Sozialhilfe-Empfänger verwüstet frisch renoviertes Studio
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In Zäzwil BE:Sozialhilfe-Empfänger verwüstet frisch renoviertes Studio

Margrit Rayher (74) aus Zäziwil BE ist verzweifelt
Sozialhilfeempfänger hinterliess Rentnerin Ekel-Wohnung

Margrit Rayher (74) aus Reutenen bei Zäziwil BE ist verzweifelt: Ein Sozialhilfeempfänger mietete eine Wohnung in ihrem Haus, haute ab und hinterliess eine Sauerei. BLICK war in der Ekel-Wohnung.
Publiziert: 13.04.2020 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 16:49 Uhr
Nicolas Lurati (Text) und Selina Berner (Fotos)

Emmentaler Idylle pur. Waldstücke säumen die Hügel. Verstreut ein paar Bauernhöfe. In Reutenen über Zäziwil BE steht das gepflegte Haus von Margrit Rayher (74).

Doch der Schein trügt. Rayher ist verzweifelt. Der Grund liegt hinter der Tür neben ihrem Hauseingang. Dort vermietete die pensionierte Wirtin eine kleine Wohnung an einen Mann um die 50. «Er ist Sozialhilfeempfänger», erklärt Rayher. Jetzt sei der Mann weg. Nur: «Ich habe keine Kündigung erhalten.»

Müll und Dreck

Rayher ist hilflos. «Ich weiss nicht, was ich tun soll.» Die Wohnung steht leer, ist vermüllt und verdreckt. Anfang Oktober 2019 sei der Ekel-Mieter ausgezogen, erklärt Rayher. Sie wisse nicht, wohin. Und: «Seit Ende September 2019 erhalte ich keine Miete mehr.»

Margrit Rayher (74) aus Reutenen bei Zäziwil ist verzweifelt.
Foto: Selina Berner
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Aufgenommen hatte Rayher den Sozialfall, weil sie ein grosses Herz hat: «Er tat mir leid.» Das war 2017. Sie habe keine Referenzen über ihn eingeholt. Und keinen Betreibungsauszug verlangt. Bald merkt Rayher, dass der Mann überfordert ist mit dem Alleinewohnen. «Er hätte in ein betreutes Wohnen gehen sollen.» Doch er blieb.

Haare, Speisereste, leere Flaschen

Februar 2020: Rayher zeigt BLICK die Ekel-Wohnung. Es stinkt. «Schlimmer als in einem Saustall», so die Rentnerin und ergänzt: «In einem Saustall weiss man wenigstens, warum es stinkt.»

Überall liegen Haare herum. «Hundehaare», erklärt Rayher. Dazu Speisereste, leere Schnaps- und Bierflaschen. Auch im Schlafgemach herrscht Chaos. «Er hat Bilder und den Fernseher zerschlagen.» Sie habe Angst vor dem Mieter gehabt: «Er trug einen grossen Hut und hatte lange, fettige Haare.»

Im Badezimmer hat es auf dem Duschboden braune Flecken. Der Abfluss ist voll mit Haaren. In der WC-Schüssel schwimmt eine rot-braune Flüssigkeit. Alles ist vollgesprenkelt mit dunklen Punkten.

Unklar, wer Reinigung und Schäden begleicht

Rayher ist überfordert. Sie hat in den letzten Monaten einiges versäumt. Wer kommt für die Schäden auf? Wer zahlt die Reinigung? Das alles hat sie nicht abgeklärt. «Ich hätte nie gedacht, dass Mieter solche Probleme machen können.»

Überforderte Vermieter – ein Problem, das Thomas Oberle (62) vom Hauseigentümerverband (HEV) gut kennt: «Es reicht als Vermieter nicht, einfach nur einen Mietvertrag aufzusetzen», sagt er zu BLICK. «Es müssen etwa auch Referenzen und der Betreibungsauszug eingeholt werden. Wenn ich keine Ahnung und keine Erfahrung in Mietangelegenheiten habe, sollte ich lieber einen Experten aufbieten, der mir hilft.»

Der HEV-Jurist rät: «Die Vermieterin im Fall Emmental muss das Mietverhältnis schleunigst künden. Spätestens wenn der zweite Mietzins ausbleibt, rate ich Vermietern, dem Mieter eine Zahlungsfrist von 30 Tagen mit Kündigungsandrohung anzusetzen. Geht der Mieter nicht darauf ein, sollte der Vermieter ausserordentlich kündigen. Man spricht dann von einer Zahlungsverzugskündigung.»

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