«Pipa hatte Bisswunden am Bauch und an den Hinterbeinen»
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Nachbar zu Bengal-Kater:«Pipa hatte Bisswunden am Bauch und an den Hinterbeinen»

Tierischer Zoff im Basler Hirzbrunnenquartier
Bewohner bibbern wegen bissigem Bengal-Büsi

Getötete Hühner, Chaos im Haus, Jagdszenen, verletzte und verängstigte Schmusetiger. All das soll gemäss Bewohnern des Basler Hirzbrunnenquartiers auf das Konto eines Tiers gehen: Bengalkater Malou.
Publiziert: 09.03.2023 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2023 um 17:32 Uhr
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Nicolas LuratiReporter News

Tina K.* (33) aus dem Basler Hirzbrunnenquartier vermisst ihre Hühner: «Der unkastrierte Bengalkater Malou tötete elf Stück!», sagt sie zu Blick. «Er jagte unsere zahmen Haushühner und verspeiste sie teilweise lebendig.» Einige dieser Angriffe im eigenen Garten habe sie mitansehen müssen. «Meine drei kleinen Kinder waren dabei. Es war für alle schockierend. Ich konnte nächtelang nicht schlafen.»

Bei Peter (68) und Susanne (71) Waldmeier, die an der Riehenstrasse wohnen, soll der zweieinhalbjährige Bengalkater gar im Haus drin sein Unwesen getrieben haben. Der Rentner, der selbst ein Büsi hat, erzählt: «Malou war schon zweimal bei uns im Haus. Er riss Vorhänge runter und veranstaltete Unordnung.» Und: «Er attackierte mehrere Male unsere Katze Mika.» Seine Frau ergänzt: «Mika ist wegen Malou im Dauerstress.»

Während Katzendame Mika (9) die Attacken überlebt, widerfährt Huhn Trudi ein anderes Schicksal: Kater Malou macht die Henne von Tina K. zu seiner Mahlzeit, wie die Quartierbewohnerin erzählt. K. erinnert sich: «Es war an Weihnachten 2021. Ich sah, wie Malou an Trudi herumzerrt.» K. eilt zum Tatort. «Er war sie schon am fressen.» Dann sei Malou weggerannt. «Die Henne war in Schockstarre. Ihre Augen blinzelten aber noch.» Kurz darauf ist Trudi tot.

In flagranti erwischt: Hier rupft Bengalkater Malou ein Huhn.
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«Die Kinder gaben allen Hühnern einen Namen»

Dass ein solches Verhalten bei einer Bengalkatze aber nicht ungewöhnlich ist, betonte der Schweizer Tierschutz (STS) im Februar in einer Medienmitteilung. Das «ausgeprägte Jagdgeschick» könne «für die einheimische Fauna eine Gefahr darstellen». Und: «Im Freilauf kommt es häufig zu massiven Konflikten mit anderen Katzen.» Bei Bengalkatzen handle es sich um Abkömmlinge aus der Kreuzung der Hauskatze mit einer asiatischen Wildkatzenart, also um eine Hybridkatze, wie es der STS definiert. Er rät davon ab, solche Tiere zu halten.

Das nützt Tina K. nicht viel. Sie hat keine Hühner mehr. «Es ist schade, wir hatten sie so gern», sagt K. «Die Kinder gaben allen einen Namen. Die Hühneranlage – inklusive Stall – war unser Lockdown-Projekt.»

Andere Quartier-Bewohner haben Angst wegen des bissigen Basler Bengal-Büsis. Einer von ihnen ist Christoph Studer (68). Er wohnt an der Hirzbrunnenstrasse. In seinem Haus beherbergt der Rentner Katzendame Pipa (6).

Studer erzählt, dass Malou seine Pipa oft beim Katzentürli abpasse. Und: Er habe schon mehrmals Pipa und Kater Malou beim Streit beobachtet. «Sie waren ineinander verkeilt. Einmal rannte ich hin, um Pipa zu helfen und verscheuchte Malou mit einem Besen.»

Der Pensionär berichtet auch von mehreren Tierarztbesuchen. «Pipa hatte Bisswunden am Bauch und an den Hinterbeinen.» Der Hauptverdächtige aus Studers Sicht: «Malou!» Seit den Angriffen gehe Pipa kaum mehr raus. «Ab und zu wagt sie sich ein paar Meter nach draussen. Dann riecht sie, dass Malou hier war – und rast wieder ins Haus zurück.»

«Malou ist ein Problemkater»

Auch Ruth Scholer (69) machte schon Bekanntschaft mit dem herumtigernden Malou. Die Rentnerin sagt, sie habe beobachten müssen, wie der Bengalkater ihre Katzendame Sissy (8) durch die Gegend jagte. Scholer stellt klar: «Sissy hat Angst vor ihm. Sie geht nur noch raus in den Garten, wenn ich es auch tue.»

Wegen dieser Schilderungen der Nachbarn und seinen eigenen Erlebnissen fällt Christoph Studers Fazit klar aus: «Malou ist ein Problemkater, der die anderen Hauskatzen in der Gegend verängstigt. Um das Problem zu lösen, müsste man Malou fremdplatzieren oder ihn einschläfern.»

Einer, der das Problem nicht sehe, sei Malous Besitzer, sagt Studer. «Wir Betroffenen haben alles versucht, um mit ihm eine Lösung zu suchen. Schriftlich und mit einem persönlichen Gespräch.» Es habe nichts geholfen.

Der Besitzer von Malou sagt auf Blick-Anfrage, dass es in diesem Fall «wohl leider» keine Lösung gebe, die allen passen würde. «Die Kriminalisierung von Tierverhalten und -interaktionen» finde er «bedauerlich». Und er erwähnt auch einen «unsäglichen», anonymen Leserbrief in der Quartierzeitung: In Folge dieses Briefs sei sein Kater, der sich als Heranwachsender gerade seinen Platz im katzenreichen Quartier gesucht habe, stigmatisiert worden.

«Sie zeigte mir Fotos von erlegten Hühnern»

Zur ehemaligen Hennenbesitzerin Tina K. habe er persönlichen Kontakt gehabt, so der Malou-Besitzer. Dies sei über ein Jahr her. «Damals sprachen wir über ihre Zierhühner, die in einem nach oben nicht abgeschlossenen Käfig gehalten wurden. Sie zeigte mir Fotos von erlegten Hühnern und von Malou. Die dortige Käfiganlage wurde in der Folge wohl an die Erfordernisse angepasst. Die Schilderungen schienen plausibel, bestätigen kann ich sie natürlich nicht.»

Allgemein sagt der Besitzer von Malou, dass die Abstammung seines Katers gegenüber dem Basler Veterinäramt belegt worden sei. «Das Veterinäramt hat daraufhin verfügt, dass Malou ohne jegliche Auflagen zu halten ist und auch der Freigang ausdrücklich genehmigt und erwünscht ist.» Michel Laszlo, Kantonstierarzt Basel-Stadt, widerspricht jedoch dieser letzten Aussage des Besitzers: «Das ist nicht korrekt, wir erlassen keine Verfügungen zum Freigang von Katzen.»

Zum konkreten Fall Malou dürfe er keine Auskunft erteilen, sagt der Kantonstierarzt weiter. Grundsätzlich wünscht er jedoch, «dass sich Züchter und Halter besonderer Rassen bewusst sind, welche Verantwortung sie (auch gegenüber der Gesellschaft) tragen». Und dass sie «sich auch mit der möglichen Tragweite und Konsequenzen der Haltung speziell von besonderen Tierarten oder Rassen auseinandersetzen».

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