Mega-Bschiss in der Baubranche
Wie Clans die Suva um Millionen betrügen

Neue Betrugsmasche von Clans aus dem Westbalkan: Statt Sozialleistungsbeiträge der Arbeiter zu bezahlen, schieben die Grossunternehmen alles Subunternehmen zu. Doch diese existieren nicht.
Publiziert: 13.03.2024 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2024 um 08:57 Uhr

Wenn Arbeiter auf dem Bau Arbeiten verrichten, müssen ihnen die Bauunternehmen unter anderem Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Doch eine neue Betrugsmasche in den Gipser-, Eisenleger- und Gerüstbau-Branchen zeigt, dass viele Bauunternehmen diese Zahlungen umgehen. Dahinter steckt ein grosses Betrugsnetz, dominiert von Clans aus dem Westbalkan, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt.

Ein solcher Betrug wird in einem Urteil des Berner Verwaltungsgerichts geschildert. Eine Baufirma im Kanton Bern bietet viele Dienstleistungen an, darunter Eisenlegung und Bauarbeiten aller Art. Nun bekommt die Firma einen Bauauftrag und schickt sogleich Arbeiter, um diese zu erledigen. Diesen Arbeitern müsste die Firma Sozialversicherungsbeiträge zahlen – tut sie aber nicht. Statt die Beiträge normal zu begleichen, gibt die Firma an, die Bauarbeiten an unabhängige Subunternehmen abgegeben zu haben.

Doch auch die Subunternehmen bezahlen keine Sozialversicherungsbeiträge. Denn sobald die Rechnung für die Sozialversicherungsbeiträge herein flattert, gibt es diese offiziell gar nicht mehr, sie sind «wirtschaftlich inaktiv». Sie haben stattdessen Besitzer und Kanton gewechselt und beschäftigen keine Arbeiter mehr, wie die Zeitung weiter schreibt. In diesem Fall konnte die Suva nachweisen, dass die grosse Eisenlegerfirma die Subunternehmen nur zum Schein eingesetzt hatte, um die Zahlungen zu umgehen. Damit sparen sich die grossen Firmen Millionenbeträge.

Die Eisenleger-Branche hat mit Betrugsfällen zu kämpfen. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Betrugsnetz von Clans aus dem Westbalkan

Meist häufen sich die Betrugsfälle in der Bau-Branche, besonders bei Eisenlegern, im Gerüstbau und bei Gipsern. Diese Branchen sind wiederum oft in den Händen von Clans aus dem Westbalkan. Ihr grosser Vorteil: Ohne Eisenleger geht auf Baustellen nichts. Und da sie sich die Sozialversicherungsbeiträge «sparen», können sie ihre Dienste billiger anpreisen – und verdrängen so häufig die ehrlichen Unternehmen vom Markt.

Laut einem Kenner der Szene, der gegenüber dem «St. Galler Tagblatt» aussagt, werden vielfach arbeitslose Arbeiter angeheuert, die bereits Unfall-Taggeld, Renten oder Sozialhilfe kassieren. Auch illegale Arbeiter vom Balkan werden von den dubiosen Firmen eingesetzt. Fliegen sie auf, bekommen sie eine Busse, werden ausgewiesen – und sind nach ein paar Tagen zurück in der Schweiz. (mgf)

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