Fiese Pilze sorgen für Zoff in Brandschutzfirma in Binningen BL
Um Schimmels Willen!

Schon drei Angestellte haben die Firma Primus AG in Binningen BL aus Angst wegen ihrer Gesundheit verlassen. Denn: Im Akten-Keller spriessen Schimmelpilze an den Wänden.
Publiziert: 24.10.2018 um 01:44 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 08:49 Uhr
Beat Michel

Sie haben ihren Job bei der Brandschutzfirma Primus AG in Binningen BL geliebt – und trotzdem gekündigt. «Wir waren gesundheitlich am Ende. Der Schimmelpilz im Keller hat uns krank gemacht», sagt der Ex-Angestellte Andrea O.* – er und zwei ehemalige Mitarbeiter haben sich bei BLICK gemeldet. 

Sie fordern schon lange, dass die Firma endlich den feuchten Keller saniert. Seit Jahren wird gekämpft: Vergeblich, wie sie sagen. Darum sind sie gegangen. Sie haben BLICK diverse Fotos von Anfang 2017 und von vergangener Woche geschickt. Auf den Aufnahmen ist deutlich zu sehen, wie feucht die Wände sind: Die dunklen Verfärbungen stammen vom Schimmel.

Blutige Ausschläge im Intimbereich

Andrea O. ging mit seinen Beschwerden zum Arzt: «Ich hatte bis in den Intimbereich blutende Ausschläge. Es hat erst aufgehört, als ich die Firma verlassen habe.» Der Arzt bestätigt einen chronischen Hautausschlag. Möglicher Grund: Pilzerkrankung. BLICK liegt der ärztliche Befund vor.

Bilder vom Januar 2017 aus dem Schimmelkeller der Brandschutzfirma Primus. Eigentlich sollte in der feuchten Umgebung kein Papier lagern.
Foto: Zvg
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Auch zwei weitere ehemalige Angestellte litten unter Ausschlägen. Eine von ihnen habe während acht Jahren das Problem immer wieder der Geschäftsleitung nahegelegt. Als schliesslich die Suva auf einer Begehung bestand, kassierte sie die Kündigung. Begründung: Unruhestiftung in der Firma.

Aktuelle Fotos zeigen, wie die Firma im Keller Papier für die Drucker und Briefpapier lagert. «Die Jungen mussten die Schränke befüllen», sagt ein ehemaliger Angestellter. «Es ist nicht so, dass im Keller nur Akten gelagert werden», sagt er. «Man muss regelmässig in den Keller.»

Angestellte gaben heimlich Gutachten in Auftrag

Im Januar 2017 nimmt ein Mitarbeiter in seiner Not im Keller heimlich Proben – und schickt sie an eine Spezialfirma. Die Resultate sind beunruhigend: Zwei Schimmelpilzgattungen haben «ein relativ hohes gesundheitsbeeinträchtigendes Potenzial». Der Experte rät, den Raum nur mit Atemschutzmasken zu betreten.

Suva rät, Schimmel zu entfernen

Im April 2017 schaut sich die Suva den Keller an. In dem E-Mail, das BLICK vorliegt, stellen die Experten Salzausblühungen und feuchte Stellen fest. Die Suva empfiehlt einen allfälligen Schimmelpilzbefall zu entfernen. Ausserdem sollte im Keller kein Papier lagern und die Türe zum Büro immer verschlossen sein. Weiter rät die Suva, den Angestellten Atemschutzmasken zur Verfügung zu stellen.

Doch: Die Ratschläge werden von der Firma nicht konsequent umgesetzt. BLICK erhält aktuelle Fotos, die das zeigen. Noch immer lagern Papier und Aktenordner mitten im feuchten Keller.

Firma spricht von Racheakt

Die Geschäftsleitung der Firma reagierte genervt auf die BLICK-Anfrage. Es handle sich um einen Racheakt «einer Person, bei welcher das Arbeitsverhältnis beendet werden musste», schreibt Reto Tschan, Leiter der Finanzen. Und: Die Kellerräume würden als Archiv- und Lagerräume genutzt. Es gäbe keine Arbeitsplätze dort. Durch die Digitalisierung seien viele Archivierungen elektronisch vorhanden. Fast niemand müsse mehr in den Keller.

Weiter schreibt die Firma, dass die Suva zwar einen Schimmelpilzbefall festgestellt habe, aber der liege im üblichen Rahmen für alte Häuser. Zudem habe die Suva auch keine zwingenden Auflagen gemacht.

* Name geändert

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