2200 Vorfälle gemeldet – Zahlen innert eines Jahres verdoppelt
Angriffe auf Berner Spitalangestellte nehmen zu

Die Gewaltvorfälle in den Spitälern des Kantons Bern häufen sich. Im vergangenen Jahr hat die Zahl gewalttätiger Patienten stark zugenommen. Jetzt wird mehr Unterstützung für Pflegekräfte verlangt.
Publiziert: 15.01.2024 um 11:18 Uhr

«Die Fälle von körperlicher, verbaler und sexueller Gewalt gegen Mitarbeitende im Inselspital haben in den letzten Jahren stetig zugenommen», bestätigt Mediensprecher Didier Plaschy einen entsprechenden Bericht von Radio Energy. In solchen Gefahrensituationen verständigt das Pflegepersonal den hauseigenen Sicherheitsdienst. Dieser wurde im Jahr 2023 knapp 2200 Mal alarmiert. 

Mehr Patienten bedeuten auch mehr Gewaltvorfälle – besonders an Wochenenden und Feiertagen verzeichnet die Inselgruppe viele Gewalttaten. Dies habe jedoch nichts mit der Schliessung der regionalen Spitäler zu tun.

Besonders betroffen: die Notaufnahme des Inselspitals. Rund 90 Prozent aller Fälle ereignen sich dort, so der Mediensprecher. «Sie stellt einen Brennpunkt der Aggression dar», erklärt Plaschy Radio Energy. Innerhalb von fünf Jahren haben sich die Vorfälle auf der Insel fast verdoppelt: Wurde der interne Sicherheitsdienst 2018 rund 1200 Mal alarmiert, waren es 2023 bereits 2200 Mal.

Gewaltausbrüche von Patienten in Berner Spitälern nehmen zu. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch
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«Solche Vorfälle können traumatisch sein»

«Vor 20 Jahren war es unvorstellbar, dass man Ärztinnen, das Pflegepersonal oder Rettungskräfte angreift», so Christina Schumacher, stellvertretende Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK). Doch das habe sich geändert, sagt sie gegenüber der «Berner Zeitung».

«Häufig sind es Patienten, die sehr betrunken oder unter dem Einfluss von anderen Substanzen eingeliefert werden und deshalb völlig ausser sich sind», berichtet Schumacher, die selbst Teilzeit als Pflegefachfrau arbeitet. Auch psychische Erkrankungen, Demenz und Sprachprobleme können Gewaltausbrüche beeinflussen.

Treffen sich Kontrahenten nach einem Unfall, einer Schlägerei oder einem anderen Konflikt in der Notaufnahme wieder, setzen sie dort ihren Streit fort. Doch auch von den Stationen erhält der Verband entsprechende Meldungen. Wichtig sei laut Schumacher eine enge Betreuung nach den Gewaltvorfällen: «Solche Vorfälle können traumatisch sein und Angestellte dazu bewegen, den Beruf zu verlassen.»

Deeskalierende Massnahmen in Spitälern

Aber auch in anderen Spitälern häufen sich die Gewaltvorfälle. Die Betriebe der Hirslanden- und Lindenhofgruppe in Frutigen, Interlaken und Langenthal melden ebenfalls eine Zunahme, so die «Berner Zeitung». Als Reaktion werden dem Personal Deeskalations- und Selbstverteidigungskurse angeboten.

Laut Insel-Sprecher Plaschy werden auch in der Insel-Gruppe deeskalierende Massnahmen umgesetzt. Konzepte werden erarbeitet, Mitarbeiter geschult – und zum Schutz des Pflegepersonals werden Teile des Spitals videoüberwacht. Das Sicherheitsdispositiv hält der Sprecher für ausreichend. (gs)

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