«Sie kann nichts mehr sagen – sie ist ja tot»
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War es Notwehr?Kosovare Bamir T. (56) ersticht Schwiegertochter (†24)

In Pratteln BL von Schwiegervater erstochen
Jetzt reden die Freundinnen von Adelina (†24)

Adelina T. (†24) wurde am Samstag in einer Wohnung in Pratteln BL von ihrem Schwiegervater erstochen. Nachdem die Täterfamilie dem Opfer die Schuld in die Schuhe schob, wehren sich nun die Freunde der Verstorbenen – und zeichnen ein ganz anderes Bild.
Publiziert: 23.06.2020 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2020 um 18:42 Uhr
Enes T. (27) ist der Mann des Todesopfers von Pratteln. Er bezeichnete seine Frau Adelina T. (†24) als geldgierig und streitsüchtig. Er hatte eine Scheidung ins Auge gefasst.
Foto: Zvg
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Céline Trachsel, Fabian Vogt, Nicolas Lurati und Johannes Hillig

Die unglückliche Ehe von Adelina (†24) und Enes T.* (27) endete am Samstag mit dem Tod der jungen Frau. Die Mutter eines vierjährigen Buben hatte ihre Schwiegereltern in deren Wohnung aufgesucht, nachdem sie von den Scheidungsplänen ihres Mannes erfahren hatte. Dort wurde sie mit einem Messer getötet – durch die Hand von Bamir T.* (56), der daraufhin verhaftet wurde.

Laut Michael Lutz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Baselland, wurde der mutmassliche Täter nun in Untersuchungshaft gesetzt. Lutz bestätigt, dass es sich dabei um den Schwiegervater des Opfers handelt.

Angst vor der Familie des Täters

Die Familie von Bamir T. schob nach der Tat dem Opfer die Schuld in die Schuhe. «Er handelte womöglich in Notwehr. Vielleicht ging seine Schwiegertochter auf ihn los», sagte ein Vertreter der Familie am Sonntag zu BLICK. «Er selber wurde auch verletzt, an der Hand.» Auch Enes T. liess im BLICK kein gutes Haar an seiner eigenen verstorbenen Ehefrau: Sie sei geldgierig, streitsüchtig und aggressiv gewesen, habe seine Eltern oft beleidigt und bedroht.

Vorwürfe, die die Freunde von Adelina T. so nicht stehen lassen können. Albana* war mit Adelina befreundet. Aus Angst vor der Täterfamilie will sie aber anonym bleiben. «Einer aus dieser Familie ist schliesslich ein Mörder.»

«Er war sehr, sehr eifersüchtig»

Über Adelina T. kann sie nur Gutes berichten. «Sie war zu allen lieb und anständig, hat hart geschuftet», erzählt Albana. «Doch ihr Ehemann war sehr, sehr eifersüchtig. Schon eine frühere Ehe ging deswegen in die Brüche.» So hätte Enes T. nicht akzeptiert, dass seine Frau mit Männern zusammenarbeite. «Ich glaube, sie musste deswegen die Stelle wechseln. Sicher nicht, weil sie mit jemandem eine Schlägerei angezettelt hatte, wie er behauptete.»

Geldgierig sei Adelina nie gewesen. «Das Paar hatte finanzielle Probleme, das stimmt. Aber sie war sehr besorgt, mitzuhelfen, damit es ihnen besser ging.» Doch Enes T. habe das Ersparte seiner Frau verprasst. «Ihr ging es in dieser Ehe nicht gut, doch sie liebte ihren Mann trotzdem sehr und kümmerte sich liebevoll um den Buben.»

Aufgeplatzte Lippen, Kratzer und blaue Flecken

Auch Adelinas Freundin Emira* zeichnet ein anderes Bild des Opfers: «Adelina war eine gute Mutter und Hausfrau. Sie hat sich zu Hause um alles gekümmert, versuchte immer, eine gute Frau zu sein. Doch sie erzählte mir, dass ihre Schwiegereltern nie mit ihr zufrieden waren – egal, was sie tat.» Das Todesopfer sei zwar unglücklich gewesen, aber trotzdem bemüht, die Ehe irgendwie zu retten.

«Ich glaube, sie wurde auch geschlagen», erzählt Emira. «Ich sah ihre aufgeplatzten Lippen, die Kratzer und blauen Flecken.» Vor drei Wochen sei die Polizei zur Wohnung des jungen Paars ausgerückt. «Adelina wollte sich daraufhin bei Sozialarbeitern Hilfe suchen. Und jetzt kann ihr niemand mehr helfen.» Der Ausgang der Geschichte sei einfach nur traurig.

«Sie ist sicher nicht die Schuldige»

Emira und Albana sind empört über all das Schlechte, das die Täterfamilie über das Todesopfer berichtet. Albana meint: «Sie ist sicher nicht die Schuldige. Sie ist ja tot und kann nichts mehr dazu sagen.» Sie hält jegliche Aussagen der Täterfamilie für Schutzbehauptungen.

Emira und Albana sind ob der Tat tief erschüttert. Emira: «Eine junge Frau hat ihr Leben verloren und ein kleiner Bub hat jetzt keine Mutter mehr.»

*Namen geändert

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