Berner Forscher wissens
Darum erhöhen Blutdruck-Medikamente das Diabetesrisiko

Warum erhöhen Blutdruck-Medikamente das Diabetesrisiko? Dieser Frage haben sich Berner Forscher gewidmet – und eine überraschende Antwort gefunden.
Publiziert: 17.05.2023 um 12:10 Uhr

Weit verbreitete Blutdruckmedikamente erhöhen das Diabetesrisiko. Das ist seit Langem bekannt. Ein Berner Forschungsteam hat nun herausgefunden, warum.

Die sogenannten Thiazide hemmen ein spezielles Enzym, das für die Ausschüttung von Insulin zentral ist, wie die Universität Bern am Mittwoch mitteilte. Die Forschenden der Universität und des Inselspitals Bern publizierten die Resultate kürzlich im Fachblatt «Journal of the American Society of Nephrology».

Hoher Blutdruck in der Schweiz weit verbreitet

Thiazide gehören seit etwa sechs Jahrzehnten zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten gegen Bluthochdruck. Je nach Studie erhöhen sie das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 20 bis 50 Prozent. «Aufgrund dieser unvorhersehbaren und unzureichend verstandenen Nebenwirkungen verzichten viele Ärztinnen und Ärzte auf den Einsatz dieser klinisch wirksamen, überall verfügbaren und kostengünstigen Medikamente», schrieben die Forschenden in der Studie. Deshalb sei es wichtig, diese Wissenslücke zu schliessen.

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Der Bedarf an Blutdruck senkenden Medikamenten sei indes sehr gross. In der Schweiz hat laut Mitteilung jede zweite Person über 65 Jahren zu hohen Blutdruck. Dieser erhöht nachweislich das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Demenz, Hirnschlag, Hirnblutung, Herzinfarkt oder Niereninsuffizienz.

Hohen Blutdruck kann man auch ohne Medikamente senken
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Enzym macht Probleme

Die nun publizierte Studie hat zum ersten Mal gezeigt, dass Thiazide das Enzym Carboanhydrase 5b hemmen. Dieses Enzym scheint laut den Forschenden also entscheidend für die normale Insulinausschüttung zu sein.

«Nun gilt es, die Funktion und Regulation der Carboanhydrase 5b in den Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse noch besser zu untersuchen, um so die Entwicklung von Diabetes beim Menschen besser zu verstehen und die Grundlagen für neue Behandlungsansätze zu legen», sagte Studienleiter Daniel Fuster. (SDA)

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