Junge Autovermieter aus Pieterlen BE sind verzweifelt
«Ein Kunde klaute uns einen Lamborghini und einen Mercedes»

Michael Facchinetti (25) und seine Freundin Deborah Fracasso (24) aus Pieterlen BE sind verzweifelt. Als Autovermieter haben sie sich ein Geschäft aufgebaut. Doch ein Kunde klaute zwei ihrer Luxusschlitten. Jetzt sind sie finanziell am Ende.
Publiziert: 06.04.2021 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2021 um 17:58 Uhr
Céline Trachsel und Luisa Ita

Fünf Jahre lang haben Michael Facchinetti (25) und seine Freundin Deborah Fracasso (24) aus Pieterlen BE geschuftet und jeden Rappen beiseite gelegt, um eine eigene Firma zu gründen.

Mit der Autovermietung «DM Prestige Cars» erfüllten sie sich im April 2020 diesen Traum. Sie kauften einen Lamborghini, um ihn zu vermieten. Mit den ersten 90'000 Franken Mieteinnahmen ergänzten sie ihr Angebot um einen Mercedes G63 AMG.

Doch nun sind beide Autos weg! Gestohlen von einem Kunden. Und obwohl sie den Namen des Diebes kennen, hilft angeblich nicht einmal die Polizei.

Dieser Mann soll zwei Luxuskarossen geklaut haben.
Foto: zvg
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Beim dritten Mal schlug der Kunde zu

«Der Kunde aus Genf hatte die beiden Fahrzeuge zweimal für je zwei Wochen gemietet und wieder zurückgebracht», erzählt Michael Facchinetti. «Er war sehr freundlich, vertrauensvoll und seriös. Er mietete die Fahrzeuge über seine Firma, und alle Angaben stimmten. Bei der zweiten Rückgabe überreichte er uns sogar ein kleines Geschenk.»

Beim dritten Mal mietet der Genfer den Lambo und den AMG für einen ganzen Monat. Er bezahlt im Voraus. Doch gegen Ende der Miet-Dauer erhält das Besitzer-Pärchen plötzlich einen Brief vom Strassenverkehrsamt. Beide Fahrzeuge wurden ausgelöst. «Ich rief den Kunden sofort an. Er behauptete, er habe die Fahrzeuge selber einlösen müssen, um einen Kredit zu erhalten. Wir waren damit absolut nicht einverstanden und verlangten die Autos sofort zurück.»

Doch immer wieder werden sie vertröstet. «Morgen, morgen, sagte er immer. Ich solle keine Angst haben, er bringe die Autos zurück.» Doch irgendwann fährt das Paar mit Freunden nach Genf, um den Mieter zur Rede zu stellen. «Er sagte, die Autos würden in einem Hangar stehen, und der Hangar-Besitzer sei in Monaco», erzählt Facchinetti. Das erwies sich später als Lüge.

Ein Fall für die Justiz

Das Paar kehrt ohne Autos, aber mit einem unter Druck unterzeichneten Vertrag heim. «Darin stand, dass er die Fahrzeuge zurückbringen muss. Aber es war eine weitere Masche, denn er behielt sich in einer Klausel offen, dass er die Autos behalten kann. Am nächsten Tag gingen wir zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Doch wegen des Vertrags wollten sie diese nicht entgegennehmen.»

Also geht das Pärchen zu einem Anwalt. «Jetzt läuft eine Zivilklage gegen die Firma des Genfers – aber es ist ein Netzwerk von Betrugsfirmen. Wenn sie nicht mehr existieren, ist am Ende nichts mehr zurückzuholen.»

Der Fall liegt laut den Bestohlenen mittlerweile bei der Genfer Staatsanwaltschaft, doch auch die Kantonspolizei Bern scheint involviert. Diese bestätigt auf Anfrage von BLICK nämlich, Kenntnis zu haben vom Fall und derzeit weitere Abklärungen zu tätigen. BLICK versucht auch mit dem mutmasslichen Betrüger Kontakt aufzunehmen, doch alle Versuche scheitern. Er ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Und von der Versicherung haben die Eigentümer angeblich bislang auch noch kein Geld gekriegt. Facchinetti: «Sie nennen es Vertrauensbruch und nicht Diebstahl. Deshalb sahen wir bisher keinen Rappen.»

«Wir haben schlaflose Nächte»

Das Paar hat seit dem Diebstahl vor zwei Monaten keine Einnahmen mehr. «Aber wir haben offene Rechnungen und einen Kredit zum Abzahlen, unser Erspartes ging bereits drauf. Wir haben schlaflose Nächte und Depressionen», sagt Facchinetti.

Für das Paar mahlen die Mühlen der Justiz viel zu langsam. Kommt hinzu: Der Dieb will die Autos nun verkaufen. «Freunde haben die Anzeigen im Internet entdeckt und sich darauf gemeldet, um die Fahrzeuge zu besichtigen, aber auch sie wurden immer wieder vertröstet.»

Facchinetti ist sich sicher: «Da steckt ein ganzer Clan dahinter»

Michael Facchinetti nahm also direkt mit dem Verkäufer Kontakt auf und sagte ihm, dass die Autos ihm gehören. «Er behauptete, dass er von unserem Dieb selber betrogen wurde und drohte uns sogar. Wir denken, dass es ein ganzer Clan ist und alle mit drin hängen.» Nun habe das Paar auch Angst vor den Drohungen. «Aber die Polizei ist uns immer noch keine Hilfe.»

Mit dem Publikmachen seiner Geschichte will Facchinetti andere Autovermieter warnen. «Und ich möchte, dass die Polizei ihre Arbeit erledigt. Zudem sollten die Versicherungen ihre Augen öffnen: Wenn das Fahrzeug weg ist, ist es ein Diebstahl, nichts anderes. Komisch ist doch auch, dass eine Privatperson einen fremden Fahrzeugausweis einfach annullieren lassen kann. Das sollte doch nicht möglich sein.»

Wenn niemand helfe, dann stehe das Paar vor dem nichts. Facchinetti: «So etwas sollte in der Schweiz doch einfach nicht möglich sein!»

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