat der Angriff «Züge eines Attentats». Weiter schreibt das Gericht, dass «ein politischer oder ideologischer Hintergrund des Angriffs denkbar» sei.

Der mutmassliche Täter befindet sich in Untersuchungshaft. Dagegen habe er sich erfolglos gewehrt. Es müsse «ernsthaft befürchtet werden», dass der Mann den Notenbanker erneut angreife oder eine andere schwere Gewalttat begehe.

Der Verdächtige benahm sich laut Basler Kriminalpolizei psychisch auffällig. Zudem verfügte er offenbar über Kenntnisse zum Opfer, die über Allgemeinwissen hinausgehen. Deshalb ermittelt die Polizei von Beginn an, ob die Tat politisch motiviert war.

Verdächtiger beteuert Unschuld

Nach seiner Festnahme soll der Tatverdächtige einer Rechtsmedizinerin gesagt haben, er habe «im Nachhinein herausgefunden», dass das Opfer ein «Finanzchef von irgendwo» sei. Die Polizei schliesst aber mit grosser Wahrscheinlichkeit aus, dass der Beschuldigte dies von den anwesenden Polizisten erfahren habe. Laut einem Zeugen ist der Beschuldigte – nachdem er zwei, drei Runden auf dem Centralbahnplatz gedreht hatte – direkt auf Villeroy de Galhau zugegangen und hat ihn mit dem Hammer attackiert.

Der Beschuldigte hingegen habe von einer Verwechslung gesprochen. Er sei gar nicht der Täter. Laut seiner Aussage wurde er vom tatsächlichen Täter von hinten gestossen. Als er zu Boden fiel, habe er den dort liegenden Hammer ergriffen. Dementsprechend habe er lediglich Pech gehabt, dass er ausgerechnet dann den Hammer in der Hand hielt, als sich alle Augen auf ihn gerichtet hätten.

Dem widersprechen aber mehrere Zeugen: Keiner von ihnen habe einen anderen Täter gesehen.

In psychiatrischer Klinik wegen Cannabis-Konsum

Laut dem Basler Appellationsgericht benahm sich der Verhaftete in den Einvernahmen sonderbar und wirkte sehr zerstreut. Er behauptete demnach, seine Aussagen würden falsch protokolliert oder man wollte ihm «Sachen unterjubeln». Sogar gegenüber seinem Verteidiger soll er sich misstrauisch gezeigt haben.

Nun werde ein psychiatrisches Gutachten erstellt. Zudem soll eine Gefährlichkeitsprognose weiter Aufschluss geben. Laut eigenen Angaben hatte der 39-Jährige im Jahr 2014 ein Burn-out. Der Grund sei vornehmlich sein Cannabis-Konsum gewesen. Deshalb sei er in einer psychiatrischen Klinik und bei einem Arzt behandelt worden.

Der Strafprozess findet voraussichtlich im kommenden Jahr statt. (bab)

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