Weit weg vom Netflix-Glamour
Das kaputte Leben der Drogenbarone

Schuldenberge trotz Tonnen-Deals mit Kokain, dreckige Schuppen statt prunkvolle Paläste, ein Tod im Knast oder in der Gosse – den mächtigsten Drogenbossen der Welt ergeht es gegen Ende fast immer ziemlich dreckig.
Publiziert: 12.01.2023 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2023 um 10:47 Uhr
Céline Trachsel
Céline TrachselReporterin

Der Fall des kolumbianischen Koks-Händlers, der in Basel vor Gericht kommt, zeigt eindrücklich: Mit Drogen dealen ist ein Drecksgeschäft. Alvaro H.* (47), der im kolumbianischen «Clan del Golfo» zu den Kaderleuten gehörte, musste hier in der Schweiz selber Drogen verticken, um über die Runden zu kommen.

Er hatte Betreibungen und war teilweise sogar beim Sozialamt gemeldet. Zu viel Geld hatte er ins Ausland geschickt, sodass er in Basel in einer heruntergekommenen Liegenschaft wohnte, wo nur Sozialfälle verkehren. Und selbst diese Miete blieb er manchmal schuldig.

Auf Mallorca hatte er sich dagegen eine Finca gekauft, und seinen Verwandten schickte er regelmässig Tausende oder gar Zehntausende Franken nach Spanien – aber in Basel war Alvaro H. ganz unten angekommen.

Wurde in Medellín auf der Flucht von einem Sondereinsatzteam erschossen: Drogenbaron Pablo Escobar.
Foto: AFP
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Erschossen oder bis zum Tod inhaftiert

Während Drogenbarone in Filmen wie «Scarface» oder Serien wie «Narcos» ein Glitzerleben mit Partys, Drogen, Frauen und in grossem Reichtum führen, sieht die Realität meist anders aus.

Kolumbiens berühmtester Drogenboss Pablo Escobar (1949–1993) musste sich am Ende in einfachen Häusern und Wohnungen verstecken, bis er schliesslich auf der Flucht vor der Polizei erschossen wurde. Andere einflussreiche Drogenhändler sitzen bis zum Tod in ihren Zellen, meist in US-Gefängnissen. Wie etwa der mexikanische Joaquín «El Chapo» Guzmán (65). Und er hat keinerlei Aussicht, jemals wieder freizukommen.

Als Bauer verkleidet auf der Flucht

Auch das Leben von Rafael Caro Quintero (70), dem «Narco der Narcos» und Mitbegründer des mexikanischen Guadalajara-Kartells, ist alles andere als schön. Er wurde mit Mitte 30 verhaftet, kam mit 60 Jahren nochmals frei, um erneut auf der Liste der meistgesuchten Drogenbarone zu landen. Neun Jahre lang versteckte er sich in kleinen Hütten im Sinaloa-Gebirge.

Eine mexikanische Journalistin, die ihn mehrmals traf, berichtete, wie er in dauernder Angst vor US-Drohnen immer den Himmel beobachtete. Wie er immer bewaffnete Sicherheitsleute um sich hatte. Und wie er sich als einfacher Bauer kleidete, um in den Dörfern nicht aufzufallen. Im Sommer 2022 wurde er gefasst. Vor seiner Verhaftung hatte er sich in dichten Büschen versteckt – ein Polizeihund spürte ihn auf.

Italienischer Mafiaboss hauste in einem Schuppen

Anderes Land, gleiche Geschichte. Der italienische Mafiaboss Bernardo Provenzano (1933–2016) lebte bis zu seiner Verhaftung in einem Drecksloch. Nach 43 Jahren auf der Flucht wurde der 50-fache Mörder im Jahr 2006 im Alter von 73 Jahren von der italienischen Polizei in einem verwahrlosten Schuppen nahe der Mafia-Hochburg Corleone festgenommen. Kommuniziert hatte der ehemalige «Boss der Bosse» mit der Aussenwelt nur noch mit Zettelchen, auf denen er den letzten verbliebenen Gefolgsleuten mitteilte, wenn er frische Wäsche brauchte.

Er kam in Einzelhaft und wurde depressiv. Hinzu kamen eine Hepatitis-C-Erkrankung, Erinnerungslücken und ein Prostatakarzinom. 2012 versuchte er, sich im Gefängnis das Leben zu nehmen. Provenzano starb 2016 im Alter von 83 Jahren in einem Spital, wo er bis zuletzt unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen bewacht wurde.

* Name geändert

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