Behalten sie ihre Aktien?
Sika-Familie krebst zurück

Die Sika-Erben denken offenbar darüber nach, ihr Aktienpaket zu behalten.
Publiziert: 09.04.2017 um 04:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:50 Uhr
Urs F. Burkhard:
Foto: Blick

Der Sika-Erbenfamilie Burkard wird bewusst, dass der Verkauf des Zuger Baustoffherstellers für sie und die Firma schlecht ist. Wie Recherchen der SonntagsZeitung zeigen, denken die fünf Geschwister erstmals darüber nach, ihr Aktienpaket zu behalten.

Nach aussen sagt die Familie weiterhin: «Es ist unser fester Wille und bleibt unser gemeinsames Ziel, diese Transaktion mit Saint-Gobain erfolgreich abschliessen zu können.» Doch hinter den Kulissen, gegenüber ausgewählten Bankenanalysten, sagt Familienvertreter Urs Burkard etwas ganz anderes.

Das zeigt ein vertrauliches Gesprächsprotokoll, das Analyst Phil Roseberg vom US-Vermögensverwalter Bernstein am 28. Februar einer Handvoll institutioneller Anleger zukommen liess. Darin beschreibt er, was ihm Burkard eine Woche zuvor während eines zweistündigen Gesprächs gesagt hatte. «Die Familie gibt zu, dass die gegenwärtige Struktur des Deals ungeschickt ist und die Firma zerstören wird, wenn Saint-Gobain in zwei Jahren die Macht übernimmt», so Roseberg. «Sie beginnen zu realisieren, dass es einen Unterschied ausmacht, ob eine Familie der Ankeraktionär ist oder ein Unternehmen, das einen Ertrag aus dem investierten Kapital erzielen muss und deshalb Kostensynergien schaffen wird, um den Deal zu rechtfertigen.» Das berichtet die Sonntagszeitung.

Kurs verdoppelte sich seit Bekanntgabe des Verkaufs

Der französische Konzern würde mit einem Aktienanteil von bloss 16 Prozent die Stimmrechtsmehrheit von 52 Prozent erhalten und damit Sika nach Belieben kontrollieren. Dank den Stimmrechts­aktien der Burkards könnte er sich Sika also günstig einverleiben. Und zu seinen Gunsten Sparmassnahmen durchsetzen. «Dieser potenzielle Interessenkonflikt ist der Familie bewusst», sagt Edwin van der Geest, Berater der Familie, der die Treffen mit den Analysten arrangierte.

Seit Bekanntgabe des Verkaufs am 8. Dezember 2014 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Damit ist die ursprünglich vereinbarte Prämie von 1,22 Milliarden Franken oder 80 Prozent auf den damaligen Aktienkurs von noch gut 400 Millionen Franken oder 14 Prozent geschrumpft.

Familie erwägt, Aktienanteile zu behalten

Die Prämie wird weiter schmelzen und sich gar in eine Minus-Prämie verwandeln, wenn der Aktienkurs so stark ansteigt, wie die Analysten mehrheitlich erwarten. Die Familie Burkard macht sich deshalb Gedanken, ihr Aktienpaket zu behalten, falls das Bundesgericht den Verkauf an Saint-Gobain blockiert. «Die Familie realisiert langsam, dass der Deal weder in ihrem Interesse noch im Interesse von Sika ist», schreibt Roseberg in seinem vertraulichen Protokoll, das die Sonntagszeitung zitiert. «Wir erhielten den Eindruck, dass sie es lieber hätte, ihre Eigentumsrechte zurückzuerlangen, als die Firma zu verkaufen.»

Ein Bericht von UBS-Analyst Patrick Rafaisz, der im Februar mit Urs Burkard ebenfalls ein langes Gespräch führte, bestätigt diese Version. Er schreibt, falls die Familie das Gerichtsverfahren verliere, verspürten sie «keinen Druck, unmittelbar einen potenziellen neuen strategischen Käufer zu finden». Und weiter: «In Wirklichkeit wäre es für sie eine Option, der Hauptaktionär zu bleiben.»

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